Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (4) Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch in diesem Jahr werden wir als verfasste Zahnärzteschaft die Gesundheitspolitik konstruktiv- kritisch begleiten. Und 2020 gibt es reichlich Gelegenheiten, dies zu tun: - Mit Sicherheit bleibt der Struktur- wandel bei den Formen der zahn- ärztlichen Berufsausübung auch 2020 ein Top-Thema. Noch nie ist dem Nachwuchs die Vereinbarkeit von Beruf und Familie so wichtig gewesen. Bereits jetzt arbeiten von 70.000 Kolleginnen und Kollegen gut 20.000 als Angestellte. - Eng verbunden damit ist die Ent- wicklung bei den Dentalgesellschaf- ten. Gleiche Rechte, aber auch gleiche Pflichten für Praxen und Gesellschaften – im Interesse des Patientenschutzes – ist unsere Forderung. Den Strukturwandel nehmen wir nicht nur zur Kennt- nis – wir diskutieren praktikable Zukunftsmodelle. Denn Wandel sollte Verbesserung sein. - In 2020 werden die Vorstellungen der Kommission zur Novellierung der ärztlichen Vergütungssysteme EBM und GOÄ diskutiert. Diese Entwicklungen könnten als Blau- pause für die Zahnärzteschaft die- nen. Darauf müssen wir uns inhalt- lich wie strategisch vorbereiten und die vorliegenden Modelle und Überlegungen einbeziehen. - Schlussendlich reichen 30 Jahre Stillstand bei der GOZ. Viele Pra- xen ächzen ganz gehörig unter den laufenden Praxiskosten, die seit 1988, als die GOZ das letzte Mal festgelegt wurde, um satte 60 Prozent gestiegen sind. Unsere große Berufsgruppe zu ignorieren, ist nicht nur unfair, sondern un- klug. Denn wir sind sehr wohl systemrelevant, die Zahnmedizin liefert einen beachtlichen ökonomi- schen Fußabdruck: Jahr für Jahr er- wirtschaften die Zahnarztpraxen hierzulande 36 Milliarden Euro an Wertschöpfung, mehr als 600.000 Arbeitsplätze sind unmittelbar mit den zahnärztlichen Praxen verbunden. Damit können wir im Gesundheitswesen selbstbewusst auftreten. - Nicht zuletzt ist auch die Umsetzung der europäischen Verhältnismäßig- keitsrichtlinie eine Herausforde- rung: Es wäre fatal, wenn Fachfrem- de die Fachaufsicht über unseren Beruf bekämen. - Ein zentrales Versorgungsthema bleibt auch die Parodontitisthera- pie. Sie auf einen Stand zu bringen, der den aktuellen wissenschaftli- chen Erkenntnissen entspricht, ist unser erklärtes Ziel. Die entspre- chende Methodenbewertung im Gemeinsamen Bundesausschuss für die Erneuerung der Parodontitis- therapie im GKV-Leistungskatalog ist fast abgeschlossen. Wir sind zuversichtlich, dass wir Ende 2020 im G-BA eine neue Richtlinie verab- schieden können. - Auch die Digitalisierung des Gesund- heitswesens wird die Zahnärzte- schaft im Jahr 2020 weiter beschäf- tigen. Trotz Fristen und Sanktionen im Digitale Versorgung-Gesetz, die aus unserer Sicht kontraproduktiv und demotivierend sind, wollen wir die Digitalisierung voranbrin- gen, um echte Innovationen und Bürokratieentlastung zu fördern. Wir wollen diese Entwicklung sinn- voll ausgestalten. Gleichzeitig ver- suchen wir, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Praxen vor Überforderung durch unnötige Auflagen, Kontrollen und Büro- kratie zu schützen. Die rechtliche Basis für den elektronischen Heil- und Kostenplan und das elektroni- sche Antrags- und Genehmigungs- verfahren steht bereits – gemein- sam mit dem elektronischen Bonusheft sind das zentrale Projek- te, die wir initiativ aufgesetzt und vorangebracht haben. Erhebliche Herausforderungen wird darüber hinaus der Rollout des Notfalldaten- Managements, des elektronischen Medikationsplans und der sicheren elektronischen Kommunikation mit sich bringen. Wir achten da- rauf, dass digitale Prozesse ihren Mehrwert in den Praxen schnell entfalten und Medienbrüche konse- quent beseitigt werden. Bei der ge- planten Datensammlung, -speiche- rung und -verarbeitung setzen wir uns weiter dafür ein, dass es zu keinem Verwendungsprivileg des Staates für sensible Informationen kommt. Die zahnärztlichen Standesorganisa- tionen auf Bundesebene sind trotz dieser Fülle an Themen gut gerüstet, um die vor uns liegenden gesund- heitspolitischen Herausforderungen im Interesse von Praxen und Patien- ten zu bewältigen. In diesem Sinne: Willkommen 2020 – gehen wir es frohen Mutes an. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesundes 2020! Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstands der KZBV Fotos: Axentis.de Willkommen 2020 – wir haben viel vor 06 | GRUßWORT 2020

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