Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (73) metern eingehalten werden. Diese Werte, übertragen in eine Bohrschablone, erleichtern die Bohrung für die korrekten Implantatpositionen. Dr. Georgia Trimpou, Frankfurt am Main, sprach sich in der Planungssession dagegen für die digitale Planung aus. „Die Digitalisierung der Zahnheilkunde ist eine Einbahnstraße“, so Trimpou. Schon Studierende lernten heutzutage digitales Abformen und den Umgang mit Präparationsanalyse-Soft- ware. Dennoch könne das, was ein Zahnarzt traditionell sicher beherrscht, konventionell bleiben. Aber ZahnärztInnen sollten nach und nach Strukturen digitalisieren, wenn ein messbarer Mehrwert zu erwarten ist. Gerade die Software- Unterstützung in der Implantatplanung habe viele Vorteile, wie die Möglichkeit, aufgrund der genauen Ermittlung der anatomischen Strukturen minimalinvasiv zu arbeiten. So ließen sich eventuell Augmentationen vermeiden. Zudem können BehandlerInnen ihre Fälle sehr gut archivieren und evaluieren. Nicht zuletzt in forensischer Hinsicht sei das ein wichtiger Punkt. SOFORT ODER FRÜH IMPLANTIEREN? In einer anderen Session ging es um den richtigen Implan- tationszeitpunkt. Prof. Henning Schliephake aus Göttingen stellte klar, dass die Ergebnisse von Sofortimplantationen im Hinblick auf den Erhalt von Knochen und Weichgewebe sowie auf die Ästhetik einer großen Schwankungsbreite unterliegen. Ein wesentlicher Einflussfaktor sei die Dicke der bukkalen alveolären Knochenwand und deren Zustand, zum Beispiel ob eine Dehiszenz oder ein Kleft vorhanden sei. Eine vestibuläre Augmentation von Hart- und/oder Weichgewebe könne hier das Ergebnis verbessern. Kommen allerdings mehrere Risikofaktoren zusammen, sei keine sichere Vorhersage möglich. Demnach, so resümierte Schliephake, unterliegen Sofortimplantationen laut Studienlage immer noch einem höheren Verlustrisiko, es komme deshalb auf die Vorauswahl der PatientInnen für dieses Verfahren an. Prof. Daniel Buser aus Bern sprach sich für die Frühimplan- tation aus, da bei der Sofortimplantation Daten über einen Betrachtungsraum von über fünf Jahren fehlten. Gerade im Oberkieferfrontzahnbereich treffen BehandlerInnen Buser zufolge in über 90 Prozent der Fälle auf eine dünne oder be- schädigte vestibuläre Knochenlamelle. Die mittlere Dicke an dieser Stelle liege bei 0,6 und 0,9 Millimetern. Eine Implantation vier bis acht Wochen nach der Extraktion habe den Vorteil, dass das Weichgewebe dann geheilt und wieder dicker sei [Chappuis et al., 2015]. Implantiert werde unter Lappenbildung bei gleichzeitiger Augmentation des vestibulären Knochens mit autogenen Knochenchips, kom- biniert mit synthetischem Knochenzement. Darüber legen die Operateure in Bern eine resorbierbare Membran als tem- poräre Barriere und vernähen abschließend den Lappen als primären Wundverschluss. Auch nach bis zu zehn Jahren seien so noch stabile Verhältnisse möglich, betonte Buser mit Verweis auf Studien. IMPLANTATE AUS TITAN ODER AUS KERAMIK? Während Titan für den gut untersuchten Standard steht, werden Keramikimplantate weit weniger häufig eingesetzt – es gibt kaum Langzeitdaten. Bei den Implantaten aus Kera- mik funktionierten die einteiligen „ganz gut“ und seien Foto: David Knipping Die Tagungspräsidenten Prof. Frank Schwarz (l.), Frankfurt, und Prof. Florian Beuer, Berlin, konnten 1.800 Teilnehmer aus 24 Ländern zum 33. DGI-Kongress in Hamburg begrüßen. Foto: David Knipping „Die Digitalisierung der Zahnheilkunde ist eine Einbahnstraße“, konstatierte Dr. Georgia Trimpou aus Frankfurt. „Es gibt keinen Weg zurück.“ Foto: Kerstin Albrecht Prof. Robert Sader aus Frankfurt erläuterte im Eröffnungsvortrag den Wandel in der Implantologie von der Mechanik hin zur Biologie. Nach dem Vorbild der Natur könnten die Implantate von morgen wie eine Zahnwurzel aussehen. | 75

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