Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (84) kammern Zentraleuropas statt, die von den dortigen Berufsvertretern sehr ge- schätzt wurden. Die EU bildete einen weiteren Schwer- punkt: Auf Initiative von Willmes wurde 1993 das Brüsseler Büro der Bundes- zahnärztekammer gegründet – eine feste Vertretung, um die berufspolitische Präsenz der deutschen Zahnärzte zu stärken. „Die Heilberufler, andere freie Berufe und Mittelständler werden sich auf eine neue, gigantische ‚ Eurokratie‘ in Brüssel einzurichten haben“, prog- nostizierte Willmes damals. 1995 über- nahm Deutschland mit Willmes den Vorsitz im Zahnärztlichen Verbin- dungsausschuss (ZÄV), dem Vorläufer des heutigen Council of European Dentists (CED) – mit Vertretern zahn- ärztlicher Organisationen aller EU- Länder. Ein wichtiger Schwerpunkt schon in den 1990er-Jahren: die Anerkennung von zahnärztlichen Diplomen aus Drittstaaten, Bürokratie- abbau – und auch die Digitalisierung. Schon 1996 wurde auf einer Informa- tionsveranstaltung des BZÄK-Vorstands in Brüssel über Datenschutz, Telematik und „medizinische Patientenkarten“ beraten. DIE FESTZUSCHÜSSE WAREN EIN MEILENSTEIN Ein weiterer Bereich, bei dem das aus- gleichende Naturell des Präsidenten gefragt war, war die Zusammenarbeit mit zahnärztlichen Organisationen und Verbänden. In seiner Amtszeit erfolgte ein enger Schulterschluss mit der KZBV und dem Freien Verband. „Wir hatten ständig Koordinierungs- treffen, um unsere Politik abzustim- men“, erinnert er sich. Ganz wichtig war Willmes auch der Kontakt zur DGZMK, die in allen BZÄK-Vorstands- sitzungen vertreten war. Und nicht zu- letzt initiierte die BZÄK unter Willmes regelmäßige Treffen mit jungen Hoch- schullehrern. Gesundheitspolitisch war die Amtszeit von Willmes geprägt von dem zentra- len Thema der Vertrags- und Wahlleis- tungen mit Kostenerstattung – dem Konzept, das schließlich in das System der befundorientierten Festzuschüsse mündete und heute die zahnärztliche Versorgung kennzeichnet. „Die BZÄK hat der KZBV hier den Rücken gestärkt und mitgearbeitet“, erklärt Willmes. „Das Konzept war rückblickend be- trachtet einer der großen Durchbrüche der zahnärztlichen Standespolitik in den vergangenen Jahren überhaupt.“ Weitere wichtige Themen waren etwa die Qualitätssicherung, die Forderun- gen nach einem höheren GOZ-Punkt- wert, eine neue Approbationsordnung und der Bürokratieabbau. Nicht zu ver- gessen: Unter Willmes Präsidentschaft fiel der Beschluss, dass die BZÄK von Köln nach Berlin umzieht – was sie 2001 dann auch tat. Zahnmedizinisch war ein besonderer Schwerpunkt die Prävention. Die breit angelegten Mundgesundheitsstudien (DMS-Studien) des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) hatten belegt, dass Deutschland in Sachen Mundgesundheit im inter- nationalen Vergleich enorm aufgeholt hatte, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Jetzt ging es darum, den präventiven Ansatz über den ganzen Lebensbogen und für alle Bevöl- kerungsgruppen zu spannen. Am 18. Dezember 1995 führte die BZÄK zusammen mit der Wissenschaft das Symposium „Prophylaxe – ein Leben lang“ durch. Willmes: „Dieses Thema war mir damals extrem wichtig. Die Zahnärzte konnten in der Prävention wirklich Erfolge vorweisen. Das mussten wir weiterentwickeln.“ Und noch ein Bereich wurde unter seiner Präsidentschaft angeschoben: die Belange von Zahnärztinnen. 1994 wurde – auf Einladung der BZÄK und der Berliner Zahnärztekammer – eine Konferenz der Zahnärztinnen durch- geführt. Ein Ausschuss für die Belange der Zahnärztinnen wurde ins Leben gerufen, der regelmäßig tagte und den der BZÄK-Präsident leitete. MIT 60 STARTETE ER NOCH MAL DURCH Mit der Wahl von Dr. Dr. Jürgen Weit- kamp zum neuen BZÄK-Präsidenten am 8. November 2000 endete die Amtszeit von Willmes. Er wurde zum BZÄK-Ehrenpräsidenten ernannt und ist Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Als Zahnarzt startete er danach noch ein- mal richtig durch. Nachdem er seine Praxis in Ulm abgegeben hatte, ließ er sich 2001 mit 60 Jahren in Burgrieden nieder– mit einem neuen Team in neuen Räumen. Auch standespolitisch engagierte er sich weiter. Mit gleich- gesinnten Freunden rief er den Verein ,,Zukunftspraxis 50 plus“ ins Leben, um frühzeitig vor der Praxisabgabe Strategien zur Erhaltung des Praxis- werts zu entwickeln und die Praxis sattelfest für einen potenziellen Nach- folger zu machen. Bis zu seiner Auf- lösung vor einigen Jahren stand er dem Verein als Vorsitzender vor. Bis zu seinem 80. Geburtstag arbeitete Willmes als angestellter Zahnarzt in seiner Praxis, die er mittlerweile an seinen Nachfolger abgegeben hat. Am 19. Dezember war sein letzter Arbeits- tag. Nun hat er Zeit für seine Familie und seine Hobbys: die Gartenarbeit und die Archäologie. pr Abb. 5: Mit Vizepräsident Dr. Jobst-Wilken Carl Foto: zm-Archiv Abb. 6: Amtsübergabe: Willmes gratuliert seinem Nachfolger Dr. Dr. Jürgen Weitkamp Foto: Kirsch-zm 86 | GESELLSCHAFT
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