Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 110, Nr. 1-2, 16.1.2020, (85) KOHORTENSTUDIE AUS SÜDKOREA Zähneputzen schützt vor Herzinsuffizienz! WissenschaftlerInnen des Mokdong Hospital Seoul fanden heraus: Eine verbesserte Mundhygiene ist mit einem verringerten Risiko für Vorhofflimmern und Herzversagen verbunden. F rühere Forschungen legen nahe, dass eine schlechte Mundhygiene zu Bakterien im Blutkreislauf führt, die Entzündungen im Körper verursachen können. Eine Entzündung wiederum erhöht das Risiko für Atherosklerose, Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz. Eine retrospektive Kohortenstudie hat jetzt – im Umkehr- schluss – ergeben: Mehrmals tägliches Zähneputzen geht mit einem verrin- gerten Risiko für Vorhofflimmern und Herzschwäche einher, wie das Team um Prof. Tae-Jin Song vom Mokdong Hospital in Seoul berichtet. Die Studie umfasste die Gesundheits- daten von 161.286 Teilnehmern des koreanischen Krankenversicherungs- systems („Korean National Health In- surance System“) im Alter von 40 bis 79 Jahren ohne Vorhofflimmern oder Herzversagen in der Vorgeschichte. Die Teilnehmer wurden zwischen 2003 und 2004 einer routinemäßigen medi- zinischen Untersuchung unterzogen. Gesammelt wurden Informationen zu Größe, Gewicht, Labortests, Krank- heiten, Lebensstil, Mundgesundheit und Mundhygieneverhalten. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 10,5 Jahren entwickelten 4.911 (3,0 Prozent) Probanden Vorhof- flimmern und 7.971 (4,9 Prozent) Herzversagen. 12 PROZENT GERINGERES RISIKO FÜR HERZVERSAGEN Das Follow-up nach 10,5 Jahren ergab: Das drei- oder mehrmalige Zähne- putzen am Tag war mit einem um 10 Prozent geringeren Risiko für Vorhof- flimmern und einem um 12 Prozent geringeren Risiko für Herzversagen verbunden. Die Ergebnisse waren unabhängig von einer Reihe von Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozio- ökonomischem Status, regelmäßiger Bewegung, Alkoholkonsum, Body- Mass-Index und von Komorbiditäten wie Bluthochdruck. Da die Studie nicht die genauen Putz- Mechanismen untersuchte, kann es sein, dass häufiges Zähneputzen Bakte- rien im subgingivalen Biofilm reduziert und so die Translokation in den Blut- kreislauf verhindert. Die Studie weist mehrere Einschrän- kungen auf: Die Ergebnisse können nicht auf andere ethnische Gruppen verallgemeinert werden, da der zugrunde liegende Datensatz nur aus Personen der asiatischen Bevölkerung bestand. Zudem wurden das Vorhan- densein von Parodontalerkrankungen durch Röntgenaufnahmen nicht bestä- tigt und die genaue Ursache für die fehlenden Zähne nicht durch eine Ge- sundheitsuntersuchung identifiziert. Das Vorliegen von Parodontitis und Zahnverlust wurde jedoch von Zahn- ärztInnen objektiv bestätigt. Das Bildungsniveau, der Familienstand und Daten zu Blutentzündungsmar- kern (wie C-reaktives Protein) wurden nicht berücksichtigt, da der Datensatz keine personenbezogenen Daten und Blutentzündungsmarker umfasste. Die Anzahl der regelmäßigen Kontroll- untersuchungen und Zahnarztbesuche konnte nicht überprüft werden, da das Screening auf Untersuchungen von 2002 bis 2003 beruhte. Ein Recallbias ist möglich, da die Infor- mationen über die Mundhygiene- indikatoren, einschließlich der Anzahl der Zahnbürsten, des Zahnbesuchs aus beliebigen Gründen und der professionellen Zahnreinigung, sowie andere Verhaltensinformationen aus dem Fragebogen stammen, den die Teilnehmer selbstständig ausfüllen sollten. TROTZ DER EINSCHRÄNKUNGEN SIND ES STARKE INDIZIEN Trotz der genannten Einschränkungen sind die Indizien für einen Zusammen- hang stark. Die vorliegende Kohorten- studie basiert auf einem sehr großen Datensatz und wurde über einen lan- gen Beobachtungszeitraum durch- geführt, was die Aussagekraft der Er- gebnisse unterstreicht. Zudem bestätigt die Studie vorangegangene Arbeiten, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen parodontalen Entzündungen, Zahnverlust und Herzerkrankungen herstellen. ks Quelle: Yoonkyung Chang, Ho Geol Woo, Jin Park, Ji Sung Lee, Tae-Jin Song: Improved oral hygiene care is associated with decreased risk of occurrence foratrial fibrillation and heart failure: A nationwide population-based cohort study. Published 1 December 2019 in European Journal of Preventive Cardiology. DOI: doi.org/10.1177/ 2047487319886018. Foto: Adobe Stock_Maksym Yemelyanov Das drei- oder mehrmalige Zähneputzen am Tag war in der Studie aus Südkorea mit einem um 10 Prozent geringeren Risiko für Vorhofflimmern und einem um 12 Prozent geringeren Risiko für Herzversagen verbunden. ZAHNMEDIZIN | 87

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