Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (134) A m 17. Dezember informierte das US-Unternehmen SmileDirect- Club seine Anleger, ab Frühjahr 2020 verstärkt international expandie- ren zu wollen. Als nächste Maßnahme sei die Ausweitung in der Europäischen Union geplant – explizit: die Einfüh- rung seines Geschäftsmodells in Deutschland. Das Unternehmen hat vor, mehrere SmileShops zu eröffnen und dort von in Deutschland zugelas- senen Zahnärzten Therapien planen und beaufsichtigen zu lassen. LERNT DER PLATZHIRSCH AUS DEN FEHLERN SEINER NACHAHMER? Damit verlässt das Unternehmen sei- nen bisherigen Wirkungskreis. Inwie- weit das Geschäftsmodell angepasst wird, wird man sehen. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge plant Smile- DirectClub, auch in Deutschland Ab- drucksets per Post zu verschicken, mit denen die Kunden selbst die Grundlage der kosmetischen kieferorthopädischen Behandlung liefern. Ob der Platzhirsch der Aligner-Therapie per Post aus den Fehlern seiner Nachahmer lernt, bleibt offen. Ende 2017 hatten drei Start-ups – SunshineSmile, Dr.Smile.xyz, Smile- MeUpOnline – die Idee in Deutschland zu etablieren versucht, doch harsche Kritik, juristische Auseinandersetzun- gen und staatsanwaltschaftliche Er- mittlungen („Verstoß gegen das Gesetz über die Ausübung der Zahnheilkunde“ (Paragraf 18 ZHG)) inklusive einer Raz- zia waren die Folge. Auch der erfolgs- verwöhnte Berliner Investor Rocket Internet – beteiligt unter anderem an Unternehmen HelloFresh, Jumia, Global Fashion Group, home24 und Delivery Hero – experimentierte jüngst noch mit einem so gearteten Modell namens franksmile. Gestartet war das Start-up franksmile in Großbritannien, dann folgte Australien, Singapur war in Planung. Das Geschäftsumfeld erwies sich je- doch als schwierig. Ende November, nur acht Monate nach dem Start, meldete der Branchendienst „deutsche- startups.de “ den Rückzug von Rocket Internet aus dem Aligner-Geschäft. In Deutschland war franksmile zu keinem Zeitpunkt aktiv. DER DEUTSCHE ALIGNER- MARKT HAT SICH VERÄNDERT Auch zwei der drei deutschen Start-ups stellten im vergangenen Jahr ihr Geschäftsmodell um – mit neuen Namen und neuen Webauftritten. Aus „Dr.smile.xyz“ wurde „DrSmile“; aus „Sunshine Smile“ wurde „PlusDental“. Letzterer setzt nun verstärkt auf eine Befundung und Verlaufsplanung mit- hilfe von Partnerzahnärzten. Doch diese zu finden, ist für die Start-ups nicht leicht – zuletzt warnten der Berufsverband der Deutschen Kiefer- orthopäden (BDK) und die Zahnärzte- kammer Schleswig-Holstein Zahnärzte vor den Geschäftspraktiken der Start- ups. Zu Recht, wie jetzt zwei Gerichte bestätigten (sieheArtikel auf der fol- genden Seite). Davon unbeeindruckt präsentieren sich DrSmile und PlusDental seit der Umfirmierung weiterhin als Sauber- männer: PlusDental stellt auf seiner Website drei Zahnärzte und zwei Zahntechniker vor, mit denen man zusammenarbeite. An 43 Standorten könnten die Kunden in Partnerpraxen die für den Therapiestart benötigten 3-D-Scans anfertigen lassen. Geschäfts- führer Peter Baumgart spricht auf An- frage sogar von rund 70 Partner-Pra- xen, in die PatientInnen weitergeleitet würden. Im Gegensatz zum US-Modell setze man also „zu 100 Prozent auf ärztliche DER KAMPF UM DEN DEUTSCHEN ALIGNER-MARKT Mit ein bisschen zahnärztlicher Expertise – oder ohne 2013 erfand „SmileDirectClub“ die Aligner-Therapie per Post. Mittlerweile gibt es viele Nachahmer. Jetzt will das börsennotierte US-Unternehmen auf den deutschen Markt. Doch der ist gerade im Umbruch. Der Kampf um das strahlende Lächeln und die zahlenden Kunden geht weiter. „Sie haben eines gemeinsam: Sie verkaufen eine Alignertherapie zum Kampfpreis, in einzelnen Fällen ab 898 Euro.“
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