Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (140) In der Zahnmedizin gilt Per Axelsson als einer der visionären Wegbereiter, der den entscheidenden Anstoß für die flächendeckende Einführung der pro- fessionellen zahnärztlichen Prävention gegeben hat. Seit den Arbeiten von Willoughby Dayton Miller – 1890 er- schien sein Buch „The Microorganisms of the Human Mouth“ – war der Mechanismus der Kariesentstehung in der Zahnmedizin bekannt. In den späten 1960er-Jahren setzte sich die Überzeugung durch, dass die bak- terielle Plaque die Hauptursache für die Entstehung von Karies und Parodontitis darstellt. Um Erkrankungen zu verhin- dern, galt es nun vor allem, die Plaque zu bekämpfen. Vor diesem Hintergrund begann Per Axelsson, der 1960 sein zahnmedizinisches Studium an der Universität Stockholm beendet und 1961 eine Zahnarztpraxis in Karlstad eröffnet hatte, Anfang der 1970er-Jahre seine bekannt gewordenen Studien. IM ZENTRUM STAND DIE BEKÄMPFUNG DER PLAQUE Er arbeitete von 1970 bis 1975 neben seiner Tätigkeit in der eigenen Praxis an der Abteilung Parodontologie der Universität Göteborg unter Prof. Dr. Jan Lindhe und entwickelte gemeinsam DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR PRÄVENTIVZAHNMEDIZIN (DGPZM) DER WEGBEREITER DER PROFESSIONELLEN PRÄVENTION WEGBEREITER DER PRÄVENTIONSORIENTIERTEN ZAHNMEDIZIN DER VATER DER PZR IST TOT Am 18. Dezember 2019 starb der schwedische Zahnmediziner Prof. Dr. Per Axelsson im Alter von 86 Jahren in Stockholm. International bekannt wurde Axelsson durch die von ihm initiierte Langzeituntersuchung zum Effekt einer regelmäßigen, professionell ausgestalteten Prophylaxesitzung auf die Mundgesundheit. Die Nachricht vom Tod von Per Axelsson hat mich traurig gemacht. Mit ihm haben wir den Wegbereiter der Professionellen Prävention verloren. Aber er hat Spuren hinterlassen, die uns auch in Zukunft den Weg zu einer wirksamen Prävention in der zahnärztlichen Praxis weisen werden. Seine Forschungsergebnisse, die erstmals 1981 die herausragende Bedeutung der Individualprophylaxe mit Professio- neller Zahnreinigung zeigten, haben die Einführung der Prävention in die zahnärztliche Praxis in beispielloser Weise vorangetrieben und letztlich auch den Grundstein dafür gelegt, dass heute mit großer Selbstverständlichkeit Zahnmedizinische Prophylaxe-Assistentinnen und Dentalhygienikerinnen in vielen Praxen arbeiten. Ich glaube nicht, dass die Entwicklung, die wir in der Prävention in den vergangenen 30 Jahren in den Zahnarztpraxen erleben durften, ohne ihn so statt- gefunden hätte. Dafür sind wir alle ihm zu großem Dank verpflichtet. Anfang der 1990er-Jahre hatte ich die Freude, Per Axelsson persön- lich kennenzulernen. Ich durfte ihn zu einer Fortbildungsveranstaltung nach Berlin einladen und seinen Vortrag moderieren. Am nächsten Tag haben meine Frau und ich ihn durch die Stadt geführt. Mit etwas Glück und passendem Werkzeug gelang es uns, ihm den Wunsch nach einem originalen Stück der Berliner Mauer zu erfüllen. Zum letzten Mal habe ich Per Axelsson vor ein paar Jahren auf einem internationalen Kongress getroffen. Es könnte 2014 in Dubrovnik gewesen sein. Zehn Jahre zuvor, 2004, hatte er die 30-Jahres-Daten seiner legendären Präventionsstudie veröffentlicht. Also fragte ich ihn, wann wir mit der Publikation seiner 40-Jahres-Daten rechnen könnten. Er lachte und meinte, er selbst wäre ja durchaus im Stande, die Unter- suchungen noch einmal durchzuführen, aber die Probanden aus seiner ältesten Kohorte seien teilweise schon über 100 Jahre alt und das würde nicht mehr klappen. An das Stück Berliner Mauer konnte er sich noch gut erinnern, er bewahrte es nach eigener Aussage zu Hause auf. Ich bin dankbar, Per Axelsson als Wissenschaftler und Menschen kennengelernt zu haben. Prof. Dr. Stefan Zimmer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) 18 | GESELLSCHAFT

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