Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (156) EMPFEHLUNGEN Laser versus konventionelle Instrumente Die Durchführung der subgingivalen Instrumentierung mittels Erbium-YAG- Laser kann erwogen werden. Die Aus- wertung der vorhanden Studien zeigte, dass die Anwendung eines Erbium-YAG- Lasers anstelle konventioneller Hand- und/oder Schall-/Ultraschallinstrumente zur subgingivalen Instrumentierung zu keiner signifikanten Verbesserung der klinischen Effektivität der subgingivalen Instrumentierung führt. Adjuvanter Lasereinsatz Im Rahmen der Primärtherapie sollte eine einmalige adjuvante Anwendung eines Lasers bei der subgingivalen Instrumentierung nicht erfolgen . Die einmalige adjuvante Anwendung eines Lasers führt zu keiner signifikanten Verbesserung der klinischen Effektivität der subgingivalen Instrumentierung. Die Studienlage ist geprägt von einer starken Heterogentität der Methoden, hohen Konfidenzintervallen und ge- ringen Fallzahlen sowie von zum Teil stark erhöhtem Biasrisiko. Der Stellenwert einer mehrmaligen Anwendung der Lasertherapie über einen längeren Zeit- raum wurde im Rahmen dieser Leitlinie nicht systematisch recherchiert. Aus Expertensicht ist er unklar, insbesondere im Hinblick auf die unterschiedliche Wirkung der verschiedenen Wellenlän- gen. Hierzu besteht Forschungsbedarf. Adjuvante photodynamische Therapie Im Rahmen der Primärtherapie sollte eine einmalige adjuvante Anwendung der photodynamischen Therapie bei der subgingivalen Instrumentierung nicht erfolgen . Die einmalige adjuvante photodyna- mische Therapie führt laut unserer Metaanalyse zu einem geringen positi- ven Effekt (0,21 mm zusätzliche TST- Reduktion, p = 0,03). Die Studienlage ist aber geprägt von einer starken Heterogentität der Methoden, hohen Konfidenzintervallen und geringen Fallzahlen sowie von zum Teil stark er- höhtem Biasrisiko. Die identifizierten Studien waren heterogen in Hinblick auf die eingesetzten Wellenlängen, Photosensitizer und Laserparameter. Zudem wurden in den Studien photo- chemische und photothermische Effekte nicht klar getrennt. Der Stellen- wert einer mehrmaligen Anwendung der photodynamischen Therapie über einen längeren Zeitraum wurde im Rahmen dieser Leitlinie nicht syste- matisch recherchiert. Aus Experten- sicht ist er unklar. Hierzu besteht For- schungsbedarf. Einsatz von Antiseptika Eine adjuvante subgingivale Anwen- dung von Chlorhexidin- (0,12 Prozent) oder PVP-Jod-Spüllösung, Chlorhexi- din-Gel oder Chlorhexidin-Chips zum Zeitpunkt der subgingivalen Instru- mentierung sollte nicht erfolgen , da sie zu keiner signifikanten Verbesse- rung der klinischen Effektivität führt. Adjuvanter Einsatz von Antiseptika im Sinne einer Full-Mouth-Disinfection Ein adjuvanter Einsatz von Chlorhexi- din-Präparaten im Zusammenhang mit der subgingivalen Instrumentierung im Sinne einer Full-Mouth-Disinfection nach Quirynen sollte nicht erfolgen , da er zu keiner signifikanten Verbesse- rung der klinischen Effektivität der subgingivalen Instrumentierung ge- genüber einem konventionellen Full- Mouth-Scaling führt. Additiver Einsatz von Probiotika Die Studienlage ist geprägt von einer starken Heterogentität der Ergebnisse, der eingesetzten Mikroorganismen, hohen Konfidenzintervallen und gerin- gen Fallzahlen sowie von zum Teil stark erhöhtem Biasrisiko. Daher kann über den Nutzen eines additiven Ein- satzes von Probiotika aufgrund der jetzt vorliegenden Evidenz keine ab- schließende Empfehlung erfolgen. Bei Vorliegen von wenigen, aber qualitativ guten Studien müssen die im State- ment aufgeführten Limitationen be- rücksichtigt werden. Es besteht weite- rer Forschungsbedarf. AUSBLICK Mit der Veröffentlichung der S3-Leit- linie zur subgingivalen Instrumentie- rung liegen nun insgesamt vier syste- matisch erarbeitete, hochwertige klinische Empfehlungen für die Prä- vention und Therapie der Parodontitis vor. Aktuell sind Parodontologen aus Deutschland auch in einen euro- päischen Prozess der Leitlinienentwick- lung unter dem Dach der European Federation of Periodontology (EFP) eingebunden. Hier wurden sehr umfassende S3-Leit- linien für die gesamte Parodontitis- therapie von der Initialbehandlung bis hin zur korrektiven Chirurgie und Unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) entwickelt, die eng an der neuen EFP/AAP-Klassifikation der Parodontal- erkrankungen ausgerichtet sind und Orientierung für einen evidenzbasier- ten Therapieentscheid entsprechend den verschiedenen Stadien der Paro- dontitis bieten. Die Veröffentlichung dieser Leitlinien ist für den April 2020 geplant. \ PROF. DR. MORITZ KEBSCHULL Chair of Restorative Dentistry The School of Dentistry, University of Birmingham 5 Mill Pool Way, Edgbaston Birmingham B5 7EG, England moritz@kebschull.me Foto: privat PROF. DR. DR. HOLGER JENTSCH Universitätsklinikum Leipzig Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodonto- logie, Funktionsbereich Parodontologie Liebigstr. 12, 04103 Leipzig Holger.Jentsch@medizin.uni-leipzig.de Foto: privat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 34 | ZAHNMEDIZIN

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