Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (167) D ie häufigste Ursache für das Ver- sagen von Restaurationen im Seitenzahnbereich ist Sekundär- karies, gefolgt von Frakturen der Zahn- substanz beziehungsweise des Restau- rationsmaterials; bei Füllungen im Frontzahnbereich stehen Frakturen und ästhetische Mängel im Vorder- grund [Opdam et al., 2007; Demarco et al., 2017; Eltahlah et al., 2018]. Defekte treten oft lokalisiert auf, während der Großteil der Restauration noch intakt ist. Deshalb sollte bei jeder defekten Restauration geprüft werden, ob sie komplett erneuert werden muss oder durch eine Reparatur, Erweiterung oder Korrektur erhalten werden kann. Von Patienten wird diese Herangehensweise sehr geschätzt [Kanzow et al., 2017]. Der Anteil der Ausbildungsstätten, an denen die Reparatur von Restauratio- nen Teil des Lehrplans ist, hat sich in Deutschland zwischen 2000 und 2018 von 50 auf 90 Prozent erhöht [Kanzow et al., 2018]. Reparaturen verlängern die Liegedauer von Restaurationen [Opdam et al., 2012; Fernàndez et al., 2015; Casagrande et al., 2017]. Bei einer Befragung von Zahnärzten in Deutschland war dies das wichtigste Argument (81,4 Pro- zent) bei der Entscheidung für eine Reparatur; die Schonung von Zahn- substanz und Pulpa folgte mit einigem Abstand (65,8 Prozent) an zweiter Stelle [Kanzow et al., 2017]. Möglicherweise wird dieser Aspekt, der in der Lehre stärker im Vordergrund steht [Kanzow et al., 2018], in der Praxis unterschätzt. Die Substanzschonung spielt vor allem bei defekten Restaurationen aus Kom- posit oder Keramik eine Rolle, weil die komplette Entfernung zahnfarbener Restaurationsmaterialien eine erheb- liche Ausweitung der ursprünglichen Kavität und eine Reduktion der Rest- dentinschicht mit sich bringen kann [Krejci et al., 1995]. Die Reparatur einer defekten Restauration ist für Patienten in der Regel kostengünstiger als eine Neuversorgung. Dies war in der er- wähnten Umfrage für 58,4 Prozent der befragten Zahnärzte ein Argument für die Reparatur. Der Kostenaspekt dürfte aus Patientensicht noch schwerer wie- gen, vor allem, wenn es um Defekte an Inlays, Teilkronen oder Kronen geht. Der Einfachheit halber wird im Folgen- den der Begriff „Reparatur“ für alle Korrektur-, Erweiterungs-, Ergänzungs- und Reparaturmaßnahmen verwendet, bei denen ein Reparaturmaterial in Kontakt mit der defekten Primärrestau- ration gebracht wird. In aller Regel handelt es sich dabei um ein Komposit in Verbindung mit einem geeigneten Haftvermittler. Je nach Ausgangssitua- tion muss entweder nur der Verbund zwischen dem Reparaturkomposit und der Primärrestauration berücksichtigt werden oder zusätzlich die Haftung an Schmelz und Dentin. Zur Reparatur von Restaurationen gibt es umfangreiche Literatur. Allerdings werden manche Reparaturprozeduren je nach Studie sehr unterschiedlich be- urteilt. Verunsicherung herrscht oft auch bezüglich der Frage, ob die adhä- sive Vorbehandlung keramischer und metallischer Werkstoffe sich negativ auf die Schmelz- und Dentinhaftung auswirken kann. Im Vordergrund dieses zweiteiligen Beitrags steht die Reparatur von Res- taurationen im Sinne der dauerhaften Wiederherstellung von Form und Foto: Bernd Haller Abb. 1: Kronen- randreparatur mit einem selbstadhäsiven Komposit bei einem 85-jährigen Patienten UNIV.-PROF. DR. BERND HALLER Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Albert-Einstein-Allee 11, 89081 Ulm bernd.haller@uniklinik-ulm.de Foto: Erich Püschel | 45
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