Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (173) dringt in die Mikrorauigkeiten ein und sorgt so für eine optimale Benetzung mit dem Reparaturkomposit. Die Kombination von Sandstrahlen und Adhäsivapplikation stellt auch für die Reparatur von Füllungen aus siloran- basiertem Komposit eine wirksame Art der Vorbehandlung dar [Wiegand et al., 2012; Palasuk et al., 2013]. Die Bearbeitung des Primärkomposits mit Diamantschleifern hinterlässt eine Schmierschicht aus Komposit-, Schmelz- und Dentinabrieb, die den Komposit-Komposit-Verbund beein- trächtigen kann. Das Abstrahlen mit Aluminiumoxid bewirkt zusätzlich zur retentiven Aufrauhung der Komposit- oberfläche die Entfernung dieser Schmierschicht (Abbildung 10). Das Sandstrahlen von Schmelz und Dentin scheint keine negativen Auswirkungen auf die Schmelz- und Dentinhaftung zu haben, sofern die adhäsive Vorbe- handlung einschließlich einer etwaigen Phosphorsäureätzung im Anschluss daran stattfindet [Chaves et al., 2002; Van Meerbeek et al., 2003; Mujdeci und Gokay, 2004]. Ätzung mit Phosphorsäure Die Ätzung des angeschliffenen Kom- posits mit Phosphorsäure scheint einen gewissen Reinigungseffekt zu haben (Abbildung 11), der sich positiv auf die Reparaturfestigkeit auswirken kann [Kawaguchi et al., 2016; Kawaguchi- Uemura et al., 2018]. Dies legt nahe, für die Kompositreparatur ein Etch- and-Rinse-Bondingsystem beziehungs- weise ein Universaladhäsiv im Etch- and-Rinse-Modus zu bevorzugen. Der positive Effekt der Phosphorsäure- ätzung konnte auf sandgestrahltem Komposit nicht mehr beobachtet wer- den [Kawaguchi et al., 2016]. Es bleibt jedoch die Gewissheit, dass eine un- beabsichtigte Benetzung des Primär- komposits mit Phosphorsäure im Rah- men der Etch-and-Rinse-Technik sich nicht negativ auf die Reparaturfestig- keit auswirkt [Loomans et al., 2011b). Ätzung mit Flusssäure Die Wirkung der Ätzung mit Flusssäure (HF) (Abbildung 12) hängt von der Art des Primärkomposits und von der Konzentration und Einwirkdauer ab. Bei einem Mikrohybridkomposit mit 70 Gewichtsprozent Glasfüllern be- wirkte die Ätzung mit 9,6 Prozent HF für 120 Sekunden eine deutliche Erhöhung der Oberflächenrauigkeit im Vergleich zu 3 Prozent HF beziehungsweise einer Einwirkzeit von 20 Sekunden [Loomans et al., 2011a]. Auf einem ausschließlich nanogefüllten Komposit wurden im Vergleich dazu deutlich ge- ringere Oberflächenrauigkeiten gemes- sen. Dazu passt die Beobachtung, dass der Einfluss der Flusssäureätzung auf die Reparaturfestigkeit von Komposit zu Komposit schwankte [Loomans et al., 2011b]. Die Flusssäureätzung schnitt nur bei einem Mikrohybrid- komposit besser ab als das Sand- strahlen mit Aluminiumoxid. Bei den anderen Komposittypen war der Un- terschied zwischen Sandstrahlen und Flusssäureätzung nicht signifikant. Bei der Reparatur eines siloranbasierten Komposits hat die Vorbehandlung mit Flusssäure komplett versagt [Wiegand et al., 2012]. Der Kontakt von Schmelz und Dentin mit Flusssäure führt zu einer massiven Beeinträchtigung der Schmelz- und Dentinhaftung [Loomans et al., 2010; Saracoglu et al., 2011]. Hinzu kommt, dass die intra- orale HF-Anwendung besondere Schutzmaßnahmen erforderlich macht. Unter Berücksichtigung des erheblichen Mehraufwands bei frag- lichem beziehungsweise fehlendem Nutzen kann die Anwendung von Flusssäure für die Kompositreparatur nicht empfohlen werden. Silikatisierung und Silanisierung Es bringt keinen Vorteil, nach dem Sandstrahlen mit Aluminiumoxid und vor der Applikation des Adhäsivs zusätzlich einen Silanprimer anzu- Fotos: Bernd Haller Abb. 7: Reparatur einer Chippingfraktur an einem labialen Kompositüberzug: a: Ausgangssituation mit Chipping. b: Zustand nach lokaler Reduktion der Inzisalkante, Präparation einer Stufe (zur Vermeidung einer schrägen Klebe- fläche und zur Abstützung des Reparaturkomposits), Anschrägung (zur Maskierung des Übergangs) und Sandstrahlen. c: Ätzung und Reinigung mit Phosphorsäure. d: Applikation eines One-Bottle-Adhäsivs. e: Auftragen einer dünnen Schicht Flowkomposit zur Optimierung der Primäradaptation. f: fertige Reparatur. e f | 51
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