Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (174) wenden [Valente et al., 2016]. Nach einjähriger Wasserlagerung der Proben wurde die höchste Reparaturhaftfestig- keit gemessen, wenn das Primär- komposit durch Sandstrahlen mit Aluminiumoxid aufgeraut und das Adhäsiv ohne vorherige Silanisierung appliziert wurde [de Souza et al., 2017]. Auch bei der Reparatur eines siloran- basierten Komposits bewirkte die Anwendung eines Silanprimers im Anschluss an das Sandstrahlen keine Verbesserung der Reparaturfestigkeit [Wiegand et al., 2012]. Die intraorale Silikatisierung durch Abstrahlen mit Cojet TM -Pulver (Abbil- dung 14) bringt bei der Komposit- reparatur keinen Vorteil. Zwar ergab die Anwendung eines Silans nach vor- heriger Silikatisierung höhere Verbund- festigkeiten als die Vorbehandlung mit dem Silan allein [Özcan und Pekkan, 2013]. Jedoch wurden mit der Kombi- nation Silikatisierung/Silan/Adhäsiv keine höheren Haftwerte erzielt als mit der Kombination Sandstrahlen mit Aluminiumoxid/Adhäsiv [Rathke et al., 2009; Iversen et al., 2011; Kanzow et al., 2019]. Die intraorale Silikatisierung hat vermutlich deshalb keinen Vorteil, weil zum einen die angeschliffenen Glasfüller bereits Si-O enthalten und zum anderen der tribochemische Si-O-Beschichtungs- mechanismus auf der relativ weichen Kunstharzmatrix nicht funktioniert. Denkbar ist auch, dass die Kopolymeri- sation des Adhäsivs mit dem Primär- komposit durch das Silan behindert wird. STEP-BY-STEP BEI DER REPARATUR VON KOMPOSITFÜLLUNGEN Wie vorangehend beschrieben kann bei der Kompositreparatur auf Arbeits- schritte wie Flusssäureätzung, Silanisie- rung und Silikatisierung verzichtet werden. Außerdem sind negative Aus- wirkungen dieser Vorbehandlungen auf die Schmelz- und Dentinadhäsion nicht auszuschließen, was zusätzlich gegen diese Arbeitsschritte spricht. In- sofern gestaltet sich die Reparatur von Kompositfüllungen aufgrund der iden- tischen Vorbehandlung aller beteilig- ten Substrate (Komposit, Dentin und/ oder Schmelz) relativ unkompliziert (Abbildung 5): Schritt 1 – Rotierende Bearbeitung mit einem Diamantschleifer (Korngröße mittel bis grob) Die Reparaturfläche sollte dabei nach Möglichkeit nicht als Schräge gestaltet werden, da sonst bei Kaubelastung Scherkräfte auf das Reparaturkomposit einwirken. Es empfiehlt sich, das Primärkomposit mit einer Stufe zu ver- sehen, auf der das Reparaturkomposit bei Belastung abgestützt ist (Abbildung 15). Für die Reparatur approximaler Klasse-II-Kompositfüllungen, zum Bei- spiel nach Chipping der Randleiste oder zur Korrektur schwacher beziehungs- weise fehlender Approximalkontakte, wird eine kastenförmige Kavität („Slot“) in das Primärkomposit präpariert. Möglicherweise lässt sich durch interne Retentionsrillen die Beanspruchung des Komposit-Komposit-Verbunds bei Kaubelastung reduzieren und damit die Frakturfestigkeit der Reparatur- füllung erhöhen, ähnlich wie bei der approximalen Amalgamreparatur [Zguri et al., 2017]. Dagegen führte das Anlegen okklusaler Retentionen zu einer Verschlechterung des Reparatur- verbunds in der Kausimulation [Fran- kenberger et al., 2003]. Dient die Reparatur der Behebung von Randdefekten ohne Sekundärkaries, genügt eine 0,5–1 mm tiefe Eröffnung der betroffenen Randabschnitte mit einem kleinen Diamantschleifer. Liegt dagegen eine Sekundärkaries vor, muss ein ausreichend großer Zugang für die Kariesexkavation präpariert werden Quelle: Bernd Haller Abb. 8: Mögliche Bindungsmechanismen zwischen Primärkomposit und Adhäsiv beziehungsweise Reparaturkomposit (Schema). M = Bindung an die Kunstharzmatrix, F = Bindung an die anorganischen Füller 52 | ZAHNMEDIZIN

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