Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (197) Sonografisch zeigte sich eine gut begrenzte, homogene, hyposonore Raumforderung ohne Nachweis auf eine Hypervaskularisation. Sonomor- phologisch bestand damit der Ver- dacht auf einen gutartigen Speichel- drüsentumor. Zur weiteren Abklärung wurde eine Magnetresonanztomografie durchgeführt. Hierin stellte sich ein circa 4 cm x 3 cm großer, gut abgrenz- barer Tumor unterhalb des linken Ohres dar. Der Tumor zeigte eine Kontrast- mittelaufnahme mit homogener Ver- teilung (Abbildung 2). Auffällige Lymph- knoten kamen nicht zur Darstellung. Medial der Unterkieferrekonstruktion zeigte sich ein Parotisrest, der in Ver- bindung zu der Raumforderung stand. Bildmorphologisch entsprach der Be- fund einem monomorphen Adenom. Der Tumor wurde in Vollnarkose unter Monitoring der Fazialisfunktion rese- ziert (Abbildung 3a). Hierbei wurde über den alten Zugang die binde- gewebig umschiedene, gut abgrenzbare Läsion entfernt. Der Nervus facialis war dem Tumor narbig am Oberpol angehaftet und wurde vom Tumor ab- präpariert (Abbildung 3b). Der Tumor konnte so vollständig entfernt werden (Abbildung 3c). Die histopathologische Beurteilung zeigte monomorphe, basa- loid gepackte Zellen mit umgebender Kapsel. Dies entsprach dem Befund eines Basalzelladenoms der Speichel- drüse. Postoperativ zeigte sich ein stabiler Heilungsverlauf bei anfänglich leichter Schwäche der periokularen Fazialis- funktion, die bereits bei Entlassung rückläufig war. Der Patient befindet sich in der Nachsorge und zeigt aktuell – ein halbes Jahr nach Therapie – keinen Anhalt für ein Rezidiv. DISKUSSION Das Basalzelladenom gehört zur Gruppe der monomorphen Speicheldrüsen- tumore und repräsentiert mit zwei bis sieben Prozent den dritthäufigsten gutartigen Tumor der Ohrspeichel- drüse, nach dem pleomorphen Ade- nom (circa 70 bis 80 Prozent der Ohr- speicheldrüsentumore) und dem Warthin-Tumor (circa 25 bis 30 Pro- zent der Ohrspeicheldrüsentumore) [Zhan, Khaja et al., 2016]. Selten kommt das Basalzelladenom an anderen Lokalisation – zum Beispiel parapharnygeal oder multifokal – vor [Lu, Zhang et al., 2015; Wu, Bao et al., 2018; Schapher, Koch et al., 2019]. Der Tumor betrifft häufiger Frauen als Männer und hat seinen Altersgipfel in der fünften Dekade, Risikofaktoren sind nicht bekannt [Zhan, Khaja et al., 2016]. Leitsymptom ist, wie im vorliegenden Fall und bei den meisten Speichel- drüsentumoren die langsame und schmerzlose Schwellung. Der Tumor ist typischerweise gut von der Umge- bung abgrenzbar. Liegt er in tieferen Parotisanteilen, ist ein palpatorischer Nachweis erschwert. Für das Basalzell- adenom ist eine maligne Entartung nur in Einzelfällen beschrieben [Lu, Zhang et al., 2015]. Warnzeichen wie Fazialisparese, Schmerzen, Adhärenz an umliegenden Strukturen, Trismus, Lymphadenopathie oder Hautverände- rungen können Hinweise für eine Ab- grenzung zu einem malignen Tumor sein [Zhan, Khaja et al., 2016]. Im hier vorliegenden Fall war deswegen bei schon vorbestehendem Fazialisdefizit eine Abgrenzung erschwert, eine Ab- klärung damit dringend indiziert. Abb. 2: Magnetresonanztomografie: a/b: axiale Schnittbilder auf Höhe der infraaurikulären Läsion in T1- und in T2-Wichtung, c: koronares Schnittbild auf Höhe der infraaurikulären Läsion, medial des Muskels verlagerter Parotisanteil (Pfeil) DR. ELISABETH GOETZE Weiterbildungsassistentin Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat Quelle: MKG, Universitätsmedizin Mainz a b c | 75

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