Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (198) Zur primären Diagnostik werden neben der klinischen Untersuchung die Sonografie und Schichtbildgebung mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) empfohlen. In allen Bildgebungsver- fahren zeigt sich meist ein homogener Tumor mit guter Begrenzung, zystische Anteile können vorliegen. Bei ober- flächlich gelegenen Tumoren kann die Sonografie ausreichend sein und zeigt in der Regel – wie im vorliegenden Fall – eine gut abgrenzbare, homogene, leicht hyposonore Raumforderung. Im Vergleich zum CT lässt die MRT eine bessere Weichgewebsdiskrimination zu und erlaubt Aussagen über die Diffe- renzierung des Tumors [Mukai, Motoori et al., 2016; Wu, Bao et al., 2018]. Basalzelladenome sind hier isointens zu Muskelgewebe in T1-gewichteten Bildern mit hyperintensem Signal in T2-Bildern und einer homogenen Kontrastmittelaufnahme. Allerdings sind Basalzelladenome auch hier nur sehr schwierig von anderen monomor- phen Adenomen abzugrenzen [Mukai, Motoori et al., 2016]. Histopathologisch präsentiert sich das Basalzelladenom als ein basaloid aus- sehender Tumor aus epithelialen Zellen mit pallisadenartig kleinen, hyperchromen Basalzellen. Je nach Vorliegen an Zellgruppen unterscheidet man einen trabekulären, einen tubulä- ren, einen soliden und einen mem- branösen Subtyp. Meistens liegt eine fibröse Kapsel vor, die beim membra- nösen Subtyp allerdings auch fehlen kann [Lu, Zhang et al., 2015]. Bereits präoperativ kann ein Versuch der histologischen Einordnung mittels Feinnadelbiopsie erfolgen. Das Basal- zelladenom zeigt hier jedoch überlap- pende Charakteristika mit adenoid- zystischen Karzinomen, Basalzell- Adenokarzinomen und pleomorphen Adenomen [Lu, Zhang et al., 2015; Zhan, Khaja et al., 2016]. Therapie der Wahl ist die chirurgische Entfernung des Tumors durch eine extrakapsuläre Dissektion oder eine (laterale) Parotidektomie. Die extrakap- suläre Dissektion zeigt hierbei eine ge- ringere Komplikationsrate für Fazialis- schäden und gustatorisches Schwitzen (Frey-Syndrom) ohne erhöhte Rezidiv- gefahr. Die Wahl des Verfahrens ist dabei abhängig von der Lokalisation und der Ausdehnung des Tumors [Schapher, Koch et al., 2019]. Differenzialdiagnostisch kommt für das Basalzelladenom der Speicheldrüse jeder andere Speicheldrüsentumor in Betracht. Bildmorphologisch kann die Abgrenzung zu pleo- oder mono- morphen Adenomen schwierig sein, histopathologisch ist die diagnostische Aussagekraft der Feinnadelbiopsie ein- geschränkt. Differenzialdiagnostisch sollte auch eine Metastasierung von Skalp-/Gesichtstumoren oder auch in seltenen Fällen von Ferntumoren wie Nierenzell- oder Mammakarzinomen ausgeschlossen werden. Bei vollständiger Entfernung ist die Prognose günstig. Rezidive können je- doch auftreten. Patienten mit einem Basalzelladenom sollten deswegen nach Abschluss der Therapie in einen regelmäßigen Recall zur Nachsorge aufgenommen werden. \ PD DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Langsam auftretende, schmerzlose Schwellungen im Bereich der Ohrspeicheldrüse sind ein Hin- weis für gutartige Speicheldrüsen- tumore. \ Fazialisparesen im Zusammen- hang mit Speicheldrüsentumoren sind als Warnzeichen für einen malignen Tumor zu werten. \ Der häufigste gutartige Speichel- drüsentumor ist das pleomorphe Adenom, gefolgt vom Warthin- Tumor und dem Basalzelladenom. Abb. 3: Intraoperativer Situs: a: Exstirpation des Tumors, b: Lagebeziehung zum N. facialis (Pfeil), c: entnommenes Präparat zur Einsendung an die Pathologie a b c Fotos: Peer W. Kämmerer ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 76 | ZAHNMEDIZIN
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