Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (205) Guerini (1859–1955). Guerini schrieb 1909 die Abhandlung: History of Den- tistry: From the Most Ancient Times Until the End of the Eighteenth Century. Die Nachbildungen zeigen Zahnersatzarbeiten aus dem antiken Mittelmeerraum, die griechischen, phönizischen, etruskischen oder römischen Ursprungs sind. EINE PROTHESE AUS DEM 4. JHDT. V. CHR. Im Jahr 1907 hatte ein spektakulärer antiker Grabfund in Teano, dem anti- ken Teanum Sidicini nördlich von Neapel, in der Fachwelt Aufsehen er- regt. Bei einer bestatteten Person hatte man an den Zähnen eine goldene Zahnbandprothese entdeckt, die etwa aus der ersten Hälfe des 4. Jahrhun- derts bis zur zweiten Hälfte des 3. Jahr- hunderts v. Chr. stammte. Sie war wohl zum Stützen lockerer Zähne ge- fertigt worden. Der Fund war 1911 auch auf der ersten „Internationalen Hygiene-Ausstellung“ in Dresden zu sehen und gehört heute zur Sammlung der Charité. In der Karl-Sudhoff- Sammlung befindet sich die Kopie einer etruskischen Goldstreifenbrücke, die drei obere Zähne ersetzen sollte (Abbildung 3). 2 D ie Anfänge der Sammlung gehen auf den berühmten Medizinhistoriker Karl Sudhoff (1853–1938) zurück. Seit 1905 war Sudhoff etatmäßiger außerordentlicher Professor für Geschichte der Medizin. Aus Mit- teln der Puschmann-Stiftung der Universität Leipzig wurden die ersten Exponate für die Sammlung erworben. Seine Nachfolger Walter Brunn und Henry Ernest Sigerist er- weiterten die Kollektion – mit zum Teil aus eigener Tasche bezahlten Exponaten. Während des Zweiten Weltkriegs gingen viele Instrumente verloren. Auch heute noch wird der Bestand größtenteils durch Schenkungen und Überlassungen aufgestockt. Die Exponate sind leider nicht öffent- lich ausgestellt, da es sich um eine reine Magazinsammlung handelt. Schwerpunkt der Sammlung sind medizinische Instrumente oder Instrumentensätze aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und aus dem 20. Jahrhundert. Es gibt aber auch Gegenstände, die aus der Frühen Neuzeit stammen. Sudhoff gelang es auch, Repliken antiken Zahnersatzes aufzunehmen. Die Teilbereiche der Sammlung um- fassen Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Augenheilkunde, HNO-Kunde, Volksheilkunde, Ho- möopathie und Zahnmedizin. Die Repliken antiken Zahnersatzes entstammen der Sammlung des italienischen Zahnarztes Vincenzo 3 4 5 6 7 8 Abb. 2: Nachbildung eines griechischen Zahnbindewerks aus Golddraht zum Befestigen gelockerter unterer Schneidezähne Abb. 3: Nachbildung einer etruskischen Goldstreifenbrücke zum Ersatz dreier oberer Zähne Abb. 4: Überwurf, Stahl, Abstützung aus Bein, 17./18. Jahrhundert Abb. 5: Doppelpelikan, Stahl, 18. Jahrhundert, Schenkung von Töply Abb. 6: Zahnzange, Stahl, 18. Jahrhundert, Schenkung von Töply Abb. 7: Haken-Stoßeisen- Kombination, Stahl und Bein, 16.–18. Jahrhundert, Schenkung von Töply Abb. 8: Wurzelheber nach Berten, Stahl vernickelt, Firma Aesculap, um 1930, Schenkung Gisela Goehle
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