Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 110, Nr. 3, 1.2.2020, (208) MKG-CHIRURGIE Schwierige Differenzialdiagnose einer paramandibulären Raumforderung Sven Holger Baum, David Kreuziger, Christopher Mohr Eine 52-jährige Patientin wurde auf Überweisung ihres Zahnarztes in der Ambulanz der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Essen vorstellig. Sie gab an, vor drei Monaten eine knotige Raumforderung paramandibulär in regio 33/34 bemerkt zu haben. Trotz zweifacher Gewinnung von repräsentativen Gewebeproben konnte die Diagnose einer Sarkoidose aufgrund multipler Differenzialdiagnosen erst durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen festgestellt werden. D er Hauszahnarzt hatte zunächst eine Biopsie bei klinischem Ver- dacht auf eine Aktinomykose entnommen. In der Histologie fand sich eine granulomatöse Veränderung mit vereinzelten Epitheloidzellen, wo- bei differenzialdiagnostisch aufgrund der geringen Gewebeanteile keine Spe- zifizierung erfolgen konnte. Lediglich eine Aktinomykose konnte ausge- schlossen werden. Daraufhin überwies er die Patientin zur weiteren Abklärung des Befunds ins Universitätsklinikum. Laut der Patientin bestand keine Grö- ßenprogredienz des Tumors. Entzün- dungen, Verletzungen oder vorherige Eingriffe (bis auf die Biopsie) wurden verneint. Es bestanden keine Schmerzen. Die allgemeine Anamnese ergab keine akuten oder chronischen Erkrankun- gen, Medikamente wurden nicht ein- genommen. Nikotin- und regelmäßiger Alkoholkonsum wurden ebenfalls ver- neint. Es bestand lediglich eine Latex- Allergie. Die Patientin ist Hausfrau. Bei der extraoralen Untersuchung konnte eine derbe Schwellung para- mandibulär links palpiert werden. Diese war gering verschieblich und nicht druckdolent. Der Unterkieferrand war vollständig durchtastbar. Daneben be- stand seit der Biopsie eine Hypästhesie im Bereich der Unterlippe links mit er- haltener Spitz-Stumpf-Diskrimination. Intraoral fand sich eine allseits dichte Schleimhaut. Die Raumforderung in regio 33 und 34 war palpabel und leicht verschieblich. Eine Adhärenz am Unterkiefer bestand nicht. Der Speichel war klar und exprimierbar. Eine Fluktuation oder ein Hinweis auf einen Abszess fanden sich nicht. Daneben zeigte sich ein suffizient kon- servativ und prothetisch versorgtes Gebiss. Die Zähne 31–33 zeigten eine positive Sensibilitätsprobe sowie eine negative Perkussionsprobe, der Zahn 37 eine negative Sensibilitäts- und Perkussionsprobe bei Zustand nach Wurzelkanalfüllung. Die Taschentiefen waren nicht erhöht. Foto: Baum Abb. 3: Intraoperativer Situs mit Darstellung der paramandibulären Raum- forderung regio 33/34 DR. DR. SVEN HOLGER BAUM Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Essen Kliniken Essen-Mitte Henricistr. 92, 45136 Essen s.baum@kliniken-essen-mitte.de Foto: privat 86 | ZAHNMEDIZIN

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