Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (250) Gesundheitsforen oder auch sonstige Fachforen. Netzwerke prägen Belliger zufolge immer mehr das moderne Leben, sie führte dazu Beispiele wie digitale Communitys oder Social Media an. Bereiche wie Prävention oder Public Health würden künftig auch dazu gehören und eine stärkere Rolle im Gesundheitswesen einnehmen. In zwei Paneldiskussionen tauschten sich Experten aus, darunter Vertreter von Bundesärztekammer, KBV, Psycho- therapeuten, Gemeinsamer Bundesausschuss, GKV, PKV, BAG Selbsthilfe, Verbraucherzentrale Bundesverband, ABDA, Pflege, Heilmittelverbände oder die Patientenbeauf- tragte der Bundesregierung. In vier Workshops wurden Aspekte vertieft. BZÄK und KZBV als Partner der Allianz brachten sich ebenfalls ein. Ihre Botschaften: Neben qua- litätsgesichert aufbereiteten Informationen ist vor allem die sprechende Zahnmedizin wichtig. Der Vorsitzende des Vorstands der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer, betonte: „Die Förderung der Gesundheitskompetenz ist bei uns im Haus eine Führungs- und Querschnittsaufgabe.“ Er verwies auf unterschiedliche Formate, mit denen die KZBV sich bereits in die Allianz einbringe. Dazu zählten etwa die zahnärztliche Patientenberatung oder Broschüren für Patienten, Angehörige und Pflegefachkräfte, die im Verbund mit weiteren Fachverbänden erstellt wurden. Ferner ver- mittele die KZBV Mundgesundheitskompetenz über digitale Medien wie Erklärvideos, digitale Broschüren und Themen- Webseiten. DIE ZAHNMEDIZIN MUSS SPRECHEN LERNEN Im Workshop „Stärkung der Gesundheitskompetenz vul- nerabler Zielgruppen “ ging Elfi Schmidt-Garrecht, Leiterin der KZBV-Abteilung Politik und Grundsatzfragen, vertiefend auf die KZBV-Strategie zur Mundgesundheitskompetenz ein. Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen seien ein langjähriger Arbeitsschwerpunkt der KZBV, erklärte sie. Als Beispiele für eine patientenorientierte Ausrichtung von Informationen nannte sie ein neues, zusammen mit der BZÄK erstelltes Erklärvideo zur Prävention bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen sowie einen virtuellen Rundgang durch eine barrierearme Zahnarztpraxis. Wichtig sei ein Mix mit analogen Informationsmedien, gerade bei der Ansprache von vulnerablen und nicht immer online- affinen Zielgruppen. ImWorkshop zur „Kommunikation von Gesundheitsberufen und PatientInnen“ skizzierte Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK, das Kommunikationsmodell der Teach-Back-Methode und der Motivierenden Gesprächs- führung. Er verwies auf Besonderheiten in der Zahnmedizin – wie chronische Erkrankungen, unterschiedliche Behand- lungsmöglichkeiten oder die hohe Erwartung der Patienten an Funktion und Ästhetik. Sensibel auch: das Thema Kos- ten. Oesterreich forderte einer Stärkung der Sprechenden Zahnmedizin. Aspekte der Gesundheitskommunikation seien bisher nur eingeschränkt Gegenstand von zahnärztlicher Aus- und Fortbildung. Deshalb, so Oesterreich, brauche der Zahnarzt konkrete Unterstützung in der täglichen Praxis, dafür sei die sogenannte Teach-Back-Methode bestens geeignet. Bei Teach Back handelt es sich um ein Online-Tutorial, das die Kompetenz des Zahnarztes in der Kommunikation mit dem Patienten verbessern soll. Die Methode richtet sich haupt- sächlich an Patienten mit niedriger Mundgesundheits- kompetenz. Das E-Learning-Tool lasse sich in die Aus- und Fortbildung von Zahnärzten und Teams integrieren und unterstütze sie bei der Beratung von Patienten. Oesterreich forderte, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um der Sprechenden Zahnmedizin einen größeren Stellen- wert einzuräumen. pr Foto: zm/pr BZÄK-Vize Prof. Dr. Dietmar Oesterreich betonte die Bedeutung der Sprechenden Zahnmedizin bei der Förderung der Gesundheits- kompetenz von Patienten. Sprechende Medizin und Sprechende Zahnmedizin gehörten in die Aus- und Fortbildung von Ärzten und Zahnärzten. ALLIANZ FÜR GESUNDHEITSKOMPETENZ 2017 wurde unter Federführung des damaligen Bundes- gesundheitsministers Hermann Gröhe die„Allianz für Gesundheitskompetenz“ gegründet – unter Einbindung einer großen Zahl von Fachverbänden und Gesundheits- berufen, darunter auch der BZÄK und der KZBV. Die Partner der Allianz verpflichteten sich mit einer gemein- samen Erklärung, in ihrem jeweiligen Zuständigkeits- bereich Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheits- wissens zu entwickeln und umzusetzen. Ein weiterer zentraler Baustein: ein nationales Gesundheitsportal mit qualitätsgesicherten Informationen. Dazu hatte das BMG das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, das mittlerweile vorliegt. Das Portal soll – wie auf der Fachtagung bekannt wurde – Mitte 2020 an den Start gehen. 20 | POLITIK

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