Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (275) erhaltung der approximalen Restau- rationsfläche ist nur möglich, wenn deren bukko-linguale Ausdehnung groß genug ist und die zervikale Karies- läsion über eine Slot-Präparation zugänglich ist. Eine weitere Reparatur- indikation ist der Verschluss endo- dontischer Zugangskavitäten in Kro- nen und Teilkronen [Kanzow et al., 2017] (Abbildung 9). UNIVERSALADHÄSIV ODER PRIMER: WIE VORBEHANDELN? Während bei der Reparatur von Kom- positfüllungen die Vorbehandlung des Restaurationsmaterials und der Zahn- hartsubstanz weitgehend identisch ist, beruht der Verbund zwischen den meisten Werkstoffen und dem Reparatur- komposit bei der Reparatur indirekter Restaurationen auf der Vorbehandlung mit einem Primer. Hier unterscheidet man werkstoffspezifische Spezialprimer (Tabelle 1) und überwiegend werkstoff- unabhängige Universalprimer (Tabelle 2). Universaladhäsive versprechen eine weitere Vereinfachung, indem sie die Verwendung derartiger Primer über- flüssig machen. Sie sollen die Haftung von Komposit nicht nur an Dentin und Schmelz, sondern auch an kera- mischen und metallischen Werkstoffen ermöglichen. Spezialprimer Spezialprimer sind in der Regel jeweils nur für einen bestimmten Werkstoff geeignet (Tabelle 1, Abbildung 10). Eine Ausnahme bilden Primer für Oxid- keramiken, die das Phosphatmonomer 10-MDP enthalten und aufgrund des Bindungsmechanismus von 10-MDP an Metalloxiden auch für die Vor- behandlung von NEM- und Titan- legierungen verwendet werden kön- nen. Silikatkeramiken werden nach vorheriger Ätzung mit Flusssäure oder Aufrauhung und Silikatisierung mit einem Silanprimer behandelt. Für die Komposithaftung an Edelmetall- legierungen sorgen Metallprimer, die Monomere mit schwefelhaltigen funk- tionellen Gruppen (Thioketon- oder Thiol-Gruppen) enthalten. Spezial- primer für hochvernetztes Polymethyl- methacrylat (PMMA) basieren auf Methacrylatmonomeren, wie sie auch für Beschichtungen (wie PETIA) und industrielle Klebstoffe (zum Beispiel THFMA) verwendet werden. Universalprimer Universalprimer enthalten eine Kom- bination aus verschiedenen adhäsiven Monomeren (Tabelle 2, Abbildung 11). Sie sind damit für unterschiedliche Werkstoffe geeignet und deutlich viel- seitiger einsetzbar als werkstoffspezi- fische Spezialprimer. Universalprimer, mit denen alle keramischen und me- tallischen Werkstoffe (Glaskeramik, Hybridkeramik, Zirkonoxidkeramik, Edelmetall- und NEM-Legierungen) ab- gedeckt werden sollen, müssen neben einem Silan und 10-MDP auch ein schwefelhaltiges Monomer für die Bin- dung an Edelmetalle enthalten. Es gibt keine Universalprimer, die für die Re- paratur von Restaurationen aus hoch- vernetztem PMMA (meist Langzeit- provisorien) geeignet sind. Für diese Anwendung muss daher auf Spezial- primer zurückgegriffen werden. Universaladhäsive Bestimmte Arbeitsschritte im Rahmen der Vorbehandlung keramischer und metallischer Werkstoffe können die Schmelz- und Dentinhaftung beein- trächtigen. Für Silane selber scheint das nicht zuzutreffen – unabhängig davon, ob zuerst das Silan oder das Ad- häsiv appliziert wird [Hannig et al., 2003; Chen et al., 2017]. Jedoch ist die Anwendung eines Silans nur sinnvoll, wenn die Silikatkeramik zuvor mit Flusssäure geätzt oder alternativ mit Cojet TM -Sand abgestrahlt worden ist. Aus Studien geht hervor, dass der Kontakt von Schmelz und Dentin mit Abb. 4: Wiederherstellung eines Approximal- kontakts zwischen den Kronen 26 und 27: In die Mesialfläche von 27 wurde ein Slot präpariert, mit einer zervikalen Stufe zur Abstützung des Reparaturkomposits bei Kaubelastung. Die adhäsive Vorbehandlung musste auf das Edelmetallgerüst und auf die Feldspatkeramik der Verblendung abgestimmt werden (siehe Tabelle 3). Foto: Bernd Haller UNIV.-PROF. DR. BERND HALLER Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Albert-Einstein-Allee 11, 89081 Ulm bernd.haller@uniklinik-ulm.de Foto: Erich Püschel Abb. 5: Reparatur eines MOD-Keramikinlays nach tiefreichender Keramikfraktur an der distalen Randleiste: Die Defektausdehnung ließ den Ersatz des gesamten distalen Kastens sinnvoll erscheinen. a: Ausgangssituation, b: Reparaturkavität mit Matrize, Keil und Ringspanner, c: fertige Reparaturfüllung Fotos: Bernd Haller a b c | 45
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