Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (276) EMPFEHLUNGEN FÜR DIE KERAMIKREPARATUR BEI UNTERSCHIEDLICHEN DEFEKTTYPEN UND RESTAURATIONSARTEN DEFEKT, RESTAURATIONSART Chippingfraktur an Keramikverblendungen oder an Restaurationen aus Glaskeramik bzw. Hybridkeramik Defekte an Restaurationen aus Glaskeramik bzw. Hy- bridkeramik mit Freilegung von Schmelz bzw. Dentin (zum Beispiel Randkaries, Höckerfrakturen, Restaura- tionserweiterung; Abb. 2) Fraktur der Verblendung an VMK-Kronen Fraktur der Verblendung an Keramikkronen mit ZrO-Gerüst Randkaries oder post- endodontischer Verschluss an VMK-Kronen oder Keramikkronen mit ZrO-Gerüst Randkaries oder post- endodontischer Verschluss an monolithischen ZrO-Kronen Tab. 3: * Einschließlich Lichthärtung. ** Die materialspezifischen Ätzzeiten mit Flusssäure entsprechend den Herstellerangaben sind zu beachten. *** Der Fokus liegt auf der Verblendkeramik; das dünne Metall- bzw. ZrO-Gerüst kann vernachlässigt werden. Quelle: Haller BETEILIGTE WERKSTOFFE BZW. ZAHNSUBSTANZ Feldspatkeramik bzw. Glaskeramik oder Hybridkeramik Leuzitverstärkte Glas- keramik, Lithiumdisilikat- keramik, Zirkonoxid- verstärkte Lithiumsilikat- keramik, Hybridkeramik, Schmelz, Dentin Verblendkeramik, Metall Verblendkeramik, ZrO-Keramik Verblendkeramik, Metall bzw. ZrO-Keramik, Dentin ZrO-Keramik, Dentin SCHRITTE BEI DER REPARATUR (1) Flusssäure, (2) Silan, (3) Adhäsiv* Zweiphasige Reparatur. Phase I: Abdecken von Schmelz und Dentin mit Bondingsystem und Komposit; Finieren der Keramikränder. Phase II: (1) Flusssäure** (alternativ Silikatisierung mit Cojet™), (2) Silan oder Universalprimer, (3) Adhäsiv* (1) Metall und Verblendkeramik: Silikatisierung, (2) Silan oder Universalprimer, (3) Adhäsiv* (Abb. 1) Alternativ: (1) Verblendkeramik: Flusssäure, (2) Metall: Cojet™, (3) Silan oder Universalprimer, (4) Adhäsiv* (1) ZrO- und Verblendkeramik: Cojet™, (2) Silan oder Universalprimer, (3) Adhäsiv* Alternativ: (1) ZrO: Sandstrahlen mit Aluminiumoxid, (2) Verblendkeramik: Flusssäure, (3) Universalprimer (enthält Silan und 10-MDP), (4) Adhäsiv* Zweiphasige Reparatur. Phase I: Abdecken des Dentins bzw. Auffüllen der endodontischen Zugangskavität mit (Self-Etch-)Bondingsystem und Komposit; Finieren der Keramikränder. Phase II: (1) Flusssäure oder Silikatisierung mit Cojet™***, (2) Silan oder Universalprimer, (3) Adhäsiv* (1) ZrO: Sandstrahlen mit Aluminiumoxid, (2) Universaladhäsiv* mit 10-MDP auf Dentin (vorzugsweise Self-Etch-Modus) und ZrO-Keramik Alternativ: Zweiphasige Reparatur. Phase I: Abdecken des Dentins mit (Self-Etch-) Bondingsystem und Komposit; Finieren der Keramikränder. Phase II: (1) Sandstrahlen mit Aluminiumoxid, (2) Spezialprimer für ZrO oder Universalprimer, (3) Adhäsiv* Flusssäure vermieden werden sollte [Loomans et al., 2010; Saracoglu et al., 2011] und dass die Anwendung von Cojet TM auf Schmelz zu einer deutlichen Herabsetzung der Schmelzhaftung führt [Hannig et al., 2003]. Vor diesem Hinter- grund klingen Werbeaussagen, denen zu- folge Universaladhäsive nicht nur als Haft- vermittler für die Zahnhartsubstanz, sondern auch für alle möglichen Werk- stoffe geeignet sein sollen, verlockend. Die meisten Universaladhäsive enthalten das selbstkonditionierende Phosphat- monomer 10-MDP, das dank seiner Affini- tät zu Metalloxiden eine Haftung an Zir- konoxid- und an Aluminiumoxidkeramik sowie an NEM-Legierungen bewerkstelli- gen kann. Dagegen ist 10-MDP auf Silikat- keramiken nicht adhäsiv wirksam. Wenn also für die intraorale Reparatur von Silikatkeramik (zum Beispiel Verblendun- gen aus Feldspatkeramik oder Restauratio- nen aus Lithiumdisilikatkeramik) ein Uni- versaladhäsiv verwendet werden soll, muss zuvor ein Silanprimer aufgetragen werden. Einige Universaladhäsive enthal- ten ein Silan, um diesen Arbeitsschritt zu umgehen (zum Beispiel Clearfil Universal Bond Quick TM Fa. Kuraray Europe; Scotch- bond Universal TM , Fa. 3M Deutschland). Die Erwartung, damit eine Komposit- haftung an Silikatkeramiken erzielen zu können, hat sich allerdings zerschlagen 46 | ZAHNMEDIZIN