Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (280) Adhäsiv aufgetragen und lichtgehärtet. Abschließend wird der Defekt mit Komposit versorgt. Das Prinzip der zweiphasigen Reparatur lässt sich unabhängig vom Werkstoff auf alle Restaurationsarten anwenden und kann auch mit der Proximal-Box-Ele- vation-Technik kombiniert werden. Das Verfahren ist außerdem offen für neue Arten der Vorbehandlung, sofern diese nicht die Qualität des Komposit- Komposit-Verbunds beeinträchtigen. TIPPS ZUR VORBEHANDLUNG DER WERKSTOFFE Die folgenden Empfehlungen für die Vorbehandlung indirekter Restauratio- nen im Rahmen von Reparaturen gelten sowohl für die zweiphasige Reparatur- technik als auch für Situationen, in denen der Defekt nur auf das Restaurations- material begrenzt ist. Dabei ist zu be- achten, dass in beiden Fällen mehrere Werkstoffe beteiligt sein können, zum Beispiel bei VMK-Kronen (Abbildung 1) oder Vollkeramikkronen mit einem Zirkonoxidgerüst (Abbildung 3). Zirkonoxidkeramik Die Vorbehandlung von Zirkonoxid- keramik im Rahmen der Reparatur mit Komposit umfasst das Sandstrahlen mit Aluminiumoxidpulver (Korngröße 30 bis 50 µm) und die Applikation eines Zirkonoxid-Spezialprimers (Tabelle 1) oder eines 10-MDP-haltigen Universal- primers (Tabelle 2). Die Silikatisierung mit Cojet TM , gefolgt von der Applika- tion eines Silanprimers zeigte eine ver- gleichbare Wirksamkeit [Han et al., kristalline Strukturen freigelegt und ein mikroretentives Ätzmuster erzeugt [Chen et al., 1998; Zogheib et al., 2011] (Abbildung 13). Abbildung 14 zeigt die Reparatur einer Glaskeramikteilkrone nach dem Prinzip der zweiphasigen Reparaturrestauration. Für die Adhäsiv- befestigung von Restaurationen aus Zirkonoxid-verstärkter Lithiumsilikat- keramik (Celtra Duo TM , Fa. Dentsply Sirona, Bensheim) wird ebenso die Vorbehandlung mittels Flusssäure- ätzung (Abbildung 15) und Silanisie- rung empfohlen, was für die Reparatur dieser Restaurationen übernommen werden kann. Bei der intraoralen Flusssäure-Anwen- dung sind folgende Schutzmaßnahmen unverzichtbar (Abbildung 3d): \ Schutzbrille \ Anlegen von Kofferdam, gegebenenfalls zusätzliche Ab- dichtung (zum Beispiel mit Opal- Dam TM ; Fa. Ultradent Products) \ Schutz benachbarter Zahn- beziehungsweise Keramikflächen, zum Beispiel durch Anlegen einer Metallmatrize (Abbildung 14 e) und/oder Teflonband \ Prüfung auf leichte Durchgängig- keit des Gels bei leichtem Druck auf den Spritzenstempel (Bei Widerstand keinen Druck auf- bauen! Applikationskanüle aus- wechseln und erneut prüfen!) \ gute Absaugung Eine Alternative zur intraoralen Fluss- säureätzung – wenn diese beispielsweise als zu riskant empfunden wird – ist die tribochemische Silikatisierung (Cojet TM ) (Abbildung 16). Auch hier muss ein Silan appliziert werden, bevor das Ad- häsiv aufgetragen wird. Für die Fluss- säureätzung spricht allerdings, dass Abb. 11: Universalprimer (Produktbeispiele) Fotos: Hersteller 2013]. 10-MDP-haltige Universaladhä- sive können auf Zirkonoxidkeramik eine ähnliche Komposithaftung erzie- len wie 10-MDP-haltige Zirkonoxid- beziehungsweise Universalprimer [Seabra et al., 2014; Elsayed et al., 2017]. Silikatkeramik Zu den Silikatkeramiken zählen Feld- spatkeramik, leuzitverstärkte Glaskera- mik und Lithiumdisilikatkeramik. Die Ätzung mit fünf- bis zehnprozentiger Flusssäure (Abbildung 12), gefolgt von der Applikation eines Silans (in Form eines Silanprimers oder eines silan- haltigen Universalprimers) stellt nach Einschätzung der meisten Autoren eine probate Vorbehandlung für die Reparatur von Restaurationen aus Sili- katkeramik dar [de Melo et al., 2007; Kalavacharla et al., 2015; Kim et al., 2015; Neis et al., 2015; Yoshihara et al., 2016; Elsayad et al., 2017; Lee et al., 2017]. Die Flusssäure reagiert mit den Glasanteilen der Glaskeramik und ent- fernt diese selektiv. Dadurch werden Abb. 12: Gepufferte Flusssäure 9 % als Gel (Ultradent Porcelain Etch™, Fa. Ultradent Products, Köln) Foto: Erich Püschel 50 | ZAHNMEDIZIN

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