Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (281) sich dieses Verfahren für die Vorbe- handlung von Silikatkeramiken im Rahmen der Adhäsivbefestigung seit Jahrzehnten bewährt hat. An dieser Einschätzung ändert auch nichts, dass in einzelnen Studien die Komposithaf- tung nach Silikatisierung mit Cojet TM größer war als nach Flusssäureätzung [Al-Thagafi et al., 2016]. Was eine mög- liche Vereinfachung der Prozedur durch silanhaltige Universaladhäsive betrifft, so hat sich gezeigt, dass diese weder die Flusssäureätzung beziehungsweise Sili- katisierung noch die separate Anwen- dung eines Silanprimers oder eines silanhaltigen Universalprimers ersetzen können [Cardenas et al., 2017; Lee et al., 2017]. Hybridkeramik Bei Hybridkeramiken handelt es sich um eine relativ neue, inhomogene Werkstoffgruppe. Entsprechend unein- heitlich sind die Empfehlungen für die adhäsive Vorbehandlung. Für Shofu Block HC TM (Fa. Shofu Dental) werden Flusssäure oder Sandstrahlen und ein produktspezifischer Spezialprimer (HC Primer TM ) empfohlen, für Cerasmart TM (Fa. GC Germany) Sandstrahlen und ein silanhaltiger Universalprimer (G-Multi Primer TM , Fa. GC Germany). Auf VITA Enamic TM (Fa. VITA Zahn- fabrik) wurden die höchsten initialen Haftwerte mittels Silikatisierung erzielt; diese fielen jedoch durch künstliche Alterung auf 20 Prozent ab [Campos et al., 2016]. Die initiale Haftfestigkeit nach Flusssäureätzung lag zwar im Vergleich zur Silikatisierung niedriger, dafür war der Abfall der Haftwerte nach Wasserlagerung weniger mar- kant. Für die Reparatur von Hybrid- keramiken scheint momentan die Flusssäureätzung (Abbildung 17) mit anschließender Silan-Applikation die beste Empfehlung zu sein. Dass dies dem Prozedere bei der Reparatur von Silikatkeramiken entspricht, ist günstig, weil oft nicht bekannt ist, um welchen Werkstoff es sich im Einzelfall handelt. Komposit Industriell gefertigte Kompositblöcke für die CAD/CAM-Technik haben einen höheren Polymerisations- und Vernetzungsgrad als die Komposite für die direkte Füllungstechnik. Die Herstellerangaben zur adhäsiven Vor- behandlung von CAD/CAM-gefrästen Kompositrestaurationen sind nur im Zusammenhang mit der Adhäsivbefes- tigung verwertbar. Für das Vorgehen im Rahmen einer Reparatur sind sie wenig hilfreich, da häufig nicht be- kannt ist, aus welchem Komposit die zu reparierende Restauration besteht. Die Aussagen zur Wirksamkeit der Flusssäureätzung und zum Nutzen der Silanisierung sind ähnlich wider- sprüchlich wie bei direkten Komposit- restaurationen [Mine et al., 2019]. Manche Hersteller raten ausdrücklich von der Ätzung mit Flusssäure ab (Grandio blocs TM , Fa. VOCO). Wäh- rend für manche CAD/CAM-gefrästen Komposite ein Haftsilan vorgesehen ist (Grandio blocs TM , Fa. VOCO), soll bei anderen ausdrücklich kein Silan ver- wendet werden (Brilliant Crios TM , Fa. Coltène, CH-Altstätten). Falls bekannt ist, aus welchem Komposit die Primär- restauration besteht, sollten bei der Reparatur die einschlägigen Hersteller- angaben befolgt werden. In allen anderen Fällen wird angesichts dieser Wider- sprüche empfohlen, bis auf Weiteres analog zur Reparatur direkter Kompo- sitfüllungen vorzugehen, also die Reparaturfläche mit Aluminiumoxid (30 bis 50 µm) abzustrahlen und an- schließend ein Mehrschritt-Bonding- system oder ein Universaladhäsiv auf- zutragen. PMMA Defekte an CAD/CAM-gefertigten Langzeitprovisorien aus PMMA lassen sich mit Komposit reparieren, indem die Oberfläche durch Sandstrahlen mit Aluminiumoxid aufgeraut und danach mit einem Spezialprimer auf Methyl- methacrylatbasis (Tabelle 1) behandelt wird. Metalle Edelmetalllegierungen werden sand- gestrahlt [Ishii et al., 2009] und mit einem speziellen Metallprimer (Ta- belle 1) oder einem Universalprimer (Tabelle 2) behandelt. Universalprimer sind gleich gut geeignet wie Spezial- primer für Metalle, sofern sie Mono- ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. Abb. 13: Aufrauhung von Lithiumdisilikatkeramik (IPS e.max CAD, Fa. Ivoclar Vivadent) durch Flusssäureätzung: a: IPS e.max CAD nach dem Fräsen. REM-Aufnahme x5000), b: IPS e.max CAD nach 20 s Ätzung mit gepufferter Flusssäure 9 % als Gel (Ultradent Porcelain Etch™). REM-Aufnahme x5000 Quelle: Daniel Gutowski a b | 51

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