Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (315) können an andere helfende Hände ab- gegeben werden. EINE ZAHNBÜRSTE MACHT DIE KIDS HAPPY, ABER ... Aus der Heimat kommen Geld- und Sachspenden, zum Beispiel aus Praxis- auflösungen. Regelmäßig engagieren sich StudentInnen und übernehmen die Aufklärung zur Mundhygiene in den Schulen. „Das macht den Kindern dort tatsächlich viel Spaß und wenn es dann zum Schluss noch eine Zahn- bürste gibt, sind sie total happy“, berichtet Bauer. Allerdings klärt er die freiwilligen Helfer vorher genau auf: Es ist kein einfacher Job: Die schlech- ten Bedingungen und die Armut er- schweren die Arbeit. Und wenn mitten in der Behandlung beim Absaugen der Stromgenerator kein Benzin mehr hat, heißt es Ruhe bewahren und den blutenden Mund versorgen. Zudem ist die Arbeit nicht ungefähr- lich. Unruhen verzögern die Einsätze. Bewaffnete Haitianer und das kon- trollierende Militär gehören hier zum Alltag. Das Auswärtige Amt spricht immer wieder Reisewarnungen für das Land aus. Auch in Nachbarstaaten wie Jamaika und der Dominikanischen Republik wird über die prekäre Lage in Haiti gesprochen. Das hält einige zurück, hierher zu kommen. HIER LÄUFT EINIGES ANDERS, DAS MUSS MAN WISSEN! Für die Zukunft investiert Bauers Hilfs- organisation in die Ausbildung von FachassistentInnen und Zahntechnike- rInnen. Auch die Studierenden können hier einiges an Praxiserfahrungen sam- meln. Bauer sieht das ganzheitlich: „Dazu gehört auch das Verständnis für die Kultur hier. Es läuft einiges anders, das muss man wissen und akzeptie- ren.“ Und dieses Wissen müsse unbe- dingt mit in die Aufklärungsarbeit zur Mundhygiene genommen werden. Was ihn antreibt, ist jedes dankbare Lächeln der PatientInnen nach der Behandlung, „dann weiß man genau, warum man es gemacht hat“. Allgemein sind die Zahnprobleme nicht so heftig wie in der Dominika- nischen Republik, denn die Haitianer können sich Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel kaum leisten. Vor allem die Kinder haben bessere Zähne. Schlimme Fälle mit eitrigen Entzün- dungen oder lebensbedrohlichen Abs- zessen gebe es zwar auch, aber diese seien eher der schlechten Infrastruktur geschuldet. Tobias Bauer versucht seit zehn Jahren, den Spagat zwischen der eigenen Pra- xis in Singen und den Einsätzen in Haiti zu schaffen. Dafür opfert er die Sommerferien und weitere Urlaube, um sein Projekt voranzubringen. Denn was er aufgebaut hat, soll weiterlaufen. Gerade, weil sich zahlreiche internatio- nale Hilfsorganisationen nach der Erst- versorgung und dem Anschub zur Selbsthilfe wieder zurückziehen. Es bleibt aber viel zu tun in Haiti. LL Nach dem schweren Erdbeben vor zehn Jahren mussten unzählige Verletzte in solchen Zelt-Lazaretten untergebracht werden. Weil sich viele Haitianer keinen oder nur wenig Zucker leisten können, haben die Kinder auch nicht so schlechte Zähne. Tobias Bauer (r.) flog direkt nach dem katastrophalen Erdbeben nach Haiti. Doch auch nach zehn Jahren und mehreren Einsätzen bleibt noch viel zu tun. „Oft bauen wir unsere Praxis auch unter freiem Himmel auf.“ Tobias Bauer, DIANO DIANO Die Dental International Aid Networking Organisation (DIANO) ist ein Zusammen- schluss von Zahnärzten, die sich der Frei- willigenarbeit verbunden fühlen. Teilweise haben sie eigene Projekte ins Leben gerufen, teilweise unterstützen sie Einrichtungen oder beteiligen sich an laufenden Projekten. \ Ziel: Im Zentrum steht die Vernetzung und Zusammenarbeit. Um die unterschiedlichen Gruppen zusammenzubringen, wurde das Internetforum Dental Aid gegründet. \ Gründung: DIANO – früher Dental Aid Projekt – ging 2009 aus dem „Voluntary Work Abroad in Dentistry“ hervor. \ Einsatzgebiete : Zu den Schwerpunktländern zählen Haiti, die Dominikanische Republik sowie Kuba und Jamaica. Postfach 445, 78204 Singen Tel.: 07731/62212 Fax: 07731/62292 dental.aid.project@gmail.com | 85

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