Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (316) I n unserer Spezialsprechstunde für Kiefergelenkchirurgie am Universi- tätsklinikum Bonn stellte sich ein 16 Jahre alter, gesunder Patient vor. Er klagte über eine progrediente Mund- öffnungseinschränkung. Diese habe er erstmals etwa drei Jahre zuvor be- merkt. Seitdem habe die Mundöffnung stetig abgenommen. Schmerzen habe er in dieser Zeit nie verspürt, allerdings falle ihm die Aufnahme von Speisen zunehmend schwer. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich ein deutlich hypertrophierter M. temporalis beidseits. Die Schneide- kantendistanz (SKD) zwischen Zahn 11 und 41 betrug zum Untersuchungs- zeitpunkt 18 mm (Abbildung 1). Bei schneller Mundöffnung ließ sich bereits ohne Stethoskop ein dumpfes Anprallgeräusch im Bereich des hinteren Jochbeinanteils auslösen. Der Patient erhielt daraufhin als kon- ventionelle Röntgendiagnostik ein Orthopantomogramm (OPG). Hier bestätigte sich die Verdachtsdiagnose MKG-CHIRURGIE Pseudoankylose des UK bei beidseits verlängertem Proc. coronoideus Nils Heim, Valentin Wiedemeyer, Andreas Schön, Franz-Josef Kramer In etwa fünf Prozent der Fälle liegt der Grund für eine Hypomobilität des Unterkiefers in einer pathologischen Verlängerung des Processus coronoideus. Klinisch imponieren die Patienten mit eingeschränkter Mundöffnung, verursacht durch eine knöcherne Blockade in der Anteriorbewegung des Proc. coronoideus durch Anschlag an das Jochbein oder an den Jochbogen. Abb. 1: Präoperative SKD: 18 mm bei maximaler Mundöffnung Abb. 2: Präoperatives OPG: beidseits deutlich verlängerter Processus coronoideus (rote Markierung = kranialster Punkt des Processus) DR. NILS HEIM Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Venusberg – Campus 1, Haus 11, 2. OG, 53127 Bonn Nils.heim@ukbonn.de Foto: privat Alle Fotos: Uniklinikum Bonn, MKG 86 | ZAHNMEDIZIN

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