Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (394) In immer engeren Abständen eskaliert die Lage. Die Menschen protestieren gegen die unwürdigen Bedingungen. Sie fühlen sich längst vergessen. Dann kommt es zu gefährlichen Situationen – schwerer Körperverletzung, Selbst- verstümmelung aus Verzweiflung und jüngst sogar drei tödlichen Messer- stechereien. Die medizinische Versorgung wird von verschiedenen Hilfsorganisationen durchgeführt, zum Beispiel den Ärzten ohne Grenzen, die ihr Hospital – aus Protest gegen die unzumutbaren Bedingungen – vor dem Lager aufge- schlagen haben. Dort werden vor allem Frauen und Kinder behandelt. Im La- ger gibt es ein weiteres Ambulatorium zur medizinischen Grundversorgung. Das örtliche Hospital ist an sich schon überlastet und behandelt Flüchtlinge nur in lebensbedrohlichen Notfällen. HELFER AUS ALLER WELT TROTZEN DEM ELEND Die Health Point Foundation betreibt in Moria eine kleine Zahnstation, die sich sich in einem abgetrennten, streng gesicherten Bereich des Lagers be- findet, auch eine Schule liegt hier. Die Geflüchteten haben nur zur Behand- lung Zutritt. Von Montag bis Freitag sind wechselnde ZahnärztInnen und ihre AssistentInnen im Einsatz. In aller Regel werden 25 bis 30 Patienten am Tag behandelt, vor allem konservierend- chirurgisch. Diese Zahnstation ist in ihrer Form einzigartig. In keinem anderen Flücht- lingslager auf den ägäischen Inseln er- halten die geflüchteten Menschen eine solche zahnärztliche Hilfe. Behandelt wird auf zwei mobilen Stühlen mit mobilen zahnärztlichen Einheiten. Der Unterhalt der Zahnstation wird nur durch Spenden finanziert. Neben ZahnärztInnen arbeiten in der Station Flüchtlinge aus dem Lager, die als Übersetzer und Assistenzpersonal an- gelernt wurden. Durch diese Tätigkeit entfliehen sie nicht nur der Lethargie des Lageralltags, sondern erhalten auch Kreditpunkte, die sich positiv auf ihre Aufenthaltsanträge auswirken. Neben der zahnärztlichen Versorgung wird die Aufklärung über Zahnhygiene sehr groß geschrieben. Dazu besuchen die MitarbeiterInnen der HPF die ver- schiedenen Schulen und Kindergärten des Lagers. Dabei werden nicht nur die Jüngsten, sondern auch die Eltern über die Wichtigkeit der Prävention unter- richtet. Auch ein Großteil der Aktivitäten im Lager – Malschule für Kinder, Gitarren- unterricht, Werkstätten für Elektronik, Holz und Metall und die Pflege von Gemüsegärten – wäre ohne den (zu- sätzlichen) Einsatz von Freiwilligen aus der ganzen Welt unmöglich. \ DR. ALEXANDER SCHAFIGH Senior Clinical Advisor Health-Point Foundation Foto: Schafigh Untergebracht in einem Container, werden hier bis zu 30 Patienten pro Einsatztag behandelt. Viele der Geflüchteten im Camp haben eine gefährliche Überfahrt von der Türkei aus mit dem Boot hinter sich. Hier erreichen einige gerade die Insel bei Skala im Norden. Die Zahnstation der Health Point Foundation befindet sich im gesicherten Bereich des Lagers. Auch die Schule liegt dort. JEDE HILFE WIRD BENÖTIGT Die Health Point Foundation ist fortlaufend auf freiwillige Helfer und Spenden angewiesen und sucht dringend Unterstützer. Nicht nur Material und Unterhalt der Klinik müssen finanziert werden, auch die Übersetzer und Assistenten, die einen geringen Lohn erhalten und so ihre Unkosten decken können. Wer helfen oder mehr Informationen im persönlichen Gespräch erhalten möchte, kann sich gerne mit dem Autor in Verbindung setzen. Dr. Alexander Schafigh, Bornheim, germany@healthpointfoundation.org www.healthpointfoundation.org Alle Fotos: Schafigh 28 | GESELLSCHAFT

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