Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (396) DER BESONDERE FALL MIT CME Peripheres Osteom des Unterkiefers Daniel G. E. Thiem, Peer W. Kämmerer Ein 55-jähriger Patient wurde von seinem Zahnarzt aufgrund einer unklaren submentalen Raumforderung an die Abteilung für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Universität Mainz überwiesen. Er berichtete von einer seit etwa vier Jahren langsam größenprogredienten Verhärtung unterhalb des Kinns, die ihm zwar keine Beschwerden bereitete, die er aber als störend und unästhetisch empfand. I m Rahmen der klinischen Unter- suchung zeigte sich eine nicht- druckdolente, circa 2 cm x 2 cm große, solide, nicht-verschiebliche, knochenfeste Raumforderung submen- tal links (Abbildung 1). Eine alio loco angefertigte Panoramaschichtaufnahme (PAN) zeigte eine knochendichte, scharf begrenzte Verschattung am links-frontobasalen Rand des Corpus mandibulare regio 31 bis 34 (Abbil- dung 2). Ein dentoalveolärer Zusam- menhang konnte in der Zusammen- schau von Klinik und radiologischem Befund ausgeschlossen werden. Die zur weiterführenden dreidimensio- nalen Diagnostik erstellte digitale Volumentomografie (DVT) zeigte eine 1,9 cm x 2,0 cm x 1,4 cm große, nodu- lär konfigurierte Raumforderung am basalen Unterkieferrand (Abbildung 3). Infolge der klinischen und der radio- logischen Untersuchung wurde die Verdachtsdiagnose eines solitären peripheren Osteoms gestellt und der Patient über die geplante Befund- exstirpation sowie die dabei bestehen- den Operationsrisiken aufgeklärt. Zwei Wochen später erfolgte die Abtra- gung der ossär-konfigurierten Raum- forderung in Intubationsnarkose von extraoral unter Zuhilfenahme der Piezosurgery ® (Abbildung 4). Der postoperative Verlauf zeigte sich komplikationslos, sodass der Patient am dritten postoperativen Tag zurück ins häusliche Umfeld entlassen werden konnte. Das Ergebnis der histopathologischen Nachuntersuchung zeigte eine solide, lamellenartige Struktur des eingesende- ten Gewebematerials und bestätigte die Verdachtsdiagnose eines peripheren solitären Osteoms (Abbildung 5). Die ambulante Nachsorge verlief bei zeitgerechter Wundheilung unauffällig. Weitere Kontrolltermine mit klinischer und radiologischer (PAN) Nachunter- suchung sind nach einem Jahr und nach zwei Jahren vorgesehen. DISKUSSION Eine größenprogrediente Auftreibung des Kieferknochens kann ein Symp- tom unterschiedlicher Krankheitsbilder sein. Häufig handelt es sich dabei um benigne Veränderungen wie beispiels- weise lingual, bukkal oder palatinal gelegene Exostosen (Torus mandibula- ris / Torus palatinus), Osteoidosteome, Abb. 1: Klinisches Bild mit submental lokalisierter Schwellung DR. DR. DANIEL G. E. THIEM Weiterbildungsassistent Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat Abb. 3a: Sagittale Ebene des präoperativen DVT, Befundausdehnung markiert Abb. 3b: 3-D-Rekonstruktion mit Darstellung der knöchernen Gewebe- proliferation submental links 3a 3b 30 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=