Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (407) Notfallmedikamente und Ausrüs- tungsgegenstände in den Praxen vor- handen sind und wann diese zum letzten Mal eingesetzt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass intravenös verabreichbare Notfallmedikamente von den Kollegen – auch wenn diese in der Praxis zur Verfügung stehen – äußerst selten angewendet werden. Hierfür ist neben den teils höchst kom- plexen Wirkmechanismen sicherlich auch die Unsicherheit bei der Venen- punktion verantwortlich. Hinzu kommt, dass die allermeisten zahnärztlichen Kollegen nur über wenig Routine im Legen von intravenösen Zugängen ver- fügen [Müller, 2009]. In 92 Prozent der Praxen, die an der Umfrage teilnahmen, findet ein Trai- ning auf Notfallereignisse statt, das meist von einem externen Dozenten durchgeführt wird. Mit 62 Prozent sind kardiovaskuläre Symptomatiken die mit Abstand am häufigsten im Notfall auftretenden Komplikationen. Dagegen machen die aufgrund ihrer Schnellig- keit und Unberechenbarkeit gefürchteten allergischen Reaktionen nur 12 Pro- zent der Ereignisse aus. DIE FUNDIERTE ERSTVERSORGUNG IN DEN ERSTEN 20 MINUTEN Die empfohlene Zusammenstellung zur Notfallausrüstung ist so konzipiert, dass die Praxis auf alle erwartbaren Notfallsituationen reagieren kann und der Behandler dennoch bei der Viel- zahl unterschiedlicher Medikamente und Ausrüstungsgegenstände nicht den Überblick verliert. Ziel ist es, mit der empfohlenen Aus- rüstung eine fundierte Erstversorgung in den ersten 20 Minuten nach Eintritt des Notfallereignisses zu gewährleisten. In diesem Zeitraum erfolgt bestenfalls eine so gute Stabilisierung des Patien- ten, dass er nach Hause entlassen wer- den kann. Falls das nicht der Fall ist, steht in fast allen Teilen Deutschlands innerhalb dieses Zeitraums professio- nelle Hilfe vonseiten der Rettungs- dienste zur Verfügung. In unserer Empfehlung folgen häufig benötigte Medikamente und Ausrüs- tungsgegenstände, die in den Praxen eingesetzt werden und so ergänzt sind, dass eine umfassende Erstversorgung sämtlicher erwartbarer Ereignisse gewährleistet ist. ORAL VERABREICHBARE MEDIKAMENTE Anwendung codiert nach Farbe für: I Kreislaufprobleme, I Atemnot, I Allergische Reaktion MEDIKAMENTE/WIRKSTOFFE Glukose (Traubenzucker) Kreislauf-Tropfen Nitrate: Nitroglycerin-Spray Beta-2-Sympathomimetika: Salbutamol/Fenoterol Sympathomimetika zur Vernebelung Glucocorticoide: Betamethason H1-Antihistaminika: Clemastin/Dimetinden Tab. 1, Quelle: Weber/Muth HANDELSNAMEN (AUSWAHL) Glukose, Dextrose, Traubenzucker Effortil Tropfen Corangin Nitrospray, Nitrangin, Nitrolingual, Perlinganit, Trinitrosan Volmac 4mg/-8mg, BERODUAL N Dosieraerosol INFECTOKRUPP Inhal Celestamine N 0.5 liquidum Tavegil, Fenistil Bereiche, denen sich Notfallereignisse zuordnen lassen Sonstige Atemwegerkrankungen Unfall Allergische Reaktion Kardiovaskulär 62 % 12 % 8 % 4 % 19 % Mehrfachantworten waren möglich Abb. 1: Art der Notfallereignisse in den an der Umfrage teilnehmenden Praxen Quelle: Johannes Weber JOHANNES WEBER Sektion Notfallmedizin, Universitätsklinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Ulm 89070 Ulm johannes.a.weber@web.de Foto: privat | 41

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