Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (410) WINTERFORTBILDUNGSKONGRESS DER ZAHNÄRZTEKAMMER NIEDERSACHSEN Parodontitistherapie – ein Spiel auf Zeit Kerstin Albrecht Rund 950 Teilnehmer verfolgten die Vorträge zur modernen Parodonto- logie und Implantologie beim 67. Winterfortbildungskongress der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN) in Hannover. ZKN-Präsident Henner Bunke freute sich über die „erneute Rekord-Teilnahme“ – auch des Fachpersonals, denn 400 ZFA hatten sich angemeldet. W ie versorge ich ein parodon- tal vorgeschädigtes Gebiss mit Implantaten und Zahn- ersatz? Wie bringe ich meinen Patien- ten dazu, selbst Verantwortung für seine chronische Parodontitiserkrankung zu übernehmen? Und wie begleite ich ihn dabei über Jahre oder sogar Jahrzehnte? Der Winterfortbildungskongress der ZKN unter Federführung des Tagungs- präsidenten Prof. Dr. Thomas Attin, Zürich war thematisch mit „Moderne Parodontologie und Implantologie – Aktuelle Konzepte zum langlebigen Erhalt von Zähnen und Implantaten“ überschrieben. Dabei sollte nicht nur der aktuelle wissenschaftliche Stand referiert, sondern auch praktische Tipps vermittelt und Schnittstellen zu anderen Disziplinen erörtert werden. Prof. Dr. Christof Dörfer aus Kiel wies auf die Bedeutung der Früherkennung parodontaler Probleme hin. Denn bis die Parodontitis für den Patienten sichtbar wird, sei die Erkrankung meist so weit fortgeschritten, dass eine Therapie nicht mehr ganz so einfach Erfolg bringe. „Während zu Beginn der Erkrankung der Therapieerfolg relativ sicher ist, ist die Therapie eines fort- geschrittenen Stadiums zwar auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erfolgreich, häufig erreicht man aber keine vollständige Stabilität, sondern eine Verlangsamung des Prozesses“, führte Dörfer aus. „Wir müssen uns klarmachen, dass auch eine Verlang- samung eine erfolgreiche Therapie ist und kein Therapieversagen!“ Die Parodontologie zwinge die Be- handler, das biologische System wahr- zunehmen und damit umzugehen. Bei dem einen schreite der Krankheits- prozess der Parodontitis trotz Behand- lung eher schneller voran, bei einem anderen sei die Verlangsamung ausge- prägter. Dies könnten Behandler aber nicht vorhersehen, betonte Dörfer. So sei es angebracht, während der Unter- stützenden Parodontaltherapie (UTP) „zu beobachten und zu reagieren“ und die nächste Ebene der Therapie hinaus- zuzögern: Das „Spiel auf Zeit“ unter einer regelmäßigen mechanischen Biofilmkontrolle sei hier ausdrücklich erlaubt. IMPLANTATE ALS PFEILER HABEN EIN GRÖßERES RISIKO Prof. Dr. Guido Heydecke aus Hamburg erläuterte in seinem Vortrag „Brücken brauchen Pfeiler“ die prothetische Ver- sorgung bei parodontalen Erkrankungen. Die natürlichen Pfeiler unterlägen drei prognostischen Faktoren zur Beurteilung der Pfeilerqualität für den Einzelzahn: den parodontalen Vorschädigungen (Attachmentverlust, Furkationsbefall), dem endodontischen Zustand (Vitalität, Qualität vorhandener Wurzelfüllun- gen, apikale Entzündungen) und zahn- immanenten Faktoren, wie der verblei- benden Retentionshöhe eines Stumpfs, dem Kronen-Wurzel-Verhältnis oder ob die Zahnstellung prothetisch günstig Foto: Riefenstahl_ZKN D.M.D./Univ. of. Florida Henner Bunke, Präsident der Zahnärzte- kammer Niedersachsen, begrüßte die Teilnehmer des 67. Winter- fortbildungskongresses. Foto: Riefenstahl_ZKN Über 950 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus ganz Deutschland waren zum Kongress angereist. Foto: Kerstin Albrecht Veranstaltungsort des 67. Winterfortbildungs- kongresses war das Hannover Congress Centrum (HCC). 44 | ZAHNMEDIZIN

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