Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
BEISPIEL FÜR ZWEI- PHASIGES VORGEHEN Das zweiphasige Vorgehen wird anhand eines 15-jährigen Patienten mit Aplasie beider oberer seitlicher Schneidezähne dargestellt (Abbildung 1). Die bleibenden oberen Eckzähne waren nach mesial gewandert, während die Milcheckzähne noch persistierten. Von Eltern und Patient wurde der kieferorthopädische Lückenschluss, möglichst mit Alignern, gewünscht. Die Behandlung begann mit dem Anpassen kieferorthopädischer Bänder auf den oberen ersten Molaren sowie der Insertion von zwei Mini- Implantaten (2 x 9 mm und 2 x 7 mm, Benefit, PSM) posterior der dritten Gaumenfalten in der sogenannten T-Zone [Becker, 2019; Wilmes, 2016]. Die Verbindung zu den Prämolaren wurde durch Gleitröhrchen (Tubes) und Klebeverbindungen mittels Composite realisiert (Abbildung 2, B-Mesialslider, [Wilmes, 2018]). Die Milcheckzähne wurden erst unmittelbar nach Einsetzen des Mesialsliders extrahiert, um die Geschwindigkeit des Lückenschusses zu erhöhen (Regional Accelatory Phenomenon – RAP [Verna, 2016]). Nach insgesamt zwölf Monaten sind alle Lücken nach mesial geschlossen (Abbildungen 3 und 4). Nach Entfernung des Mesialsliders be- gann die zweite Phase der Behandlung, das Finishing mit Alignern. Dafür wurden Abdrücke für die Aligner (Abbildung 5, Invisalign, Align Tech) angefertigt. Bis zu deren Auslieferung wurde für vier Wochen als Retention eine Tiefzieh- schiene für nachts angefertigt. Das Finishing mit Alignern dauerte weitere zwölf Monate, so dass die Behandlung nach insgesamt 25 Monaten abge- schlossen werden konnte (Abbildung 6). Zur ästhetischen Optimierung wurden die oberen Eckzähne mit Composite- Aufbauten versehen. Röntgenologisch und klinisch erkennt man eine ausge- zeichnete körperliche Mesialisierung der Seitenzähne im Oberkiefer ohne Zahnkippungen (Abbildung 7). Die Retention des Ergebnisses erfolgte mittels Tiefziehschienen, die nachts getragen werden sollen (Abbildung 8). Abb. 1: 15-jähriger Patient mit Aplasie der oberen seitlichen Schneidezähne: Im Gaumen sind zwei Mini-Implantate zur Verankerung eingesetzt. Abb. 2: Mesialslider auf zwei Mini-Implantaten befestigt: Die Milcheckzähne wurden anschließend extrahiert. Abb. 3: Fernröntgenseitenbild: Man erkennt die Positionierung der Mini-Implantate. Abb. 4: Nach zwölf Monaten: Alle Lücken sind nach mesial geschlossen. Alle Fotos: Benedict Wilmes, UKD Düsseldorf 1a 1b 3 2 4 48 | ZAHNMEDIZIN zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (414)
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