Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (420) GYNÄKOLOGISCHE THERAPIEKONZEPTE UND IHRE NEBENWIRKUNGEN IM ORALEN BEREICH MUNDGESUNDHEITSRISIKEN NACH DER BRUSTKREBSTHERAPIE Ines Willershausen, Kathrin Stewen, Irene Schmidtmann, Lina Gölz, Brita Willershausen Die Säulen der modernen, individualisierten Brustkrebstherapie sind die Chirurgie, die Radio- und Chemotherapie sowie im Fall von hormonabhängigen Tumoren die Antihormontherapie. Die therapeutischen Interventionen können dabei große Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben – beispielsweise entzündliche Veränderungen der Mundschleimhäute oder Neuropathien mit Schädigungen pulpaler Gewebe. I n Deutschland wird Brustkrebs bei Frauen mit einer jährlichen Neu- erkrankungszahl von 70.000 Fällen diagnostiziert, nur etwa 1 Prozent der Fälle betrifft Männer. Immer noch ster- ben in Deutschland 18.000 Frauen jährlich an Brustkrebs. Ihr Lebenszeit- risiko beträgt 12,8 Prozent, bezogen auf die weibliche Gesamtpopulation liegt die Neuerkrankungsrate bei 0,3 Prozent [S3-Leitlinie Mammakarzinom, 2019]. Dank der modernen und indi- vidualisierten Tumortherapie haben sich die Überlebenschancen für die Betroffenen in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert. Laut einer Prognose des Deutschen Krebsregisters für das Jahr 2018 können Brustkrebs- patientinnen mit einer relativen 5-Jahres- Überlebensrate von 86 bis 90 Prozent sowie einer 10-Jahres-Überlebensrate von 81 bis 83 Prozent rechnen [Krebs in Deutschland, 2017]. THERAPIEOPTIONEN DES MAMMAKARZINOMS Bei etwa zwei Dritteln der Brustkrebs- patientinnen finden sich hormon- abhängige Tumoren und bei circa 20 Prozent exprimiert die Zelloberfläche einen HER2-Rezeptor. Zehn Prozent weisen das sogenannte triple-negative- Mammakarzinom auf, das Östrogen- negativ, Progesteron-negativ und HER2-negativ ist, was die Therapie- optionen und gleichsam die Prognose einschränkt. Je nach Tumorstadium – lokal begrenzt oder fortgeschritten und fernmetasta- siert und abhängig von sogenannten molekularen beziehungsweise intrin- sischen Subtypen – wird heutzutage in interdisziplinären Tumorkonferenzen ein individualisiertes Therapiekonzept für die jeweilige Patientin erarbeitet. Die Säulen der Therapie des Mamma- karzinoms sind die Chirurgie, die Radio- und Chemotherapie sowie die Antihormontherapien. Chirurgische Therapie Wird ein kurativer Ansatz verfolgt, stellt die chirurgische Entfernung des Tumorgewebes einen integralen Teil der Therapie dar. Während früher oftmals vergleichsweise invasive chi- rurgische Eingriffe mit kompletter Foto: Brita Willershausen Abb. 1: Mundschleimhaut mit entzündlichen Verände- rungen der marginalen Gingiva bei einer 58-jährigen Brustkrebs- überlebenden DR. MED. DR. MED. DENT. INES WILLERSHAUSEN Zahnklinik 3, Kieferorthopädie Universitätsklinikum Erlangen Glücksstr. 11, 91054 Erlangen Foto: privat 54 | MEDIZIN

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