Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (422) Studien belegen, dass durch die Radio- therapie von zehn möglichen Rezidi- ven acht verhindert werden können [Kunkler et al., 2015; Fyles et al., 2004]. Die Strahlentherapie wird entweder in Hypofraktionierung (Gesamtdosis un- gefähr 40 Gy in 15 oder 16 Fraktionen in etwa drei bis fünf Wochen) oder in konventioneller Fraktionierung (Gesamtdosis circa 50 Gy in 25 bis 28 Fraktionen in fünf bis sechs Wochen) durchgeführt. Eine Boost-Bestrahlung des Tumorbettes (10–16 Gy) erfolgt bei entsprechender Indikation ebenfalls. Bei brusterhaltender Therapie stellen die Brust beziehungsweise die Resektions- ränder sowie die Thoraxwand das Ziel- volumen dar. Prinzipiell gilt, dass die Strahlentherapie zeitnah nach der Operation durchge- führt werden soll. Erhält die Patientin zusätzlich eine Chemotherapie, emp- fiehlt sich ein sequenzielles Vorgehen, während die Hormontherapie simul- tan zur Bestrahlung erfolgen kann. Typische Nebenwirkungen sind lokale Hautrötungen/Irritationen in den be- strahlten Arealen, ferner werden oft- mals Erschöpfungszustände angege- ben. Als Spätkomplikationen können merkliche Hautalterungen sowie Basa- liome, Spinaliome sowie das Angio- sarkom auftreten. Da das Gesicht beziehungsweise die Speicheldrüsen nicht im Bestrahlungs- feld und fernab möglicher Streu- strahlung liegen, werden im Kopf-Hals- Bereich kaum strahlungsinduzierte Nebenwirkungen angegeben. Chemotherapie Die Entscheidung zur adjuvanten oder neo- adjuvanten Chemotherapie basiert immer auf einer Risiko-Nutzen-Entscheidung, bei der das Alter der Patientinnen, das Tumor- stadium sowie der molekulare Subtyp mit einbezogen werden. Besteht die Indikation für eine zytostatische Therapie, wird sie entweder vor der Operation (neoadjuvant) oder drei bis sechs Wochen nach der Operation (adjuvant), jedoch immer vor der Bestrahlung durchgeführt. Die Zytostatika-Applikation erfolgt im Rahmen von Zyklen, also in sich wiederholenden Intervallen, zum Beispiel einmal die Woche, alle zwei Wochen oder alle drei bis vier Wochen [Giordano et al., 2018]. Klinische Stu- dien konnten zeigen, dass die kombi- nierte Verabreichung von Chemothe- rapeutika effektiver ist als die Gabe eines Chemotherapeutikums alleine. Im Rahmen von klinisch etablierten, evidenzbasierten Protokollen werden zwei, häufiger drei Zytostatika mitein- ander kombiniert, wobei diese entweder simultan oder sequenziell appliziert werden können. In der Klinik häufig angewandte Konzepte sind beispiels- weise die Kombination von Anthracy- clin und Taxan gegebenenfalls zusätz- lich mit einem Platinderivat oder einer zielgerichteten Antikörpertherapie. Zu den Nebenwirkungen der Chemo- therapeutika zählen Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Erschöp- fung, Haarausfall, Mundschleim- hautentzündungen (Abbildung 1), Geschmacks- und Geruchsstörungen sowie Neutropenien. Durch die starke Schädigung der Darmschleimhaut wer- den in der Folge zusätzlich Nährstoffe deutlich schlechter verwertet, und es kann zur Mangelernährung kommen. Viele der genannten Nebenwirkungen klingen nach dem Absetzen der Chemotherapie langsam ab, jedoch sind auch Spätfolgen wie Herzmuskel- schädigungen, Neuropathien sowie Leukämien beschrieben worden. Die Nervenschädigungen, die unmit- telbar während der Krebstherapie oder verzögert mit unterschiedlichen An- zeichen und Ausprägungen auftreten können, umfassen Missempfindungen oder auch Taubheitsgefühle verstärkt in Händen und Füßen. Sind vermehrt die Hände betroffen, kann dies zu Behinderungen bei feinmotorischen, oft alltäglichen Aktivitäten führen. Bei einer Fußbeteiligung können die Patientinnen unter Gangstabilität und Gleichgewichtsstörungen mit ver- mehrter Sturzgefahr leiden. Endokrine Therapie Sollten die Brustkrebszellen Hormon- rezeptoren exprimieren (Östrogen- und Progesteronrezeptoren), wird zu- sätzlich immer auch eine endokrine „antihormonelle Therapie“ für meist Häuftigkeitsverteilung bei apikalen Herden 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % Kontrollgruppe Brustkrebsüberlebende 0 1 2 3 4 0 1 2 3 4 Anzahl apikale Läsionen Relative Häufigkeit Quelle: Irene Schmidtmann Abb. 3: Häufigkeitsverteilung von apikalen Herden (LEOs und LPOs) bei Brustkrebs- überlebenden und bei Kontrollpersonen DR. RER. NAT. IRENE SCHMIDTMANN Institut für medizinische Biometrie, Epidemiologie und Information, Universitätsmedizin Mainz Obere Zahlbacherstr. 69, 55131 Mainz Foto: privat 56 | MEDIZIN

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