Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (438) ZM-SERIE: TÄTER UND VERFOLGTE IM „DRITTEN REICH“ Fritz Faber – zwischen Universität und Waffen-SS Dominik Groß Fritz Faber gehört zu den überzeugten Ideologen, die schon vor Hitlers Machtergreifung in die NSDAP eintraten. Seine Berufung nach Freiburg erfolgte aufgrund parteipolitischer Einflussnahme. Faber trat nicht nur der Allgemeinen SS, sondern auch der Waffen-SS bei – als einer von nur wenigen zahnärztlichen Hochschullehrern. Fritz Faber wurde am 13. April 1887 in Karlsruhe als Sohn eines Ministerialrats geboren. 1-6 Er nahm nach dem Abitur das Studium der Humanmedizin auf und schrieb sich in Würzburg ein; später wechselte er nach München. 1914 konnte er die ärztliche Prüfung ablegen. Bereits mit dem 2. Mobil- machungstag trat er in den Ersten Weltkrieg ein. Obwohl er 1915 eine Kopfschuss-Verletzung erlitt, wurde er erst 1919 (als Stabsarzt) aus dem Militärdienst entlassen. Allerdings war es ihm im Kriegsverlauf möglich, seine berufliche Qualifikation fortzusetzen: 1916 promovierte er an der Universität München zum Dr. med. und entschied sich zudem zum Zweitstudium der Zahnheilkunde. 1920 erlangte Faber die zahnärztliche Approbation. 1–6 Als Assistent in der chirurgischen Abteilung des Zahnärzt- lichen Instituts in München bei Jakob Berten konnte er 1923 die Promotion zum Dr. med. dent. über „Schmelz- sprünge“ abschließen. 1927 habilitierte er sich bei Berten für das Fach Zahn- heilkunde an der Universität München und wurde zum Privatdozenten er- nannt. 1929 ließ er sich beurlauben: Bis 1931praktizierte er an der West- deutschen Kieferklinik in Düsseldorf und an der Universitätskieferklinik in Wien, um sich zum Kieferchirurgen weiterzubilden. 1931 erfolgte seine Rückkehr an die Universität München. Hier wirkte er als Privatdozent in der klinischen Abteilung des Münchner Zahnärztlichen Instituts. 1932 wurde er in München zum außerordentlichen Professor befördert. Fabers Karriere war somit bereits auf einem guten Weg, als die National- sozialisten Anfang 1933 die Macht übernahmen. Das Ordinariat – der Lehrstuhl im eigenen Fach als Höhe- punkt der Laufbahn – ließ dann nicht mehr lange auf sich warten: Im August 1934 wurde er zum ordentlichen Pro- fessor und Vorstand der Universitäts- kieferklinik in Freiburg/Breisgau berufen; zudem wurde er Leiter der dortigen chirurgischen Abteilung. Nachfolgend konnte er einen weitreichenden Um- und Ausbau der Klinik erreichen – nach der Fertigstellung galt diese als die „modernste und wohl auch schönste ihrer Art in Deutschland“ 7 , sollte allerdings im Kriegsverlauf starke Bombenschäden erfahren. Faber selbst wurde im Januar 1940 zum Kriegs- dienst einberufen, Ende Januar 1941 jedoch wieder entlassen. Im Februar 1941 konnte er seine Tätigkeit als Klinikleiter und Hochschullehrer er- neut aufnehmen. Zugleich war er als Mitglied der Sanitätsstaffel Donau- eschingen für die Versorgung der Kriegsverletzten zuständig. In der Folge kam es zu wiederholten Abkomman- dierungen zur Einrichtung und Inspek- tion von Lazaretten in Frankreich, Jugoslawien und Griechenland. 1–6 EIN ÜBERZEUGTER IDEOLOGE Wie aber war nun Fabers Verhältnis zum Nationalsozialismus? 8-11 Wichtig ist, dass er sich bereits im Frühjahr 1919 in der „Einwohnerwehr München“ an „Kämpfe[n] gegen die Spartakisten“ beteiligt hatte. Viele dieser „alten Kämpfer“ traten frühzeitig – das heißt noch vor Hitlers Machtübernahme – in die NSDAP ein. So auch Faber: Er wurde bereits mit Wirkung vom 1.1.1932 Mitglied (Nr. 864.938) und ist dementsprechend den überzeugten Ideologen zuzuordnen – im Unterschied zu den vielen politischen Opportunis- ten, die bald nach der Machtergreifung der Partei beitraten. Etliche weitere NS- Mitgliedschaften folgten: Am 6.6.1933 wurde Faber SS-Mitglied (Nr. 156.504, SS-Hauptscharführer) und im selben Jahr trat er dem NS-Lehrerbund und dem NS-Ärztebund bei. Zudem gehörte er der NS-Volkswohlfahrt, dem NS-Alt- Foto: DGZMK Abb. 1: Fritz Faber 1 Reichenbach, 1957;26:1; 2 Hartlmeier, 1961;51:816; 3 Keffer, 1968; 4 Scheckel, 1976; 5 Seemann, 2002; 6 Groß, 2020; 7 Seidler/Leven,2007, hier 52; 8 BArch R 4901/13262; 9 StA Freiburg, C 25/2–85 (Personalakte Fritz Faber) und D 180/2–191.924 (Spruchkammerakten Fritz Faber); 10 UA Freiburg, Pers.akten des Rektorats (B 24, 0746–749, Fritz Faber), Akten der Reinigungskommission (B 34, 0048, Fall Fritz Faber) sowie Ehemalige Angehörige des ÖD, Art. 131 GG (B 66, 065 Fritz Faber); 11 Klee, 2003, 143 72 | GESELLSCHAFT

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