Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (448) AUSSTELLUNG IN SPEYER Der Medicus: Geschichten aus der Welt der Bader und Quacksalber Die Geschichte der Medizin ist ein Füllhorn der Hoffnungen, Forschungen, Irrwege und Erfolge. Die Ausstellung „Medicus – Die Macht des Wissens“ bittet in Speyer zur Reise durch die Behandlungsmethoden im Wandel der Zeit. S ie haben Fieber, da hab‘ ich was für Sie“, mag der Arzt um 1500 zu seinem maladen Patienten gesagt haben. Die Kühlkugel aus Berg- kristall sollte Linderung verschaffen. Ein Heilmittel aus der Abteilung „Wenn es nicht hilft, wird es den Kranken auch nicht umbringen“. Mehr Respekt verschafft da schon der Anblick der Badergerätschaften aus dem Pommerschen Kunstschrank, die im 17. Jahrhundert zum Einsatz kamen. Kariöse Backenzähne aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts sind heute vermutlich genauso unansehn- lich wie damals, aber eben interessanter. Ebenso die Löffelsonde aus dem 10. oder dem 11. Jahrhundert. Auch das mittelalterliche Wundarzt- besteck, das Cineasten aus dem Film „Medicus“ bekannt sein dürfte, weil darin ähnliche Gerätschaften zum Einsatz kamen, lässt Menschen des 21. Jahrhunderts wohlig seufzen. Wie schön, dass die letzte invasiv durch- geführte OP so gut verlaufen ist! Nicht schmerzfrei, aber doch erträglich und auch hinsichtlich der Narbenbildung ist nichts Böses zu erwarten. Vor 200 Jahren war so mancher Patient wohl froh, eine schwere Krankheit oder gar OP überhaupt überlebt zu haben, der Gang zum Schönheitschirurgen, der die hässliche Narbe zu glätten ver- mocht hätte, gehörte für die Menschen damals ins Reich der Fantasie. Genau das kann die Medicus-Ausstel- lung auf geradezu magische Weise: Er- wartungen zurechtrücken. Und daran erinnern, was Ärzte und Forscher im Verlauf der Menschheitsgeschichte da- zu beigetragen haben, um das Leben ihrer Artgenossen zu verlängern, zu retten, erträglich(er) zu machen. Wer heilt, hat Recht, damals wie heute. WER HEILT, HAT RECHT – DAMALS WIE HEUTE Nicht alles verlief nach Plan und bei so manchem „medizinischen“ Versuch musste der Kranke sein Leben hin- geben. Im Dienste der Wissenschaft, auch wenn er das so nicht einkalkuliert hatte. Davor standen normalerweise noch harmlosere Heilungsversuche, etwa mit Kräutern, per Hand gedreh- ten Pillen, geheimnisvollen Salben aus der Apotheke des Vertrauens. Wer alles oder nichts hatte, an Ver- stimmung litt oder von ausgelebter Lust träumte, dem reichte der Apo- theker mit verschwörerischem Blick Mumienpulver, im 18. Jahrhundert an- erkanntes Aphrodisiakum, über den Foto: Carolin Breckle/Historisches Museum der Pfalz Speyer Die Ausstellung „Der Medicus“ in Speyer präsentiert einen Streifzug durch die Medizin- geschichte und die Sehnsucht der Menschen nach einem ebenso gesunden wie schönen Körper. Foto: Carolin Breckle/Historisches Museum der Pfalz Speyer ( Originalgetreuer Nachbau des Baderwagens aus dem Film „Der Medicus “ Wer an Verstimmung litt, dem wurde dereinst zu Mumienpulver geraten. Es wurde auch als Aphrodisiakum eingesetzt. Foto: Dt. Apotheken Museum-Stiftung Heidelberg 82 | GESELLSCHAFT

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=