Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (449) Offizin-Tisch. Irgendwann hatte auch dieses Mittelchen ausdient, vielleicht nur deshalb, weil den Menschen die Mumien ausgingen. Beruhigend ist der Gedanke, dass wir alle eines Tages gehen müssen, so auch die Götter in Weiß, die Apotheker und die Quacksal- ber, jene, die die „Macht des Wissens“ verkörperten. Die Medicus-Ausstellung zeigt etwa das Grabinventar einer römischen Ärztin, datiert auf 100 bis150 nach Christus. Vorher könnte man noch kurz bei der multimedialen Inszenierung „Himm- lische Helfer“ vorbeischauen, die mittel- alterliche Heiligenfiguren aus Holz prä- sentiert, die von den Menschen auf der Suche nach Linderung ihrer Leiden konsultiert wurden. Das Begleitprogramm der Ausstellung beinhaltet außerdem eine Küchenparty „Auf den kulinarischen Spuren des Medicus“, ein Weihrauch-Tasting im Dom zu Speyer oder den „Aderlass für den guten Zweck“, der eine Blut- spendeaktion im Museum ist. Eckart von Hirschhausen, medizinischer Hansdampf in allen Gassen, hat als kreativer Berater das Begleitprogramm mitkonzipiert. MUMIENPULVER – GEGEN TRÜBSAL UND FÜR DIE LIBIDO Auf der Suche nach Heilung und Erkenntnis war der menschliche Erfindungsgeist im Lauf der Jahr- hunderte seit jeher rege, wenig blieb unversucht, wenn es darum ging, Schmerzen zu lindern oder Menschen- leben zu retten. Ein Dauerthema der Menschheit ist die Suche nach dem perfekten Körper. Auch diesbezüglich gibt die Medicus-Ausstellung Antworten, denn sie zeigt eine Auswahl antiker Torsi, die das ewige Zusammenspiel zwischen geistiger und körperlicher Schönheit darstellen sollen. Für die Ausstellung haben renommierte Museen wie die Uffizien in Florenz und der Louvre in Paris ihre Schatz- kästchen geöffnet und Leihgaben nach Speyer gesandt. So wurde die Ausstellung medizingeschichtlicher Fundstücke zu einer Premiere, nie zuvor wurden so viele Objekte zu diesem Thema an einem Ort gezeigt. Mehr als 500 Aus- stellungsstücke dokumentieren eine medizinische Zeitreise, die im Altertum beginnt und bis heute Geschichte und Geschichten erzählt. GORDONS ERFOLGROMAN BEGEISTERTE MILLIONEN Literarische Grundlage ist der Erfolgs- roman „Der Medicus“ von Noah Gordon – das Buch und die Verfilmung begeis- terten Millionen. Gordon erzählt aus der Welt der Bader und Quacksalber, in der der junge Rob Cole aufwächst. Besessen von dem Gedanken, kranke Menschen zu heilen, reist er von Europa in den Orient, wo ihm die Ge- lehrten vom medizinischen Wissen der Antike erzählen. Der Roman inspirierte die Ausstellungsmacher in Speyer, die Medicus-Schau zu konzipieren. silv Die Ausstellung ist bis zum 21. Juni 2020 im Historischen Museum der Pfalz Speyer zu sehen. Badergerätschaften aus dem Pommerschen Kunstschrank, Augsburger Werkstatt, frühes 17. Jahrhundert „Operation am Rücken“, ein Gemälde des flämischen Malers Adriaen Brouwer. Invasivchirugie scheint der angenehmere Heilungsweg zu sein ... Foto: Carolin Breckle/Historisches Museum der Pfalz Speyer Foto: Städel Museum Foto: Carolin Breckle/Historisches Museum der Pfalz Speyer In Speyer auch zu sehen: kariöse Backenzähne und Löffelsonde, circa 12. Jahrhundert.
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