Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 110, Nr. 5, 1.3.2020, (460) BUNDESTAGSPETITION EINES 20-JÄHRIGEN STUDENTEN Die Greta der Apotheker Der Pharmaziestudent Benedikt Bühler hat über 420.000 Unterschriften gegen den Apothekenkurs von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gesammelt. Das ist die erfolgreichste Bundestagspetition, die jemals gestartet wurde. Für viele Apotheker, alt und jung, ist Bühler die Greta der Branche. E s ist eine Branche mit vielen Problemen, wenngleich viele Menschen sie als sorgenfrei einschätzen und „Apothekerpreise“ ein geflügeltes Wort ist. Doch in den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen maßgeblich ver- ändert. Wer eine Apotheke betreibt, ist längst nicht mehr automatisch ein ge- machter Mann. Im Koalitionsvertrag hatten sich Union und SPD darauf verständigt, sich für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungs- pflichtigen Medikamenten einzusetzen. Die Apotheker atmeten auf. Viele fühlen sich seit Langem von der Konkurrenz aus dem Internet bedroht, bei deren Kampfpreisen sie nicht mithalten kön- nen oder möchten. 2019 rutschte die Zahl der Apotheken bundesweit unter die magische Grenze von 20.000: Ende 2019 gab es laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) 19.075 Apotheken, das sind 348 weniger als Ende 2018 und entspricht einem Rückgang von 1,8 Prozent. So schnell ist die Apothekenzahl in Deutschland noch nie innerhalb eines Jahres gesunken. In Kombination mit dem vieldiskutierten Rx-Versandverbot sahen viele Pharmazeuten ihre Felle davonschwimmen. 420.000 STIMMEN KANN SPAHN NICHT IGNORIEREN Ein 20-jähriger Pharmaziestudent er- kannte die Brisanz des Themas und was es womöglich für seine Zukunft bedeuten könnte: nämlich nichts Gutes. Benedikt Bühler kommt aus einer Karlsruher Apothekerfamilie und studiert derzeit in Budapest an der Semmelweis-Universität Pharmazie. Seine Befürchtungen: Kann man sich auf die Politik verlassen? Wird es die Apotheke seiner Mutter, die er eines Tages übernehmen wird, in 10 oder 20 Jahren überhaupt noch geben? Bühler mobilisierte in einer beispiel- losen Aktion Kollegen und Unterstüt- zer und organisierte die erfolgreichste Bundestagspetition, die das Land bis- her gesehen hat: 420.000 Stimmen für das Rx-Versandverbot kann kein Minister übersehen. Kürzlich stellte er im Bundestag im Rahmen einer öffent- lichen Anhörung im Petitionsaus- schuss die Details seines Anliegens vor. Der anwesende Bundesgesundheits- minister Jens Spahn hörte sich alles an – und erklärte, dass es in der Bundes- regierung europa- und verfassungs- rechtliche Bedenken gegen ein Verbot des Versandhandels von Medikamenten gebe. Dem Argument Bühlers, dass die Apo- theken vor Ort durch den Versand- handel gefährdet seien, hielt Spahn entgegen, dass es besser sei, das „mil- dere Mittel“ zu wählen. Aus seiner Sicht ist das die geplante sogenannte „Gleichpreisigkeit“. Die besagt, dass Online-Apotheken aus dem Ausland bei verschreibungspflichtigen Medika- menten für gesetzlich Versicherte keine Rabatte mehr anbieten dürfen. Das „Apotheken-Stärkungsgesetz“ wurde im vergangenen Juli vom Kabinett be- schlossen und liegt derzeit auf Eis, weil die Bundesregierung noch auf eine Stellungnahme der EU-Kommission wartet. Für Bühler geht der Kampf nun weiter. Er sagt: „Ich bin nach wie vor über- zeugt, dass weder ein Rx-Boni-Verbot noch ein Rx-Boni-Deckel einem Rx- Foto: Cornelia Neth Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Benedikt Bühler, Apotheker von morgen 94 | ZM-STARTER

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