Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 110, Nr. 6, 16.3.2020, (534) EINDRÜCKE EINER AUSLANDSFAMULATUR Hätten wir überhaupt helfen dürfen? Nicole Gumprecht Mit einer befreundeten Zahnärztin machte ich mich, organisiert von einer Hilfsorganisation, im Februar 2019 auf den Weg zu einer Auslandsfamulatur auf den Cook Islands. Wir StudentInnen arbeiteten vor Ort weitgehend selbstständig. Schließlich bestand ein großer Bedarf an zahnmedizinischer Versorgung, so dass der humanitäre Gedanke, helfen zu wollen und zu können, bei uns allen jederzeit im Vordergrund stand. Doch hätten wir – mit oder ohne Approbation – vor Ort überhaupt tätig werden dürfen? M it vielen Materialspenden – Anästhetika, Füllungs- materialien, Handschuhen, Zahnbürsten – im Gepäck ging es zunächst nach Rarotonga. Nach zwei Tagen Reisezeit erreichten wir die Zahnklinik der Hauptinsel. Vor Ort sind mehrere Zahnärzte angestellt, die in einem eigenen Programm sogenannte Trainees ausbilden: Die jun- gen Inselbewohner werden unterrichtet und praktisch am Patienten trainiert, um professionelle Zahnreinigungen durchzuführen, Exkavationen vorzunehmen und Füllungen zu legen. So wurde es uns offiziell mitgeteilt, praktisch gesehen haben diese jungen Leute auch Extraktionen und alle anderen notwendigen Eingriffe durchgeführt. Am ersten Tag in der Zahnklinik bekamen wir schon die ersten PatientInnen zugeteilt. Mit einem kurzen Satz, zum Beispiel „He wants to have a Cleaning“ oder „He has pain“, wurden sie zu uns ins Behandlungszimmer geschickt und wir behandelten selbstständig. Ich habe dabei meiner befreundeten Zahnärztin größtenteils assistiert und als gelernte Prophylaxehelferin die Zahnreinigungen über- nommen. Wir haben selbstständig die Anamnese und Befunde erhoben sowie unsere Diagnose erstellt. Bei Proble- men oder anderen Schwierigkeiten hatten wir jedoch einen einheimischen Ansprechpartner. Des Weiteren wurden in der Zahnklinik kleinere prothe- tische Arbeiten von den Zahnärzten gefertigt und seit kurzer Zeit wurden auch endodontische Behandlungen durchge- führt. Mit einem veralteten Röntgengerät ohne Bleiblende oder andere Strahlenschutzmaßnahmen konnten Zahn- filme erstellt werden. Seit Kurzem befand sich ein neues digitales OPG-Röntgengerät im Besitz der Zahnklinik, das der Klinik gespendet worden war. Leider wurden keine Patientenakten geführt, so dass wir keine spezielle Anam- nese, Befunde oder gar bereits vorhandene Röntgenbilder vorliegen hatten. DIE PATIENTEN WOLLTEN LIEBER VON DEN DEUTSCHEN STUDENTEN BEHANDELT WERDEN Die meisten PatientInnen kamen zur Schmerzbehandlung oder Füllungstherapie. In weiten Teilen der Inselbevölkerung herrscht nur geringes Bewusstsein für eine regelmäßige Mundpflege, weshalb bereits im frühen Kindesalter ein hohes Kariesaufkommen vorhanden ist. Mit uns waren noch sechs weitere deutsche Zahnmedizin- studentInnen vor Ort, die auf der Hauptinsel selbstständig behandelt haben, denen jedoch im Klinikgebäude jederzeit Zahnärzte bei Problemen oder für Fragen zur Verfügung standen. Oft fragten die Patienten, woher wir kamen und CAND. MED. DENT. NICOLE GUMPRECHT Düsseldorf Nicole.Gumprecht@ nova-smile.de Die Autorin während ihrer Auslandsfamulatur 24 | GESELLSCHAFT

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