Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 110, Nr. 6, 16.3.2020, (546) DER BESONDERE FALL MIT CME Peripheres Riesenzellgranulom im Oberkiefer Marie Schwarting, Charlott Luise Hell, Peer W. Kämmerer Bei peripheren Riesenzellgranulomen handelt es sich um in der Mundhöhle häufige Gewebsveränderungen der Gingiva oder der alveolären Mukosa, die als nicht-neoplasti- sche, lokalisierte und reaktive Zellproliferationen aufgefasst werden. Therapie der Wahl ist die chirurgische Entfernung mitsamt Kürettage oder Osteotomie – allerdings wird in der Literatur auch über einen spontanen Regress nach Ausschaltung der lokal-reizenden Ursache berichtet. Der folgende Beitrag stellt einen Patientenfall vor. E in 50-jähriger Patient ohne Neben- erkrankungen und Medikation stellte sich auf Überweisung seines Hauszahnarztes mit einem un- klaren, tumorähnlichen Befund im rechten Oberkiefer vor. Intraoral zeigte sich vor allem distal des Zahns 17 eine fibrinbelegte, ulzerierend erscheinende Läsion. Die Zähne 17 und 16 reagier- ten negativ auf eine Vitalitätsprobe und wiesen einen Lockerungsgrad von I bis II auf. Insbesondere der Zahn 17 war mit seiner partiell freiliegenden Wurzeloberfläche auffällig (Abbildung 1). Eine Panoramaschichtaufnahme erbrachte den Nachweis einer starken Elongation des oberen, rechten zweiten Molaren mit erweiterten Parodontal- spalt (Abbildung 2). Das anschließend durchgeführte DVT wies an der besag- ten Stelle eine weichgewebsdichte, scharf begrenzte, ovale Struktur mit stellenhafter Unterbrechung der Kom- pakta auf, die bis in die Kieferhöhle ragte (Abbildungen 3 und 4). Eine laborchemische Auswertung des Blutes ergab keine Auffälligkeiten. Un- ter der Verdachtsdiagnose eines odon- togenen Tumors mit der Differenzial- diagnose eines Malignoms wurde eine Biopsie durchgeführt und ein ulzerie- rendes peripheres Riesenzellgranulom der Gingiva ohne Anhalt von Maligni- tät diagnostiziert. Bei der anschließend durchgeführten Resektion im Oberkiefer wurde der Befund in toto mit den Zähnen 17 und 16 bei Einhaltung eines geringen Sicherheitsabstands unter Eröffnung der Kieferhöhle exzidiert. Der entstandene Defekt wurde mithilfe eines gestielten Mukoperiostlappens unter Einbezug des Bichatschen Fettpfropfs gedeckt. Alle Fotos: Kämmerer Abb. 1: Klinischer Situs bei Erstvorstellung: Es stellt sich eine ulzerierende Läsion mit freiliegender Wurzel des Zahnes 17 dar. 36 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=