Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 110, Nr. 6, 16.3.2020, (548) können, jedoch eine gewisse Häufung um das dritte bis sechste Lebensjahr- zehnt haben [Kämmerer und Kunkel, 2008; Boffano et al., 2013]. Das PRZG kommt häufiger im (posterioren) Unterkiefer als im Oberkiefer vor. Die Pathogenese des PRZG ist noch nicht abschließend geklärt, allerdings wird von einer Assoziation mit lokal-reizen- den Faktoren wie Zahnextraktionen, impaktiertem Essen, insuffizienten zahnärztlichen Restaurationen, schlecht sitzenden Prothesen, zahnärztlichen Implantaten und chronischen Traumata ausgegangen [Boffano et al., 2013]. Klinisch handelt es sich meist um röt- liche oder rot-blaue, exophytisch wachsende Auftreibungen mit fibröser Konsistenz und gelegentlich einer – wie im vorgestellten Fall – ulzerierenden Oberfläche. Da die meisten PRZG pro- gressiv, aber asymptomatisch wachsen, sind eine Zahnverdrängung und eine Resorption des darunter liegenden Alveolarknochens zum Zeitpunkt der Erstdiagnose nicht selten [Baesso et al., 2019]. Daher ist das PRZG leicht mit dem ebenfalls an der Gingiva auf- tretenden pyogenen Granulom, der fibrösen Gingivahyperplasie und dem peripheren ossifizierenden Fibrom zu verwechseln. Als Differenzialdiagnose kommt zusätzlich der braune Tumor bei Hyperparathyreoidismus infrage, bei dem der erhöhte Parathormon- spiegel die osteoklastären Prozesse stimuliert [Dos Santos et al., 2018]. Deswegen ist es wichtig, den Kalzium- und den Phosphatspiegel zu kontrol- lieren, um eine solche Diagnose auszu- schließen. Histopathologisch ist das periphere nicht vom zentralen Riesenzellgranu- lom zu unterscheiden; die Bezeich- nung hängt hier alleine von der Loka- lisation ab. Im Unterschied zum PRZG, das nur im Bereich der Gingiva zu finden ist, ist das zentrale Riesenzell- FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Das periphere Riesenzellgranulom (PRZG) ist eine benigne Läsion der Mundhöhle, die als dunkelrot bis bläuliche Wucherung auftreten kann. \ Das PRZG ist häufig extraossär lokalisiert, es grenzt sich vom zentralen Riesenzellgranulom nur durch seine Lokalisation ab. \ Zur Abgrenzung gegenüber dem Hyperparathyreoidismus ist die laborchemische Bestimmung des Kalzium-, des Phosphat- und des Parathormonspiegels notwendig. \ Eine eindeutige Diagnostik ist ohne Röntgendiagnostik, Labor- untersuchung und Probebiopsie nicht möglich. Abb. 5: Situs zehn Tage nach der Operation zur Entfernung der resorbierbaren Nähte 38 | ZAHNMEDIZIN
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