Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 110, Nr. 6, 16.3.2020, (557) Bakterien und die nachfolgende Aus- bildung eines Biofilms zu beeinflussen. Eine In-vitro-Studie von Algarni et al. kam ebenfalls zu dieser Erkenntnis [Algarni et al., 2015]. Sie fanden heraus, dass nach einer Zinnfluoridanwendung mehr Proteine in die Pellikel integriert waren. Sie beeinflussen die Ausfällung von Kalziumfluorid(CaF 2 )-Reaktions- produkten auf der Zahnoberfläche und erhöhen die Wirksamkeit einer Fluoridbehandlung. Spülungen mit Zinnfluorid führen offenbar zu einer Retention der Zinn- ionen innerhalb der Pellikelschicht. Somit dient diese als Reservoir für die antibakteriellen Zinnionen und entsprechend erhöhen sich die anti- bakteriellen, antiadhärenten Eigen- schaften der Pellikel. Beide Lösungen – Zinnfluorid und Zinnchlorid – redu- zierten die Anhaftung von Bakterien an der Schmelzoberfläche ohne deut- liche Unterschiede zwischen beiden Spülungen. Die antiadhärente Wirkung haben die Zinnionen also unabhängig von der Kombination des Zinnions mit Fluorid oder Chlorid. Zinnionen haben eine kariostatische Wirkung aufgrund ihrer antimikro- biellen Eigenschaften und ihrer hohen Affinität zu Apatitoberflächen. Die anti- mikrobiellen Eigenschaften resultieren nach Oppermann und Johansen aus der Hemmung der am Transport beteiligten mikrobiellen Enzyme und des Glukosestoffwechsels in Bakterien- zellen [Oppermann und Johansen, 1980]. Darüber hinaus hemmen die Zinnionen die Säureproduktion inner- halb des Biofilms. Die Verringerung der Anzahl lebender Bakterien innerhalb des Biofilms nach Spülung mit Aminfluorid führte die Gruppe um van der Mei auf die elek- trostatische Wechselwirkung zwischen den positiv geladenen Aminionen und den Oberflächen der anionischen Bakterienzellen zurück [van der Mei, 2008]. Die nach der Spülung mit Zinnchlorid geätzten und mit Zinnionen infiltrier- ten Bereiche auf der Schmelzoberfläche interpretieren die Autoren der vorlie- genden Studie als Demineralisierung der Zahnoberfläche aufgrund des nied- rigen pH-Werts der Zinn-Chlorid-Spül- lösung (pH-Wert 3,5). Die Infiltrations- zonen zeigen eine demineralisierte, geätzte Schmelzoberfläche, die mit proteinhaltigen Strukturen gefüllt ist. In der Literatur werden diese Bereiche auch als Sub-Surface-Pellicle bezeichnet und Autoren früherer Studien nahmen an, dass sie eine Schutz- beziehungs- weise Barrierefunktion haben, wo- durch eine weitere Demineralisierung der Schmelzoberfläche vermieden wird [Meckel et al., 1965]. In der vorliegen- den Studie waren diese Infiltrations- bereiche nach Spülen mit Aminfluorid [pH-Wert 3,6] nicht nachweisbar, obwohl beide Lösungen ähnliche pH- Werte hatten. Infolgedessen könnten die Fluoridkomponente in Zinnfluorid oder der etwas höhere pH-Wert der Grund sein, dass die Schmelzober- fläche nicht demineralisiert war. FAZIT Mundspüllösungen mit Zinn verändern die Pellikel-Ultrastruktur und haben eine antiadhärente Wirkung auf die anfäng- liche bakterielle Besiedlung. Sie haben ebenso wie reine Aminfluoridlösungen einen signifikanten Einfluss auf die Vi- talität von Bakterien. Künftige Studien müssen nun zeigen, ob diese anti- adhärenten Wirkmechanismen der Zinnionen auch bei der Verwendung zinnfluoridhaltiger Zahnpasten nach- weisbar sind. Dr. Kerstin Albrecht Quelle: Jasmin Kirsch, Matthias Hannig, Pia Winkel, Sabine Basche, Birgit Leis, Norbert Pütz, Anna Kensche & Christian Hannig: Influence of pure fluorides and stannous ions on the initial bacterial colonization in situ, Scientific Reports volume 9, Article number: 18499 Published: 06 December 2019 ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. www.ich-bin-endo.de © 02/2020 · 10005561v.003 Ich bin einfach und sicher. Ich bin F360 . Man spürt es direkt bei der allerersten Anwendung: Mit F360, dem cleveren 2-Feilen-System von Komet, wird die Wurzelkanalaufbereitung angenehm leicht, einfach und dennoch sicher. | 47
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