Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 110, Nr. 6, 16.3.2020, (590) KOMMUNIKATION MIT DEMENTEN PATIENTEN Ein kleiner Plausch wirkt Wunder Fünf verschiedene Tabletten nimmt er jeden Tag, deren Namen hat er vergessen, eine ist jedenfalls gegen den hohen Blutdruck. Ja, ein Patient mit Demenz kann Sie an die Grenzen bringen. Wenn Sie aber vorbereitet in die Behandlung gehen, verläuft der Besuch zumeist für alle Seiten entspannter. Der Schlüssel liegt (wie so häufig) in der richtigen, zugewandten Kommunikation. D er Besuch beim Zahnarzt ist bei den meisten älteren Patienten fest in ihrem Gedächtnis ein geschrieben. Seit der Kindheit gehört dieser Gang zum Leben irgendwie dazu und wird daher auch im hohen Alter noch relativ gut erinnert und akzeptiert – selbst wenn anderes schon zu verblassen beginnt. Da hat der Zahnarzt gegenüber seinen Arzt- kollegen einen Vorteil. Nachteilig kann natürlich sein, dass sich der Besuch als negatives Erlebnis eingebrannt hat, etwa aufgrund von Schmerzen. Dann erhöht diese Assoziation zusätzlich zur nachlassenden geistigen Fähigkeit die Herausforderung. Der Umgang mit Patienten mit De- menz erfordere besonderes Feingefühl und eine entsprechende Kommunika- tionsstrategie, bescheinigt Dr. Elmar Ludwig, Landesbeauftragter von der Deutschen Gesellschaft für Alterszahn- medizin (DGAZ): „Nicht nur die zahn- medizinische Behandlung selbst kann komplizierter sein, auch die Verständi- gung wird schwieriger.“ So können Menschen mit beginnen- der bis mittelgradiger Demenz Infor- mationen noch relativ gut aufnehmen, allerdings dauert das kognitive Ver- arbeiten, das Verstehen, länger. Daher gilt es, das „normale“ Tempo zu ver- langsamen und möglichst eindeutig zu sprechen. Im Behandlungsgespräch hilft es den Patienten außerdem, wenn jeder gesprochene Satz nur eine Infor- mation enthält. „Kleine Aufgaben kön- nen als genaue Anweisungen besser verstanden und umgesetzt werden“, erklärt DGAZ-Präsidentin Prof. Dr. Ina Nitschke. Statt zu sagen „Wir machen jetzt eine kurze Pause“ solle man besser eine klare Bitte mit der Aufforderung zum Ausspülen formulieren, gibt Nitschke als Beispiel. Wichtig sei, dass die PatientInnen das gesamte Gesicht der Zahnärztin oder des Zahnarztes während des Behand- lungsgesprächs sehen können, denn Foto: Ludwig „Eine ruhige Kommu- nikation schafft Vertrauen und beruhigt die oft verwirrten Patienten.“ Diplom-Pädagogin Melanie Feige, Pflegeexpertin für Menschen mit Demenz am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 80 | PRAXIS
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