Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 110, Nr. 6, 16.3.2020, (594) B ei der extraoralen Inspektion imponierte eine paranasale und infraorbitale Schwellung rechts- seitig (Abbildung 1). Palpatorisch war die Schwellung nicht eindeutig abgrenzbar, jedoch über der fazialen Kieferhöhlenwand verschieblich. Zur weiteren Diagnostik erfolgte eine sonografische Untersuchung, bei der sich eine ovaläre, glatt berandete Struk- tur mit einer Größe von circa 1,2 cm x 2,2 cm zeigte (Abbildung 2). Eine Fraktur war nicht eindeutig ausschließ- bar. Aufgrund der detektierten Raum- forderung wurde eine erweiterte Schnitt- bildgebung (Computertomografie) von radiologischer Seite angeraten. In der Computertomografie war eine rund- liche Struktur paranasal/infraorbital ausgehend vom os maxillare erkenn- bar (Abbildungen 3 und 4). Der Inhalt wies Dichtewerte von 33 HU auf, die damit denen einer proteinreichen Flüssigkeit entsprachen. Auf Höhe der Wurzel des oberen rechten Eckzahns war eine Kortikalisunterbrechung mit einem direkten Kontakt zur zystischen Raumforderung erkennbar. Dies zeigte sich ebenfalls über der Zahnanlage des bleibenden Eckzahns. Die Wandung der Raumforderung wies zarte Verkal- kungen sowie eine zarte Septierung im kranialen Bereich auf. Zur histopathologischen Abklärung wurde die unklare Raumforderung in Intubationsnarkose chirurgisch ent- fernt. Hierfür erfolgte nach marginaler Schnittführung im Oberkiefer unter Schonung des N. infraorbitalis die Dar- stellung des kugeligen, weichgewebigen Tumors, der sich in toto enukleieren ließ (Abbildungen 5 und 6). Da die tumoröse Raumforderung breitbasig dem Zahnkeim 13 aufsaß, wurde entschieden, den Zahn mitsamt dem dazugehörigen Zahnsäckchen zur Er- zielung einer R0-Resektion ebenfalls zu entfernen. Durch den persistierenden und progredienten Druck der Raum- forderung war die bukkale Wandung an der Radix des Zahns 53 resorbiert. Hier zeigten sich nach Entfernung der Weichgewebsraumforderung circa 3 mm der exponierten Wurzel mit ma- kroskopisch gut erkennbarem offenem Apex und Pulpa des Zahns 53. Im Ver- gleich zum Zahnkeim 13 war die Radix nicht direkt mit der Raumforderung verwachsen, jedoch war davon auszu- gehen, dass der Gefäß-Nerv-Strang durch die tumoröse Raumforderung stark komprimiert und beschädigt wor- den war, so dass der Entschluss gefasst wurde, den Zahn im Sinne einer Apexifikation mit MTA nach Vital- exstirpation zu behandeln. In der histopathologischen Aufarbei- tung fand sich spindelzelliges Gewebe mit myxoidem Aspekt, teils eher zell- reich mit allenfalls geringgradigen Kernatypien (Abbildungen 7 und 8). Die Läsion schloss mehrfach kleine Nervenstrukturen ein und kleine kapil- läre Gefäße. Randlich und intraläsional zeigten sich neugebildetes beziehungs- weise remodelliertes Geflechtknochen- gewebe mit vermehrten Osteoblasten. In der Pulpa der unreifen Anlage des Zahns 13 imponierten fibromyxoide Gewebekomponenten. Unter Berück- sichtigung des vollständig aufgear- beiteten histopathologischen Gesamt- MKG-CHIRURGIE Odontogenes Myxom im Kindesalter Nora Lautner, Evgeny Goloborodko, Till Braunschweig, Frank Hölzle Ein zwei Jahre altes Mädchen wurde mit einer harten Schwellung paranasal rechts nach einem Sturz auf dem Kinderspielplatz in unserer Abteilung vorgestellt. Erst der histopathologische Gesamtbefund ergab die Diagnose eines odontogenen Myxoms mit Assoziation zu einer Zahnanlage. Foto: Nora Lautner Abb. 1: Extrarorale Ansicht mit dezenter paranasaler Schwellung rechts 84 | ZAHNMEDIZIN
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