Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07
zm 110, Nr. 7, 1.4.2020, (670) MEDIZINISCHE ZENTREN FÜR ERWACHSENE MIT BEHINDERUNGEN Warum ein Zahnarzt hinzugezogen werden sollte Medizinische Zentren für Erwachsene mit geistigen und Mehrfachbehinderungen (MZEB) existieren erst seit ein paar Jahren. Die Einrichtungen sollen eine Lücke in der ambulanten medizinischen Versorgung schließen. Charakteristisch ist der interdisziplinäre Ansatz, bei dem viele Fachrichtungen Hand in Hand arbeiten. Schon jetzt wird deutlich: Die MZEB brauchen die Zahnmedizin – denn hier gibt es für Zahn- ärzte noch viel zu tun. E rwachsene Menschen mit geisti- ger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen waren bis vor Kurzem mit Vollendung des 18. Lebensjahres von der gesundheitlichen Versorgung durch spezialisierte Ärzte weitgehend ausgeschlossen. Wurden sie als Kinder und Jugendliche noch in qualifizierter ambulanter Versorgung in Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) behandelt, waren sie danach auf eine medizinische Regelversorgung ange- wiesen – mit oft deutlicher Verschlech- terung ihres Gesundheitszustands. Seit den 90er-Jahren forderten die Fachver- bände und Ärzte deshalb – analog zu den SPZ – spezielle Einrichtungen für diese Erwachsenen. Mit dem GKV-Versorgungsstruktur- gesetz hat der Gesetzgeber 2015 diese Forderung erfüllt. Damit wurde für die MZEB der Weg frei. Die MZEB tragen auch der Forderung der UN-Behinderten- rechtskonvention Rechnung, wonach Menschen mit Behinderung – neben dem gleichen Zugang zu allgemeinen Angeboten des Gesundheitssystems – zusätzlich Leistungen erhalten sollen, die sie speziell wegen ihrer Behinde- rung benötigen. DIE ZAHNMEDIZINISCHEN BEDARFE SIND HOCH Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft der Medizinischen Zentren für Men- schen mit mehrfacher und geistiger Behinderung (BAG MZEB) gibt es inzwischen mehr als 50 Zentren bun- desweit, eine Flächendeckung ist aber noch nicht gegeben. Die BAG MZEB hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Foto: Teichert DÄV Dr. Guido Elsäßer bei der Untersuchung eines Patienten mit komplexer Behinderung in einer Behinderteneinrichtung 28 | POLITIK
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