Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 110, Nr. 7, 1.4.2020, (699) TECHNISCHES VORGEHEN Bei den in diesem Beitrag präsentierten Reparaturrestaurationen wurde in der Regel wie folgt vorgegangen: \ Anamnese, Befundaufnahme, Diagnosestellung, Eruierung von Behandlungsalternativen, Therapie- planung, Patientenaufklärung \ Schadensgerechte Präparation und gegebenenfalls Kariesentfernung \ Falls möglich: absolute Trocken- legung mittels Kofferdam, Mikro- sandstrahlen der Oberflächen mit Aluminiumoxidpulver (27µm Par- tikelgröße an Kompositen, 50 µm Partikelgröße an Amalgamen, Gussmetallen und Keramiken) \ Falls erforderlich: Matrizen, Keil und Separationsringapplikation \ Bei Schmelz-, Dentin- und Kom- positoberflächen: Auftragen von Phosphorsäure, Spülen, Trocknen, Primer- und Adhäsivtouchierung sowie Lichthärtung des Adhäsivs. Bei Oberflächen aus Glas- und Feldspatkeramiken kann das zusätzliche intraorale Anätzen mit gepufferter(!) Flusssäure vorteilhaft sein. Bei Mischoberflächen sollte die Flusssäureapplikation erst nach der Ätzung mit Phosphorsäure vor- genommen werden. Bei Keramik- oberflächen (gegebenenfalls auch Amalgam- und Gussmetallober- flächen) wird nach dem Trocknen und vor der Primer- und Adhäsiv- touchierung zusätzlich Silan appliziert. \ Falls erforderlich: zum Abdecken starker Verfärbungen Auftragen von Opaker \ Einbringen einer geringen Menge von fließfähigem Komposit, auf das (im noch nicht gehärteten Zustand) Restaurationskomposit aufgetragen wird (Schneepflug- technik), erst anschließend Licht- härtung des Komposits \ Ausarbeiten und Politur \ Überprüfung der Hygienefähigkeit mit Instruktion zur Interdental- raumhygiene mit individuell ausgesuchten Interdentalraum- bürsten \ Eingliederung in einen restaurativen Recall SCHLUSSBEMERKUNG Reparaturrestaurationen haben im Vergleich zu anderen Interventionen oftmals sowohl ein günstiges „Nutzen- Risiko-Verhältnis“ als auch ein güns- tiges „Nutzen-Kosten-Verhältnis“. Sie lassen sich als wichtiges Beispiel für „frugale Interventionen“ ansehen, die zu einer Verbesserung der Versorgung bei gleichzeitiger Verringerung der Kosten beitragen können [Staehle, 2016 und 2019]. Es kann davon ausge- gangen werden, dass die Bedeutung frugaler Methoden durch eine Weiter- entwicklung der Materialien, eine Vereinfachung der Verarbeitungs- techniken und eine Verbesserung der wissenschaftlichen Studienlage zum Langzeitverhalten zahnärztlicher Reparaturrestaurationen künftig sogar noch steigen wird. \ 15b 15a 15d 15c Fotos: Hans Jörg Staehle Abb. 15: Reparaturrestauration am Zahn 22 im Langzeitverlauf: a: Ausgangssituation mit verdecktem, etwa 1 bis 2 mm subgingival liegenden Kronenrand (Patientin ist 27 Jahre alt); b: Situation nach 24 Jahren (Patientin ist jetzt 51 Jahre alt) mit inzwischen freiliegendem Kronenrand infolge Attachmentverlust; c: Situation nach Kronenrandverlängerung mittels Komposit; d: Situation nach 40 Jahren (Patientin ist jetzt 67 Jahre alt): Durch weiteren Attachmentverlust ist es zu einem erneuten Freiliegen des verlängerten Kronenrandes gekommen. Verfolgt man die Kronen- längen, so ist in diesen 40 Jahren bei dieser Patientin ein Attachmentverlust von etwa 4 mm eingetreten (= etwa 0,1 mm pro Jahr). Da der Zahnfleischrückgang nicht nur den seitlichen Schneidezahn betrifft, erscheint der am Zahn 22 mit Opaker und Komposit überdeckte Rand der VMK-Krone ästhetisch weitgehend unauffällig. | 57

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