Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 110, Nr. 7, 1.4.2020, (727) schon zu schnell für diese löchrigen Straßen. Auf der ganzen Insel gibt es keine Ampeln und kaum Straßen- beleuchtung. Wenn eine Straße über- haupt asphaltiert ist, ist das schon beträchtlich. Die Einheimischen be- zeichnen sie dann als Autobahn. In Madagaskar orientiert man sich an der Sonne. Nur 15 Prozent der Be- völkerung haben Zugang zu Strom. Der Großteil der Menschen ist mit dem Einbruch der Dunkelheit in ihren Hütten verschwunden. Die Straßen er- scheinen dann verglichen zum Tag wie ausgestorben. In unseren westlichen Ländern leben wir nach der Uhr. Elektri- zität lässt uns bis in die Nacht munter bleiben – ohne Wecker würde ich mor- gens nicht rechtzeitig aufwachen. EINE BEGRÜßUNG WIE FÜR EINE KÖNIGSFAMILIE Noch am Vortag ist unser letztes Hilfs- paket aus Deutschland angekommen. Ich bin erstaunt, wie unsere Zahn- bürsten überhaupt den Weg hierher gefunden haben. Denn es gibt keine Wegweiser oder Verkehrsschilder, keine Straßennamensschilder oder gar Haus- nummern. Holz-Blechhütten reihen sich aneinander. Hier und da aus Zie- gelstein gemauerte Häuser, denen oft Fenster und Türen fehlen. Die meisten leben von der Landwirtschaft. Wer Glück hat, besitzt ein eigenes kleines Reisfeld. Viele Menschen hier müssen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Und doch scheinen sie glücklich. Raus aus der Stadt durchqueren wir grüne Landschaften. Der Himmel wirkt so weit und die Sonne scheint. Mit drei Jeeps streifen wir durch hügeliges Ter- rain und über ausgewaschene Wege. Am Wegesrand sehe ich Feldarbeiter und spielende Kinder. Ein strahlendes Lächeln tut sich auf und ihre Hand erhebt sich freudig winkend. Hier auf dem Land scheint die Zeit stehen geblieben. Nach 11 Kilometern und 2,5 Stunden Fahrtzeit entdecken wir auf einem Hügel vor uns in einer großen langen Reihe stehend die Kinder. Gespannt erwarten sie unser Big-Smile-Team. Über der Einfahrt hängt ein Banner mit der Aufschrift „Bienvenue“– Will- kommen in drei Sprachen. Charlothine, die engagierte Lehrerin, die uns über Facebook fand, ist überglücklich. Die Schulkinder kennen keine Zahnbürsten, sind aber total gespannt auf das selbstständige Putzen. Geduldig warten die Kinder vor der Schule auf das Team von Big Smile. DR. ALEXANDRA WOLF Zahnärztin für Kinderzahnheilkunde in Berlin Foto: privat Uns fällt auf, wie viel glücklicher die Menschen hier wirken – obwohl die meis- ten mit nur zwei Dollar pro Tag auskommen müssen. | 85

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