Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (791) 100 Rückmeldungen. Schließlich wur- den vier Praxen mit Blick auf eine günstige geografische Verteilung im KZV-Bezirk und die notwendigen räumlichen Gegebenheiten ausge- sucht. Aus dem Zusammenspiel der Ambulanz am Universitätsklinikum Leipzig und den vier Praxen in der Fläche ergebe sich eine Mischform, um die Notfallversorgung von COVID- 19-Patienten mit Schmerzen sicherzu- stellen, teilt die KZV Sachsen mit. Die KZV steuert die Notdienste. Das Konzept: Patienten ohne COVID-Ver- dacht werden weiter von den nieder- gelassenen Zahnärzten betreut. Ein COVID-19-Patient mit Schmerzen, sein Hausarzt oder das zuständige Ge- sundheitsamt meldet sich bei der KZV und diese vermittelt den Fall weiter an eine der vier niedergelassenen Schwer- punktpraxen oder die Ambulanz am Universitätsklinikum Leipzig. DIE MASKE HÄLT EINE SCHICHT DICHT Noch weiß man nicht, mit wie vielen Patienten man täglich rechnen muss. Wenn es nötig wird, heißt es, könne man die UKL-Ambulanz-Zeiten aber an den Bedarf anpassen. Mehrere mono- oder doppelapprobierte Zahnärzte stünden bereit. Einzige Einschränkung: Die einzelnen Schichten sollen zu- nächst auf maximal sechs Stunden an- gesetzt werden – das ergibt sich aus der Haltbarkeitsdauer der Schutzmaske, er- klärt Lethaus. Und diese seien aktuell nun einmal die schonenswerteste Ressource. mg PROF. DR. DR. BERND LETHAUS ZUR ARBEIT IN DER COVID-19-AMBULANZ „Entscheidend ist der Durchseuchungsgrad“ Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus leitet die Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie in Leipzig. Mit seinem Team hat er hier eine COVID-19-Ambulanz aufgebaut. Mitten in den Vorbereitungsarbeiten konnten wir ihn interviewen. Prof. Lethaus, was war die größte Herausforderung beim Aufbau der COVID-19-Ambulanz? Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus: Die größte Herausforderung war der Aufbau unter Zeitdruck ohne die nötigen Vorgaben und Vorschriften zu verlassen. Naturgemäß werden bei einem solchen Projekt zunächst einmal mehr Bedenken als Lösungen geäußert. Probleme müssen dabei ernst genom- men, aber trotzdem abgearbeitet werden. Die Unterstützung des Vorstandes und der COVID-Task-Force war hier sehr hilfreich. Wie lange dauerte der Vorlauf? Seit dem Vorstandsbeschluss sind zwei Wochen vergangen. Mit wie vielen Patienten rechnen Sie täglich? Das ist sehr schwierig einzuschätzen und sicher von Stand- ort zu Standort unterschiedlich. Entscheidend sind hier der Durchseuchungsgrad und dessen Dynamik. Wir denken, dass im Raum Leipzig anfangs einige Patienten am Tag zu behandeln sind. Mit welchen Beschwerden rechnen Sie? Welche Behandlungen führen Sie durch? Wir können aufgrund der begrenzten Ressourcen insbeson- dere adäquater Schutzkleidung zurzeit im Tagesdienst nur dringende Notfälle, also Schmerzpatienten, Abszesse, Blu- tungen oder Ähnliches, behandeln. Alles, was die COVID- Genesung und damit auch die Immunität abwarten kann, muss aufgeschoben werden. Welche Verbesserungspotenziale in den Abläufen und der Organisation der Ambulanz sehen Sie? Aufgrund der fehlenden Erfahrung fahren wir gerade noch auf Sicht. Wir sind aber vorbereitet, unsere Arbeit schnell an die sich ändernden Gegebenheiten anzupassen. Wo gibt es vergleichbaren COVID-19-Ambulanzen in anderen Bundesländern? Wie sieht der Erfahrungs- austausch mit diesen aus? Für uns ist dieses Thema komplett neu. Ein Austausch mit anderen Standorten hat noch nicht, wird aber sicher bald stattfinden. Welche Tipps können Sie Einrichtungen geben, die sich aktuell noch in der Planungs- beziehungsweise Aufbauphase ihrer COVID-19-Ambulanz befinden? Die Angliederung an eine bestehende medizinische COVID- Ambulanz macht sicher vieles einfacher. Bewährt hat sich auch die Bildung einer Task-Force, die engen Kontakt zu den notwendigen Bereichen und Abteilungen hält sowie eine enge Zusammenarbeit mit der KZV. Bei der Planung empfehle ich immer auch Alternativen zu formulieren, um diese bei Bedarf schnell integrieren zu können. Das Wichtigste ist aber ein innovatives Team mit Durchhalte- vermögen. \ Die Fragen stellte Marius Gießmann. Foto: Straube/UKL Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus | 29

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