Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (792) NEWS HACKATHON #WIRVSVIRUS PROJEKTGRUPPE BAUT BEATMUNGSGERÄT MIT TEILEN AUS DEM 3-D-DRUCKER Ende März hatte die Bundesregierung gemeinsam mit sieben Organisationen zum sogenannten Hackathon – einer kollaborativen Soft- und Hardwareentwicklungsveranstaltung – eingeladen. Unter dem Hashtag #WirVsVirus sollten mehr als 42.000 Onlineteilnehmer verschiedener Fachrichtungen ein Wochenende lang mögliche Lösungsansätze „gegen das Virus“ erarbeiten. Einer dieser Lösungs- ansätze ist ein einfaches Beatmungsgerät, das schnell und kosten- günstig aus verfügbaren Medizinprodukten und Teilen aus dem 3-D-Drucker zusammengebaut werden kann. Dahinter steht die Projektgruppe „DIY-Beatmungsgerät“ (DIY steht für „Do-it-yourself“), zu der nach eigenen Angaben Profis verschiedenster Disziplinen gehören, darunter Mediziner und Mitarbeiter aus dem Bereich Medizintechnik. Ihr Ziel: ein einfach zu bauendes Beatmungs- gerät für Krisensituationen und für Gegenden zu entwickeln, in denen konventionelle Beatmungsgeräte nicht verfügbar sind. Das Besondere: Sowohl die Konstruktionsanleitung als auch die Software sind frei ver- fügbar und das Gerät besteht aus leicht zu beschaffenden Einzelteilen, damit es weltweit ohne Lizenzgebühren nachgebaut werden kann. Zur Technik: Um die nötige Hygiene und eine möglichst schnelle Zer- tifizierung sicherzustellen, greift das 20-köpfige Team möglichst wenig in die Luftzirkulation ein und setzt auf vorhandenes Beatmungsequip- ment. Herzstück ist ein manueller Beatmungsbeutel, der durch einen Motor und eine mechanische Konstruktion komprimiert wird. Einfache Sen- soren überwachen währenddessen die Herzfrequenz, den Blutsau- erstoffgehalt, die Bewegung, CO 2 und die Atemfeuchtigkeit des Patienten sowie die präzise Dosierung der Luftmenge. Bei Ausfall oder Unregelmäßigkeiten werde ein lokaler Alarm ausgelöst. Als nächstes will das Team versuchen, mit dem Prototypen eine CPAP- Beatmung („continuous positive airway pressure“) zu realisieren, die die Spontanatmung des Patienten mit einem dauerhaften Überdruck kombiniert, der während Einatmung und Ausatmung aufrechterhalten wird. Zum Testen des Prototypen verwendet die Gruppe die sogenannte Gläserne Lunge, einen Prüfstand der Technischen Hochschule Ulm, der das Verhalten eines realen Patienten nachbildet und in der Ver- gangenheit bereits zur Vermessung von Spirometern zum Einsatz kam. So will das Team eine längere Anwendung auch für mehrere Patienten in Folge sicherstellen. Die gesetzlichen Anforderungen aus Europa sowie in den USA, Brasilien, Kanada, der Schweiz, Australien und viele andere habe man im Blick. Wer die Projektgruppe mit seiner Arbeitskraft, Produktions- oder Vertriebs-Know-how oder aber Geld unterstützen möchte, findet alle nötigen Informationen unter https://diy-beatmungsgerät.de/. So könnte das „DIY-Beatmungsgerät“ (Simulation der Projektgruppe) aussehen. Bei allen Bauteilen handelt es sich um verfügbare Medizin- produkte oder um Bauteile, die günstig und schnell im 3-D-Druck- verfahren erstellt werden können. Fotos: DIY-Beatmungsgerät – Sebastian Müller 30 | NACHRICHTEN

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