Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08
zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (794) DEUTSCHES ZENTRUM FÜR LUFT- UND RAUMFAHRT 3-D-DRUCKER PRODUZIEREN JETZT SCHUTZAUSRÜSTUNG Wo normalerweise Modelle für die Luft- und Raumfahrtforschung her- gestellt werden, wird in Corona-Zeiten Schutzausrüstung gefertigt: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) meldet jetzt die erfolgreiche Umstellung seiner 3-D-Drucker zu diesem Zweck. Anlass der Prüfung war eine Anfrage der Europäischen Kommission zur Unterstützung bei der Herstellung dringend benötigter medizi- nischer Geräte und Materialien, wie Schutzmasken und Ventile für Beatmungsgeräte im 3-D-Druckverfahren, teilt das DLR mit. Ohne technische Spezifikationen sei es gelungen, Tests mit Bauteilen auf der Basis frei verfügbarer Vorlagen und mit für den Medizinbereich zugelassenen Kunststoffen durchzuführen. Bei den Tests zum Druck von Schutzmasken sorgen demnach gummiartige Materialien für eine gute Passform und hohen Tragekomfort. Je nach Modell unterscheidet sich die Leistungsfähigkeit der Geräte. So verfügt das DLR über Drucker, die wie eine automatische Heiß- klebepistole Kunststoffgranulat verflüssigen und schichtweise über- einander drucken – bei anderen wird flüssiger Kunststoff mittels UV-Licht ausgehärtet. Nach bisherigen Schätzungen können mit den bestehenden Geräten im DLR bis zu zehn Schutzmasken oder 15 Ventile für Beatmungsgeräte pro Tag hergestellt werden. Diese Zahlen sollen sich durch eine Vernetzung der Institute und Ein- richtungen jedoch noch vergrößern lassen. Die Zertifizierung und Zu- lassung der produzierten Produkte für den medizinischen Gebrauch sei bereits in Arbeit. STANFORD UNIVERSITY, USA CLOUD COMPUTING HILFT BEI SUCHE NACH THERAPEUTIKUM Um neue therapeutische Möglichkeiten auszuloten, simuliert die Stan- ford University die Dynamik von SARS-CoV-2-Proteinen. Gängige Simulationen zeigen nur eine einzige Momentaufnahme der üblichen Form eines Proteins, nicht aber den Bewegungsradius all seiner be- weglichen Teile. Zu beobachten, wie sich die Atome in einem Protein relativ zueinander bewegen, ist wichtig, erklären die Wissenschaftler, „weil man wertvolle Informationen erfasst, die auf andere Weise nicht zugänglich sind“. Um diese intensiven Rechenprozesse zu beschleunigen, bedienen sie sich der Technik des Cloud Computing, das heißt, Nutzer können den Forschern durch die Nutzung eines kleinen, Download-baren Programms die auf ihrem Heim-PC ungenutzte Rechenkapazität zur Verfügung stellen. Während der User einen Text schreibt oder im Internet surft, hilft er gleichzeitig, die Rechenprozesse der Wissen- schaftler zu beschleunigen. Auf diese Weise gelang den Forschern vor Kurzem mit der Simulation eines Ebola-Proteins eine Schwachstelle des Erregers aufzuzeigen, die künftig möglicherweise für die Entwicklung eines Therapeutikums genutzt werden kann. Jetzt will ein Team um Greg Bowman, PhD, Assistenzprofessor für Biochemie und molekulare Biophysik an der Washington University School of Medicine in St. Louis, vergleichbare Simulationen für die Proteine von SARS-CoV-2 erstellen – und bittet dabei auf der Website des Projekts https://foldingathome.org um Mithilfe. Foto: DLR (CC-BY 3.0) 3-D-Drucker im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR), auf dem Ventile für Beatmungsgeräte (3d-druck1_DLR) bzw. Schutzmasken (3d-druck2_DLR) gedruckt werden. Foto: Youtube-Washington University School of Medicine Greg Bowman, PhD, Assistenzprofessor für Biochemie und molekulare Biophysik an der Washington University School of Medicine in St. Louis, leitet das Cloud-Computing-Projekt Folding@home. Nutzer auf der ganzen Welt können dabei Rechenleistung zur Verfügung stellen, um für die Forschung Simulationen der SARS-CoV-2-Proteine zu beschleunigen. 32 | NACHRICHTEN
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