Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (796) INTERVIEW MIT DR. DR. MARKUS TRÖLTZSCH Corona zeigt: Zahnmedizin muss akademisch bleiben! Die Corona-Krise hält die Welt in Atem. Die Gesundheitsberufe sind derzeit besonders gefordert – darunter auch die Zahnärzte. In Deutschland ist der Großteil der Zahnärzte niedergelassen in eigener Praxis. MKG-Chirurg Dr. Dr. Markus Tröltzsch aus Ansbach berichtet, wie seine Praxis mit der Infektion umgeht. Herr Dr. Tröltzsch, welche Art Praxis betreiben Sie mit wie vielen Behandlern? Dr. Dr. Markus Tröltzsch: Wir haben eine MKG-chirurgische Praxis. Wir machen aber auch ganz normale Zahnheilkunde mit insgesamt vier Behandlern. Was sind Ihre Schwerpunkte? 60 bis 70 Prozent unseres Tagesbetriebs sind chirurgische Behandlungen. Wir sind spezialisiert auf Augmentations- chirurgie bei nichtgesunden Patienten, damit einher geht auch die Implanto- logie, die Bisphosphonat-Chirurgie, die operative und nichtoperative Therapie von Kieferhöhlen- und Nasen-Neben- höhlenerkrankungen sowie die kleine Onkologie, insbesondere der Gesichts- haut. Was heißt „bei nichtgesunden Patienten“? Na, zum Beispiel bei Patienten, die eine Herzproblematik haben oder schwere Diabetiker sind, oder Tumorpatienten oder Patienten, die multiple Vorerkran- kungen haben, bis zu Bisphosphonat- Patienten. Wir behandeln auch viele Dialyse-Patienten. Da viele die Be- handlung von schwerer erkrankten und multimorbiden Patienten berech- tigterweise sehr vorsichtig angehen, werden uns daher auch von weiter weg Fälle zugewiesen. Haben Sie entsprechend Belegbetten? Ja, genau. Wir haben Betten im Krankenhaus ... … stehen die Ihnen derzeit zur Verfügung? Aufgrund der Corona-Pandemie ist alles, was irgendwie aufschiebbar ist, an kleinen Häusern einfach kapazitäts- mäßig nicht mehr gegeben. In Bayern gilt ja gerade das Katastrophenrecht. Dementsprechend ist die Anzahl der OPs, die zur Verfügung gestellt werden, extrem reduziert. Alles wird – meiner Meinung nach zu Recht – darauf vorbereitet, Kapazitäten für Covid- 19-Fälle zu schaffen, die hoffentlich nicht im befürchteten Ausmaß auf uns zukommen werden. Wenn Sie sagen „aufschiebbar“, ist es eine auffschiebbare Behandlung, wenn der Patient einen Tumor hat? Niemals! Das ist gerade das Dilemma, in dem wir stecken. Es ist eine Sache, wenn ein kleines Haus auf Notbetrieb herunterfährt und einfach die Res- sourcen nicht mehr hat, aber an den großen Häusern muss es ja weitergehen. Hier zeigt sich eine der großen Gefahren der massenhaften Ausbreitung von SARS-CoV-2: Das Gesundheitssystem könnte überlastet werden. Können Sie in Ihrer Praxis weiterbehandeln – trotz des Mangels in der Versorgung mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln? Wir verfolgen die Entwicklung für SARS-CoV-2-Infektionen seit Januar. Da wir selber sehr viel unterwegs sind und da wir durch die genannten Behandlungsschwerpunkte auch Pa- tienten haben, die von außerhalb kommen, haben wir den Selbstschutz bereits im Auge gehabt und seit Ende Januar angefangen, unsere Ressourcen aufzustocken. Wir sind also ausgerüstet. Auch die Praxen in unserer Nachbar- schaft sind – soweit ich das überblicke – gut gerüstet, weil man große Gebinde kauft. Und für uns als Praxis gilt, dass COVID-19 nicht die erste Infektion ist, die uns gefährlich werden kann, da gibt es genug andere. Wie sehr COVID-19 überhaupt ein Infektionsproblem bei richtig ange- wendeter Schutzausrüstung nach RKI darstellt, ist überhaupt noch nicht klar. Die klinischen Erkenntnisse aus Wuhan, die Forschung, die wir zur Schutzwirkung der verschiedenen Maskenarten bei anderen Viren ken- nen, all das deutet darauf hin, dass wir bei der Behandlung von Patienten, die klinisch gesund sind, mit unserer DR. MED. DR. MED. DENT. MARKUS TRÖLTZSCH Fachzahnarzt für Oralchirurgie Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 2016 wurde Dr. Dr. Markus Tröltzsch zum Vorsitzenden der Akademie Praxis und Wissen- schaften (APW) der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) gewählt. Sein Schwerpunkt liegt im Bereich Augmentation. Seit März 2017 ist er in Ansbach niedergelassen. Foto: Luise Mortag 34 | PRAXIS

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