Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (802) S chädliche Schmerzmittel, Wunder- heilmittel, Selbstdiagnose – viele Fake News sorgen dieser Tage für Verunsicherung. Dazu gehören auch diese medizinischen Themen: DIE IBUPROFEN-LÜGE VON DER „MAMA VOM POLDI“ Vor rund zwei Wochen wurde eine Sprachnachricht in die Instant-Messa- ging-Dienste WhatsApp und Telegram gegeben, die sich in den Communitys der beiden Plattformen schnell verbrei- tete. In der etwa 1,41 Minuten langen Nachricht an ihre Bekannte „Isabel“ erklärt eine Frau, die sich als „die Mama vom Poldi“ vorstellt, dass Ibuprofen den Verlauf der Lungenkrankheit COVID-19 stark verschlimmere. Sie führt aus: „Eine Freundin von mir ist an der Uniklinik in Wien und die hat mich heute angerufen und die haben halt mal so ein bisschen For- schung betrieben, warum in Italien so viele so heftige Corona-Fälle aufge- treten sind. Sie haben festgestellt, dass die Leute, die mit diesen schweren Symptomen in die Klinik eingeliefert wurden, mehr oder weniger alle da- heim vorher Ibuprofen eingenommen hatten – und haben dann jetzt mal im Labor den Virus und Ibuprofen zusammengebracht. Und da gibt‘s sehr stichhaltige Hinweise, dass Ibuprofen die Vermehrung des Virus beschleunigt.“ Die Frau fügt hinzu, dass man zu dieser Erkenntnis keine Belege im Netz finden könne, da die Pharmaindustrie sofort mit Millionenklagen gegen diese Behauptung vorgehen würde. Ein cle- verer Schachzug, der verhindern soll, dass HörerInnen der Nachricht, die selber recherchieren und nichts finden, die Lüge aufdecken. Im ersten Moment möchte man der angeblichen „Mama vom Poldi“ durch- aus abnehmen, dass sie anderen eine wichtige Info weitergeben möchte. Ihre Stimme klingt vertrauenerweckend. Wie sie die Nachricht weitergibt, wirkt nicht panisch, sondern sachlich. Die Aufnahme schließt dann auch ganz unaufgeregt mit den Worten: „Also, ich wollte dir das nur gerne weiter- geben, wollte dich bitten, dass du das auch weitergibst und ansonsten hoffe ich, dass wir hier alle in unseren unfreiwilligen Ferien das ganz gut organisiert bekommen. Bis bald. Ciao!“ Die Medizinische Universität Wien de- mentierte die Nachricht sofort, unter anderem auf ihrer Website sowie auf Twitter (https://twitter.com/MedUni_ Wien/status/1238782938344554496). Die Nachricht stehe in keinerlei Ver- bindung mit der Medizinischen Uni- versität Wien. Immerhin: Auch die Richtigstellung machte schnell die Runde in den sozialen Netzwerken. QUATSCH-TESTS FÜR DIE SELBSTDIAGNOSE Ebenfalls auf WhatsApp kursiert ein Kettenbrief, der erklärt, wie die Menschen in Kanada angeblich über das Coronavirus informiert werden – und wie man herausfinden kann, ob man sich infiziert hat. Es sei ganz ein- fach: Man müsse nur zehn Sekunden lang die Luft anhalten. Führe man „die Untersuchung ohne Husten, ohne Beschwerden, ohne Prallheit, ohne Engegefühl usw. erfolgreich durch, be- weist dies, dass keine Fibrose in den Lungen vorliegt, was im Grunde ge- nommen auf keine Infektion hin- weist.“ Die Methode ist natürlich Schwindel, die keinerlei medizinischen Halt hat. FAKE NEWS ZU CORONA Falsche Nachrichten, echte Verunsicherung Die Nachrichtenlage rund um die Corona-Pandemie ändert sich täglich. Was es nicht besser macht: Immer mehr Fake News mischen sich unter die seriösen Beiträge, sehr häufig über medizinische Zusammenhänge. Foto: AdobeStock_ artem_goncharov 40 | PRAXIS

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