Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (815) Berichte zur forcierten kieferorthopä- dischen Extrusion von Incisiven, doch auch im Prämolarenbereich scheint diese Technik gut zu funktionieren [Jafarzadeh et al., 2007]. Erstmals beschrieben wurde die kiefer- orthopädische Extrusion von Zähnen von Heithersay [Heithersay et al., 1973] und Ingber [Ingber et al., 1976]. Vor der Entscheidung zur forcierten Extrusion sollten alle die Therapie beeinflussenden Faktoren evaluiert werden. Ein besonderes Augenmerk sollte auf das Kronen-Wurzel-Verhältnis nach erfolgter Extrusion gelegt werden. Als ideal wird ein Kronen-Wurzel-Ver- hältnis von 1:2 angesehen, als Mini- mum ein Kronen-Wurzel-Verhältnis von 1:1 [Penny et al., 1979]. Wird dieses Verhältnis durch die Extrusion so ungünstig verschoben, dass die Prognose der nachfolgenden Versor- gung negativ beeinflusst wird, gilt es, die Erhaltungsfähigkeit des Zahnes zu überdenken. Fällt die Wahl der Behandlungsmethode auf die kieferorthopädische Extrusion, so stehen hierfür verschiedene Mög- lichkeiten zur Verfügung. Eine denk- bare Therapieoption wäre das Einsetzen eines Häkchens als Retention in den Wurzelkanal des zu extrudierenden Zahnes und eine Kraftapplikation durch festsitzende oder herausnehm- bare Apparaturen [Ingber et al., 1976]. Als Alternative wurden auch Extrusio- nen beschrieben, bei denen die Kräfte durch Magnete vermittelt wurden [Bondemark et al., 1997]. Die ange- wandte Methode muss vom Behandler den individuellen Gegebenheiten ent- sprechend ausgewählt werden [Patil et al., 2014; Stevens et al., 1998]. Wäh- rend Magnete sich meist ästhetisch günstig in Interimsprothesen oder Schienen verstecken lassen, muss, um sie in der zu extrudierenden Wurzel einzubringen, vergleichsweise mehr Zahnhartsubstanz geopfert werden als bei einem Häkchen im Wurzelkanal. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass die herausnehmbaren Apparaturen gut auf der permanenten Dentition abge- stützt sind, um einer Einlagerung der Apparatur und der damit verbundenen unbeabsichtigten Annäherung an die Magnete in den Zähnen entgegenzu- wirken [König et al., 2007]. Bezüglich der Behandlungsdauer muss bei der kieferorthopädischen Extrusion ein entsprechend ausreichend langer Zeitraum eingeplant werden. Dieser beginnt mit dem eigentlichen Vorgang der Extrusion, bei dem mit Extrusions- raten von circa 1mm pro Woche ge- rechnet werden kann [Proffit et al, 2000; Oeserle et al., 1991; Ingber et al., Abb. 2: Nach Entfernung der Schienung klinisch sichtbare Dislokation der Fragmente bei komplizierter Kronen-Wurzel- Fraktur Abb. 3: Zustand nach WF 14 und 15: deutlich erkennbare Frakturlinien, die koronalen Fragmente sind noch in situ. Zahn 16 nach Wiederherstellung mittels Compositfüllung Abb. 4: Z. n. intrakanalärer Verankerung der Extrusionsretention: Die WF an Zahn 15 wurde nach erfolgter Extrusion revidiert. Abb. 5: Retention und Draht in situ DR. ANNE-KATRIN KÖNIG Endodontische Schwerpunktpraxis- Kurbrunnenstr. 9, 67098 Bad Dürkheim rezeption@koenig-zahnaerzte.de Foto: Hans-Georg Merkel 2 3 4 5 | 53

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