Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (840) E in 28-jähriger Patient stellte sich im Januar 2018 mit einer palpatorisch weich-elastischen, fluktuierenden Raumforderung sub- mandibulär rechts nach submental reichend in unserer MKG-Poliklinik vor (Abbildung 1). Die allgemeine Anamnese war bis auf einen Nikotin- abusus von 20 Zigaretten pro Tag leer. In der speziellen Anamnese gab er be- züglich des genannten Befunds einen sich über mehrere Jahre ziehenden Krankheitsverlauf an. Bereits im Jahr 2011 war es zu einer akuten Schwellung im Bereich des Mundbodens rechts gekommen. Alio loco wurde die Diagnose einer infizierten Ranula gestellt, diese wurde zunächst antibiotisch behandelt, woraufhin sich die Beschwerden besserten. Weitere chirurgische Schritte wurden damals nicht unternommen. Im weiteren Ver- lauf kam es zu rezidivierenden zervika- len Schwellungen, die mit Lymph- adenopathien in Einklang gebracht wurden sowie zu fiebrigen Infekten und Tonsillitiden. Ebenfalls alio loco wurde eine Tonsillektomie durchge- führt. Im Jahr 2016 suchte der Patient einen niedergelassenen HNO-Kollegen wegen Schmerzen im Bereich der zervikalen Schwellung und eines neu aufgetretenen Lagerungsschwindels auf. Bei der daraufhin veranlassten MRT-Untersuchung wurde von radio- logischer Seite erstmals der Verdacht auf eine Tauchranula geäußert (Abbil- dung 2). Jedoch wurden diesbezüglich keine weiteren Therapieschritte unter- nommen. Aufgrund der Persistenz der Schwellung suchte der Patient in der Folgezeit mehrere Kliniken auf, wobei die klinischen, sonografischen und radiologischen Befunde zunächst für das Vorliegen einer lymphatischen Malformation sprachen. Im Oktober 2018 erfolgte im Univer- sitätsklinikum Regensburg erstmalig die sonografisch gesteuerte Punktion der echoarmen, zystischen Raumforde- rung, wobei sich eine klare, schleimig- Foto: Michael Maurer Abb. 1: Präoperativer Befund der rechtsseitigen zervikalen Schwellung Fotos: Michael Maurer Abb. 2: Koronare (a) und sagittale (b) MRT-Rekonstruktion (T2): Die Raumforderung erstreckt sich vom Zungenbein bis zum Sulcus glossoalveolaris. Der sublinguale Ausläufer legt einen Bezug zur Gl. sublingualis nahe. DR. MED. DR. MED. DENT. MICHAEL MAURER Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Universitätsklinikum Regensburg Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93042 Regensburg michael.maurer@ukr.de Foto: privat MKG-CHIRURGIE Verdachtsdiagnose Tauchranula Michael Maurer, Katja Evert, Wibke Uller, Torsten E. Reichert, Tobias Ettl Bei einer persistierenden zervikalen Schwellung und richtungsweisender Anamnese für eine intraorale Ranula muss die sogenannte Tauchranula differenzialdiagnostisch Berücksichtigung finden. Im vorliegenden Fall hätte die anamnestisch angegebene, im Kindesalter aufgetretene orale Ranula einen entscheidenden Hinweis liefern und dem Patienten einen längeren Leidensweg ersparen können. 2b 2a

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