Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08
zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (841) zähe Flüssigkeit aspirieren ließ (Ab- bildung 3). Wegen der schleimigen Konsistenz der Flüssigkeit, die gegen das Vorliegen einer zu diesem Zeit- punkt nicht infizierten und nicht ein- gebluteten lymphatischen Malformation sprach, wurde das asservierte Sekret in den Instituten für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin sowie für Pathologie des Universitätsklinikums Regensburg laborchemisch und histo- pathologisch untersucht. Es wurde als makrophagenreiches Zystenpunktat mit geringgradig neutrophilen Granu- lozyten und wenigen Lymphozyten gewertet, wodurch die Diagnose einer lymphatischen Malformation eher ausgeschlossen und stattdessen die Verdachtsdiagnose einer Retentions- zyste beziehungsweise Tauchranula er- härtet werden konnte. Im April 2019 erfolgte in der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklini- kums Regensburg die rechtszervikale chirurgische Exploration unter Neuro- monitoring über einen extraoralen submandibulären Zugang. Hierbei zeigte sich subplatysmal eine zystische, äußerst dünnwandige, schleimgefüllte Struktur mit einem Ausmaß von circa 12 cm x 5 cm x 4 cm. Die Raumforde- rung wurde zusammen mit der Gl. submandibularis rechts unter Schonung des Ramus marginalis n. facialis, des N. hypoglossus und des N. lingualis exstirpiert (Abbildungen 4 und 5). An- schließend wurde von intraoral die Gl. sublingualis entfernt. Der Patient wurde mit Amoxicillin/Clavulansäure anti- biotisch abgeschirmt und konnte am dritten postoperativen Tag beschwerde- frei in die ambulante Weiterbehand- lung entlassen werden. In der histo- pathologischen Untersuchung des gewonnenen Präparats zeigte sich eine teilweise regressiv veränderte, gefäß- reiche Pseudozystenwand, die lumen- wärts von einer CD31-positiven Zell- lage (Abbildung 6) mit Nachweis zahlreicher Gefäße im Stroma ausge- kleidet war. Bei den ambulanten Nach- sorgeuntersuchungen boten sich reiz- lose Wundverhältnisse und bis dato ist keine weitere zervikale Schwellung mehr aufgetreten (Abbildung 7). DISKUSSION Neben der klassischen Form der Ranula existiert ein weiterer Typ von Extra- vasationszysten der Gl. sublingualis, nämlich die sogenannte Diving-, Plun- ging- oder Tauchranula [Ali et al., 1990]. Tauchranulae sind im Gegen- satz zur intraoralen Ranula Pseudo- zysten des Submandibularraumes, die infolge einer Ruptur der Gl. sub- lingualis mit begleitender Herniation nach ipsi- wie auch nach kontralateral durch einen in über 90 Prozent der Fälle nachweisbaren Defekt des M. mylohyoideus auftreten [Jain und Jain, 2014; AlHayek et al., 2018]. Fotos: Wibke Uller Abb. 3: Sonografisch gesteuerte perkutane Punktion der zystischen Läsion (a). Darstellung der Aus- dehnung der Zyste nach Kontrast- mittel-Applikation (b). DR. MED. KATJA EVERT Institut für Pathologie Universität Regensburg Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93042 Regensburg Foto: privat PD DR. MED. WIBKE ULLER Institut für Röntgendiagnostik Universitätsklinikum Regensburg Franz-Josef-Strauss-Allee 11, 93042 Regensburg Foto: privat Foto: Michael Maurer Abb. 5: Makroskopische Ansicht des exstirpierten Befunds Foto: Michael Maurer Abb. 4: Intraoperativer Befund: Es zeigt sich eine zarte Pseudozystenwand mit schleimigem Inhalt. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 3a 3b ZAHNMEDIZIN | 79
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