Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 110, Nr. 8, 16.4.2020, (770) Leserforum Foto: stock.adobel.com CORONA-KRISE LASSEN SIE DIE MITARBEITER SELBER ENTSCHEIDEN Mehr Verantwortung für ZFA übernehmen, zm-online 25.3.2020 Die Corona-Krise birgt derzeit vor allem zwei Risiken: das gesund- heitliche und das wirtschaftliche Risiko. Da angeblich sowieso 70 Prozent der Bevölkerung am Coronavirus erkranken werden, ist die Frage weniger ob, sondern lediglich, wann jemand erkrankt. Meine Mitarbeiterinnen treibt vor allem die Sorge vor der Kurzarbeit um. Die Partner haben häufig auch bereits Einbußen, Kredite können nicht mehr bedient werden. Empfehlungen zur Selbsteinschränkung kommen nur aus Quellen, die für die Konsequenzen nicht gerade stehen. Kammern haben hier keine Weisungsbefugnis. Ministerien und Gesundheitsämter haben – soweit mir bekannt – keine einschränkende Weisung erlassen. Kurzarbeit, wenn möglich, zu vermeiden und jeder Mitarbeiterin zu gestatten, selbst zu entscheiden, welches Risiko für sie persönlich das Bedrohlichere ist – auch das ist eine Form der Verantwortung. Dr. Volker Alkemper, Hamm CORONA-KRISE WIRKLICH ERHÖHTES RISIKO IN DER ZAHNARZTPRAXIS? In meiner Praxis wird jährlich die Keimbelastung der wasserführenden Systeme der Dentaleinheiten überprüft. Ergebnis: Keimzahl in den Dentaleinheiten gleich NULL, den Wasser-führenden Systemen wird ständig eine hochwirksame desinfizierende Lösung zugeführt. Hätten Viren da eine Chance? Inwieweit reduzieren antiseptische Mundspülungen vor Beginn der Behandlung die Infektionsgefahr? Wurde denn bei solchen Einheiten (antiseptische Beimischung) schon mal die Konzentration von aktiven Bakterien und Keimen im Spraynebel während der Behandlung am Patienten bestimmt? Und reicht diese Konzentration aus, um durch die übliche Schutzausrüstung geschütztes Personal und andere Patienten (bei Einhaltung aller Hygiene- vorschriften) zu infizieren? Wenn nicht, sollte man sich mit Empfehlungen zu deren Nutzung bzw. Nichtnutzung und damit einer weitestgehenden Einschränkung der Berufs- ausübung zurückhalten. Es sei denn, man gleicht die wirtschaftlichen Verluste der Praxen „ohne Wenn und Aber“ zumindest bis zu einem bestimmten Anteil (nachgewiesene laufende Praxiskosten und fiktives Oberarzt-Gehalt des Praxisinhabers) bedingungslos und ohne „Bedürftigkeitsprüfung“ aus und übernimmt die Verantwortung für alle aus der Nichtbehandlung von Nicht-Notfall-Patienten sich ergebenden gesundheitlichen Folgen. Gegen die Annahme, dass durch Aerosole in der Zahnarzt- praxis bakterielle und virale Infektionen verbreitet werden, spricht doch die Tatsache, dass bei jeder Erkältungswelle (hervorgerufen durch Bakterien, Grippeviren, bereits in Europa etablierte Corona- viren) zahnärztliche Mitarbeiter und deren Patienten sonst massenhaft befallen wären. Dies ist jedoch nicht bekannt. Ich zitiere: „Jedoch ist entsprechend einer Mitteilung der Bundeszahnärztekammer kein Fall dokumentiert, in dem HIV, HBV oder HCV durch Aerosole von Hand- und Winkelstücken übertragen wurden.“ 1 Zudem zeigt bisher keine klinische Studie „eine direkte Ursache-Wirkungs- Beziehung zwischen den von Bakterien verunreinig- ten Aerosolen und Infektionen …“ 2 Dr. Thomas-Andreas Lorenz, Blender 1 https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/Fachangestellte/ Keine_Angst_vor_HIV.pdf 2 Dr. Christian Graetz, Dr. Sonja Sälzer, Dr. Anica Tillner: Aerosol in der zahnärztlichen Prophylaxe – eine unterschätzte Gefahr?, veröffentlicht in plaque n care vom 23.08.2018. CORONA-KRISE ZAHNÄRZTE IN DER KRISE UNBRAUCHBAR? Ich bin angestellte Zahnärztin und jetzt auf Kurzarbeit. Habe mich umgehend beim Gesundheitsamt (Kreis Kleve) gemeldet, um mich dem völlig überlasteten übrigen Gesundheitswesen in der jetzt zwangsweise freien Zeit zur Verfügung zu stellen. Ich bin zum Beispiel gelernte Rettungssanitäterin, kann Blut abnehmen oder dergleichen. Ich bin mir auch nicht zu schade, eigenhändig den Desinfektionslappen zu schwingen oder in der Pflege eingesetzt zu werden. Bekomme aber die Antwort: „Wat soll‘n wer denn mit ‚ner ZAHNärztin anfangen?!“ (Zahnärztin so betont, als handle es sich um Hundekacke am Schuh.) Ich bin, ehrlich gesagt, über so viel Verwöhntsein sehr verwundert ... In spätestens zwei Monaten wird man froh sein, wenn jemand, der als Kind mal vorhatte, Tiermedizin zu studieren, seine Hilfe anbietet. Meike Wenningkamp, Bedburg-Hau

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